Filme in Zeiten motivatorischer Cholera

Da ist es passiert. Durch eine Mischung aus Stress und Müßiggang, die für außenstehende so schwer nachzuvollziehen ist, wurde dieser Blog vernachlässigt. Es ist lange her, dass hier eine neue Kritik gepostet wurde. Nicht etwa, dass es jemandem aufgefallen wäre oder jemand, den Missstand moniert hätte. Normalerweise ist das die Aufgabe von Hans, doch der scheint derzeit kein Internet zu haben. Was ist los mit der Motivation? Es ging ihr schon besser, sie ist aber noch da. In den letzten Wochen gab es so viele Unregelmäßigkeiten im Programm von Radio Lotte. Wegen zahlreicher Sonderthemen, Feiertage und sonstiger Dinge, fiel die Kinostunde ein paar mal flach. Nichts desto Trotz habe ich noch ein paar Filme gesehen, deren Kritiken auch im Radio liefen, die ich aber einfach aus Faulheit nicht gepostet habe. Bevor ich jetzt veraltete Texte recycle, folgen hier ein paar zusammenfassende Worte über die gesehenen Filme. Bei manchen hat sich durch den zeitlichen Abstand vielleicht die Meinung geändert. Das werde ich wohl erst beim Schreiben merken.
My Week With Marilyn
Bei der diesjährigen Oscarverleihung gab es auf dem roten Teppich nur ein Thema: Das Outfit von Michelle Williams. Sie hatte irgendein Designerkleid an, das so speziell war, dass es an jeder anderen Frau wie der letzte Fetzen hängen würde. Ihre Erscheinung auf dem Teppich war wohl überzeugender, als ihre Darstellung in der Monroe-Biographie, denn den begehrten Göldjungen hat sie nicht ergattert.
Im Film geht es um die Dreharbeiten zum Schmachtfetzen „Der Prinz und die Tänzerin“. Der Star stellt sich oft quer und arbeitet absolut unzuverlässig und unprofessionell.
Der Setassistent Colin soll sich um sie kümmern und sie dazu bringen, den Film fertig zu drehen. Dabei funkt es natürlich gewaltig.
Das Hauptaugenmerk in diesem Film liegt auf dem Aussehen von Marilyn Monroe. Es gibt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem echten Star. So verblüffend, dass man immer mal Originalaufnahmen dazwischen geschnitten hat. Die blitzen natürlich nicht lange genug auf, um wirklich sehen zu können, welche Unterschiede herrschen. Das ist auch nicht so wichtig, wie ich finde. Michelle Williams sieht ihr ähnlich genug, um in die Geschichte eintauchen zu können.
All zu tiefgründig wird’s dann doch nicht. Neben etwas zu kitschig und kulissenhaft geratenen Szenen, gibt es eins zwei Auflockerungen und sogar den ein oder anderen Lacher. Es ist leichte und oberflächliche Unterhaltung, die einem nichts geben kann. Absolut kein Oscarfilm, aber nett an zu sehen auf jeden Fall.
Martha Marcy May Marlene
Vor dem Ausflug mit Miss Monroe habe ich noch dieses Kleinod aus den Hallen von Sundance gesehen.
Martha war zwei Jahre verschwunden. Einfach weg. Hat ihr Leben aufgegeben und ist los gezogen. Ziel- und Wurzellos trifft sie eines Tages auf Pattrick und seine Freunde. Die bieten ihr ein freies Leben außerhalb der Gesellschaft auf einer abgelegenen Farm an. Martha nimmt den Vorschlag an und zieht in den Wald. Schnell wird klar, dass etwas nicht stimmt mit den netten Waldbewohnern und sich die Gemeinschaft als knallharte Sekte entpuppt.
Der Film beleuchtet eigentlich schon die Zeit, nachdem Martha der Sekte entkommen ist und präsentiert die Ereignisse in Flashbacks.
Obwohl der Film keinerlei explizite Szenen hat, schwingt die ganze Zeit eine schwer zu erfassende Bedrohung zu spüren. Der ganze Film spannt unglaublich an. Ohne jeden Grund steigt der Puls und die Hände werden schwitzig und während des Liedes „Marcy's Song“ bekommt man eine Gänsehaut.
Ein unglaublich simpel, wie genial inszenierter Brocken, der über den Abspann hinaus nicht mehr los lässt. Ein guter, aber zweifelsohne auch  böser Film.
