Keine Kritik, vielmehr ein Eindruck.
Spontaner Entschluss abends in die Oper Kiel zu gehen.
Es hat sich so gelohnt, dieser Musical Klassiker von Stephen Sondheim unter der Regie von Ricarda Ludigkeit.
Blutrot so beginnt es. London zur Zeit der Industrialisierung. In einer grau düsteren Stadtlanschaft hat Mrs . Nelly Lovett, die Pastetenbäckerin, ein Auge auf Sweeney Todd geworfen. Der war mal Barbier, hatte Frau und Kind, bis ihm Übles widerfuhr. Der hundsgemeine, widerwärtige Richter Turpin( grandios gespielt von Hans Neblung) hatte ihn für 15 Jahre in die Verbannung geschickt, die Frau in den Wahnsinn getrieben, die Tochter als Mündel aufgenommen.
Sweeney Todd kehrt zurück als Rächer und Teufelsbarbier in die Fleetstreet.
Schade, dass es Pirelli (urkomischMichael Müller-Kasztelan) als ersten erwischt. Tobi (Sympathisch einfältig/Sascha Stead) wartet lange auf seinen Herrn, der derweil zu Mincemeat verarbeitet wird. Eine Geschäftsidee ist geboren.
Heike Wittlieb pragmatisch, geschäftstüchtig und zupackend als Lovett, glänzte stimmlich und schauspielerisch. Der Lobgesang auf die Pasteten hatte es uns in seiner tiefschwarzen,düsteren humoresken Weise, getragen durch einen federleichten Sopran, angetan.
Sweeney Todd (Jörg Sabrowski), in sich gekehrt und unversöhnlich Rache übend, versorgt Lovett mit menschlichen Material für ihre Backkunst und ist in seiner Rolle überzeugend.
Toll waren auch Joanna und Anthony Hope (Dustin Smailes, Katerina von Bennigsen).
Richter Turpin (Hans Neblung) bestach in seiner Rolle als bar jeder Moral agierender Lüstling
Brillant fand ich auch die Bettlerin in ihrem Wahnsinn (Katharina Lochmann.
Stimmgewaltig, der Opernchor wenn er düster „Feuer überall “ singt. Glanzleistung.
Ein mitreissendes Orchester, ein spannendes Bühnenbild
Wir sind ohne Erwartungen in diesen Abend gegangen. Es hat sich so gelohnt.