Der Filmolymp – viele Filme wollen dahin, viele kommen erst gar nicht und noch mehr fallen direkt in die tiefsten Abgründe des Hades. Ich vertrete die Ansicht, dass jeder Mensch seinen eigenen Filmolymp aufstellt. Geschmäcker sind schließlich zu verschieden.
Zwei Filme “meines” Olymps habe ich euch bereits vorgestellt: Oldboy und Der König der Löwen. Darum will ich jetzt den dritten Film der heiligen Dreifaltigkeit erwähnen, der es ebenfalls auf einen Thron ganz oben geschafft hat. Und je mehr ich überlege – diese drei Filme sind auch wirklich die einzigen Bewohner meines Filmolymps, alle anderen kriechen neidvoll vor den goldenen Toren des Palastes im Staube. Ja, selbst geniale Meisterwerke wie Terminator 2, Titanic, The Dark Knight oder Pulp Fiction müssen sich mit den billigen Plätzen begnügen.
Brügge sehen…und sterben hat alles, was mein persönliches Filmherz mehr als nur einmal freudig jubeln lässt. Humor, eine Prise Action und Thrill, abgefahrene Charaktere, durchdachte Story und ein unheimlich atmosphärischer Score. Ich bereue immer noch, den Film damals nicht im Kino geschaut zu haben!
“Brügge sehen” sollen zwei Berufskiller (Colin Farrell, Brendan Gleeson), die von ihrem Boss (Ralph Fiennes) in die belgische Stadt verfrachtet werden. Dort erwarten sie einen neuen Auftrag. “…und sterben” tut aber nur der eine Killer, denn dessen letzter Auftrag ist komplett in die Hose gegangen und der Boss kann sich das einfach nicht mehr antun. Aus diesem Grund Brügge. Sein Killer sollte noch einmal etwas Schönes sehen, bevor er in die Hölle geschickt wird. Aber warum verdammt nochmal das beschissene Brügge?!
Dieser Film zeigt menschliche Killer mit Stärken und vielen Schwächen. Sie sind nicht abgedreht cool wie in vielen anderen, vielleicht vergleichbaren Filmen. Auch in ihnen pumpt das Herz Blut. Moralische Vorstellungen und brutale Exekutionen gehen hier Hand in Hand, wobei der Fokus beileibe nicht auf Letzteren liegt. Hier sind es noch die Charaktere, die den Zuschauer an den Eiern packen, und kein Effektgewitter, keine Blutorgie und kein hoher Killcount.
2012 wird es für Regisseur Martin McDonagh und Colin Farrell eine Bewährungsprobe geben. Beide arbeiten derzeit an einem neuen Film, Seven Psychopaths. Natürlich geht es nicht um eine Fortsetzung der Brügge-Sinfonie, aber gerade durch diese Zusammenarbeit werden die Macher nicht drumherumkommen sich mit dem bisher letzten Film des Regisseurs vergleichen lassen zu müssen. Ich hoffe wirklich, dass die sieben Psychopathen eigenständig agieren können und nicht ein Brügge sehen…und sterben-Klon werden wollen. Denn diesen Vergleich zu überleben ist eine Herkulesaufgabe. Wie man bereits auf den ersten Setfotos sieht, wird es diesmal wohl nicht um Brügge gehen. Und mit Woody Harrelson oder Christopher Walken hat man nochmal gehörig in die Schwergewichtenkiste des Business gegriffen.
Brügge sehen…und sterben hat eigentlich keine Schwächen. Lediglich die Erwartungen sollte man anders polen, denn bei Killern erwartet der Kinolaie sicherlich mehr Action. Aber dieser Film hat Pfiff. Und stampft alle anderen in Grund und Boden von seinem Thron in meinem Filmolymp.