Unter Männern – Schwul in der DDR
Das ist ein Film, der perfekt geeignet ist, um über den Tellerrand zu blicken. Er stellt das Leben homosexueller Männer in der DDR vor. In Interviews berichten die unterschiedlichen Protagonisten von ihren Erlebnissen. Der Film ist gleichzeitig Geschichtsstunde, wie auch Sozialstudie. Ich hatte Gelegenheit, mit einem der beiden Regisseure, Ringo Rösener zu sprechen. Ich stellte fest, dass es trotz vieler Verbesserungen immer noch starke gesellschaftliche Ausgrenzungen von Homosexuellen gibt. Ein Stück weit wird die soziale Isolation übrigens auch selbst von Schwulen und Lesben voran getrieben. Dieser Film ist die Möglichkeit für beide Seiten, den Horizont zu erweitern. Sehenswert!
Medianeras
Letzte Woche gesehen und besprochen. Dieser kleine argentinische Film handelt vom Leben und Lieben in einer anonymen Großstadt. Ein alter Hut? Ja, stimmt schon irgendwie. Deshalb versucht dieser Film, dem ganzen Salat ein paar frische Zutaten zu verpassen. Es gibt ab und zu ein paar mosbyeske Vorträge über Architektur und es wird erklärt, wie wenig Fenster und wie viele Selbstmorde es in dieser Stadt gibt. Lässt man mal dieses Schmuckwerk weg und verbucht es als Aufmerksamkeitsgeheische, haben wir einen nett konstruierten kleinen Liebesfilm voller charmanter Begegnungen und schöner Bilder. Hätte der Film diesen ganzen pseudoalternativen Touch aus den ersten zwanzig Minuten einfach weg gelassen, wäre er perfekt.
Der Rest
Sehr gerne hätte ich zum Start den neuen Film mit Guy Pearce „Lockout“ gesehen. Ein kurzweiliges Sci-Fi-Action-Spektakel. Wahrscheinlich totaler Mist, aber ich bin total heiß auf so was und – verflucht nochmal! - der Film läuft nicht in dieser kleinen beschaulichen Puppenstadt. Scheiße!
Ich habe es jetzt übrigens auch geschafft, „Dirty Harry“ zu sehen. Der erste Teil der Reihe ist ganz schön unkonventionell für die frühen 70er. Clint Eastwood ist eine dermaßen coole Sau. Ich sag nur: „Vor lauter Aufregung habe ich gar nicht mit gezählt, ob ich fünf oder sechs von deinen Freunden abgeknallt habe. Also musst du dich fragen, ob du ein Glückskind bist.“ Herrlich!
Der zweite Teil entbehrt nicht einer gewissen Spannung und Originalität, geht aber viel zu lang. Mal sehen, wie mir der dritte Part gefällt.
Zum Abschluss noch ein kleiner Abstecher ins Fernsehen. Obwohl hier mal wieder sämtliche Grenzen zwischen den Medien verschmelzen. Ich weiß nicht, warum ich so lange gebraucht habe, aber ich habe „Family Guy“ entdeckt und muss sagen, dass ich es liebe. Nicht, wie die „Simpsons“; man wird bekloppt, wenn man mehr als vier Folgen hintereinander guckt. „Family Guy“ ist außerdem wesentlich roher. Während bei den „Simpsons“ eine gewisse Subtilität zu spüren ist, geht Peter Griffin mit einem Presslufthammer vor und durch die Tür.
Und eigentlich kann man diese beiden Serien nicht vergleichen, auch wenn das immer wieder getan wird.
Die Filmzitate bei „Family Guy“ suchen indes ihres Gleichen. Die drei originalen Star-Wars-Filme wurden zum Beispiel komplett persifliert. Ohne Pardon und ohne Erbarmen. Großartig!
Bevor ich das jetzt hier für heute endgültig beende, noch ein Wort der Warnung: Ich habe es jetzt geschafft, die erste Staffel von „Game Of Thrones“ zu sehen. Ich fange gar nicht erst an mit bewertenden Ausschweifungen. Nur so viel: Ich bin restlos begeistert! Ich werde mir die zweite Staffel wahrscheinlich schon noch auf Englisch ansehen, weil das Warten auf die synchronisierte Fassung unerträglich lang wäre. Wenn irgendein neunmalkluger Halbaffe es auch nur wagt, mir auch nur die geringste Kleinigkeit zu spoilern, werde ich so sauer, dass der Angriff der Drachen in Staffel 2, wie ein popeliges Tischfeuerwerk erscheinen wird. Ich schwöre, ich raste aus...
In den nächsten Wochen steht der Sommer an und das damit verbundene Loch vor der Tür. Es wird ein erbarmungsloses Hangeln werden. Von einem Blockbuster („Dark Knight Rises“) zum nächsten („Prometheus“). Es wird großartig. Golf, Wein und Straußensteaks. Cheers!

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