Arnold Schwarzenegger hat sich in den 1980er Jahren durch seine Rollen als Conan, Terminator und Predator-Kontrahent einen Namen gemacht. Uns wurde dieser muskulöse Bodybuilder als Actionstar verkauft, der allenfalls noch in dem Sci-Fi Running Man einen Genre-Wechsel vollführen konnte. Aber in all seinen Filmen hat Arnie bereits mit One Linern und kleinen amüsanten Momenten gezeigt, dass in ihm ein Comedian steckt, der auf seinen ersten Bühnenauftritt wartet. Unterstützt von Danny DeVito, darf er in Ivan Reitmans Twins – Zwillinge nun mal die eigenen Muskeln beiseite lassen – obwohl er mehrere Oben-Ohne Shots bekommt – und dafür unsere Lachmuskeln trainieren.
Ivan Reitman, der vier Jahre zuvor den grandiosen Ghostbusters gemacht hat und an den Twins natürlich nicht heranreicht (und auch nicht muss), nimmt quasi den Buddy Cop Movie, verwandelt Vorlagen wie Nur 48 Stunden und Lethal Weapon in eine Family Reunion Culture Clash Komödie – wenn auch mit ein paar Gangster Subplot Einheiten.
Twins erzählt von Julius Benedict (Schwarzenegger), der als Ergebnis eines genetischen Experiments als der perfekte Mann erschaffen wurde, der nun auf einer paradiesischen Insel lebt und der Hochkultur frönt. Dann erfährt er von einem Zwillingsbruder, der in Los Angeles leben soll. Julius paddelt einmal quer übers Meer um in L. A. auf den Gauner Vincent Benedict (DeVito) zu treffen. Der hat gerade das falsche Auto geklaut, in dem sich eine höchst wertvolle Fracht verbirgt. Auf einmal sind hochkarätige Killer hinter ihm her. Da kommt sein muskulöser Zwillingsbruder gerade recht, auch wenn Vincent nicht so ganz glauben will, dass die beiden miteinander verwandt sein sollen. Aber Julius will ihre gemeinsame Mutter aufspüren und das Rätsel klären, weshalb er so privilegiert aufgewachsen ist und Vincent zum Kleinkriminellen wurde.
Twins – Zwillinge
" data-orig-size="1000,742" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito als Zwillingspaar Vincent und Julius Benedict.
Bereits zu Beginn erfahren wir von dem Experiment, bei dem eigentlich nur ein Baby entstehen sollte. Das Sperma von sechs unterschiedlichen Männern – jeder von ihnen ein eigener Schwarzenegger – wird einer perfekten Frau eingeflößt, die aus diesem “Milchshake” nicht eins, sondern gleich zwei Babys hervorbringt. Ein involvierter Wissenschaftler wird Vincent später damit konfrontieren, dass seine Gene die schlechten Überreste dessen sind, was das perfekte Embryo abgeworfen hat, weswegen die beiden nichts voneinander erfahren sollten. Erschütternd, würde da nicht ein Schwarzenegger einspringen und seinen kleinen DeVito Bruder sofort verteidigen und wieder aufpeppeln.
Reitman inszeniert einen durchgängigen Running Gag, der dennoch großartig funktioniert, was vor allem an dem Miteinander der beiden Hauptdarsteller liegt. Sie reißen nicht nur dumme Witze, sondern bringen auch noch Herz in die Story. Das hätte man so nicht erwartet. Eigentlich wäre DeVito der ideale Gauner mit großer Klappe, Schwarzenegger das Muskelpaket mit Schlagkraft, aber beide spielen markerschütternd, wenn sie daran verzweifeln, ihre Mutter zu Gesicht zu bekommen.
Ebenso ist es Reitman zu verdanken, dass er so viel Originalität in einen Film bringt, der zu einer x-beliebigen Komödie hätte werden können. Stattdessen ist es aber ein starker Ersteintrag für Schwarzeneggers Karriere im Comedy-Fach (mitsamt einer späteren Reunion mit Ivan Reitman und Danny DeVito für Junior).
Es wäre ein Leichtes gewesen, DeVitos Vincent zu dem Kleinganoven zu machen, der den großen Muskelmann davon zu überzeugen versucht, dass die beiden miteinander verwandt sind, um sich so dessen Hilfe zu sichern, ihn auszunutzen. Stattdessen wird Arnie zum sanft-naiven Giganten, der verzweifelt die Gunst des kleinen Giftzwergs zu gewinnen versucht, der partout nicht glauben will, dass er einen Zwillingsbruder hat.
So ist in Twins denn auch DeVito der Frauenheld (der mit Chloe Webbs Linda anbandelt), während Schwarzeneggers Julius als Jungfrau geoutet wird. Ein Kommentar des Films in Richtung Arnies Karriere, in der er bis hierher keine wirkliche Filmromanze haben durfte (pure Sexszenen wie in Conan wollen wir man nicht gelten lassen). Er bekommt also eine Love Interest: Kelly Preston als Marnie Mason, natürlich die Schwester von Linda und die Voice of Reason, die alle Verrücktheiten zu durchschauen scheint.
Twins – Zwillinge
" data-orig-size="1000,741" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Ohne „Oben Ohne“ geht es denn aber auch in einer Komödie nicht.
Die Kunst des Films ist es, dass uns dennoch glaubhaft gemacht wird, dass diese beiden Männer Zwillinge sind. Da sind so viele kleine, unkommentierte Momente, in denen sie dieselben Ticks, dieselben Marotten vorweisen, ohne es selbst zu merken und ohne dass der Film uns mit der Nase drauf stupsen möchte. Dasselbe Tischverhalten, dieselben Abläufe auf dem Klo, diese natürlich einstudierten Choreografien sind die amüsantesten Elemente in Twins, weil sie unaufdringlich komisch wirken.
Auch wenn das ganze Gangster-Ding deplatziert und unnötig wirkt (und deshalb auch nicht weiter erwähnt werden muss), profitiert Twins aus diesem begnadeten Comedy-Duo, das so viel besser funktioniert als heutzutage Dwayne Johnson und Kevin Hart, die sich sicher ein Vorbild an diesem Gespann genommen haben. Hier können wir uns dem Witz einfach nicht entziehen, wenn Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito Seite an Seite durch die Sonne schlendern, in passenden Anzug-Partneroutfit, Jacken lässig über die Schultern geworfen, Sonnenbrillen auf den Nasen. Es sind weder die Handlung noch die Witze, die in Erinnerung bleiben, sondern die beiden Männer, die dem Film Seele verleihen und die Witze überhaupt erst amüsant machen.