„ – FESTSPIELE“ im BAT, Studiotheater der HfS ‘Ernst Busch’

1. Tag: „Trommeln in der Nacht“, Brecht / Regie – Jakob Roth

Als Eröffnung der Festspiele gibt das BAT der Hochschule für Schauspielkunst ‚Ernst Busch‘ Bert Brechts „Trommeln in der Nacht“ – zwar in gewohnter Manier der Theaterschule, doch durchaus amüsant.

Zunächst – typisch ‚Busch‘: Eine überdeutlich moderne Inszenierung, teils Performance, teils Improvisation und auch ein permanentes (zumindest intendiertes) Miteinbeziehen des Zuschauers –die Bemerkung ‚Regietheater‘ ist mit Sicherheit gerechtfertigt.  Diese spielt Panzer auf Mücken und versucht, jedes auch nur im Mindesten relevante Thema der neueren Debatten in das Stück zu pressen. Es glückt – wie nicht anders zu erwarten – nur zum Teil: versuchen sich die Darsteller zum Beispiel am alten Witz, die Genderdiskussion mit Kostümen und Stimmen zu parodieren, erschöpft sich Derartiges natürlich relativ schnell.

Die Darsteller der ‚Ernst Busch‘, sie spielen aus dem Repertoire erlernter Gesten: man findet sie in einstudierten Posen mit der fehlenden Leichtigkeit und Überzeugung eines Routiniers – an welcher Stelle man Laura Palacios loben muss, deren Schauspiel wohl am meisten in Fähigkeiten erwachsen ist. Ansonsten bleibt es beim plakativen Körpertheater, nämlich einer Mischung aus Laut und Leise und einem absoluten Fehlen subtiler Kniffe um das Publikum zu fordern.

Erlauben wir uns jedoch Bemerkungen zur Kulisse und zu den Requisiten, finden sich sehr geschickte Lösungen – markant wird Inhaltliches mit Materiellem synthetisiert: der Ballon ‚Aufstand‘ (Ach, schön wäre es gewesen, wäre er nicht, wie vorauszusehen war, zerplatzt worden!),  ein Sack Blumenerde als ‚Heimaterde‘, ein Tutu, das zunehmend als eigentliche Protagonistin Anna fungiert—.

Das Skizzenhafte (Rollenbrüche, Rollenwechsel) der Umsetzung wird natürlich intensiviert, das Motto „Mut zur Lücke – das Klaffen beginnt“ gnadenlos umgesetzt: in der Konsequenz verlieren sich Zusammenhänge zunehmend und so wirkt das Ganze, vermutlich beabsichtigt, ein wenig als hätte man das eigentliche Stück durch den Fleischwolf gedreht. Diesem Roth fehlt noch das dramaturgische Fingerspitzengefühl seines Namensvetters, das Ergebnis: eine krasse Diskrepanz zwischen grandiosen Episoden, wie dem Comic Relief ‚Der Tanz mit dem Aufstand‘ und absoluten Unpässlichkeiten, wie einem vermeintlich komischen Überspringen und gleichzeitigem Resümieren des 2.Aktes.

Und das abschließende Kommentar zu „Trommeln in der Nacht“? Natürlich großartig, wenn auf Palacios Frage, was denn nun bleibe, der sonst passive Wei Chen hinter dem Klavier ein Maschinengewehr hervorholt und damit schreiend aus dem Raum stürzt.

3. Tag: „Zement“, Müller / ‚Fünf-Regisseure-Inszenierung‘

Heiner Müllers „Zement“ als Abschlussvorstellung der Festspiele im BAT Studiotheater – und tatsächlich bleibt diese Inszenierung bloß ein dürftiger  Versuch einer Kooperation der Hochschulen.

Vorgeführt wird uns ein sehr angenehmes Bühnenbild, wenn auch vielleicht zu plakativ, zu bekannt: es stehen hier  drei Kreuze aus Neonröhren auf der Bühne und im Hintergrund eine rot befleckte Leinwand.  Dazu gibt die Exposition des Stücks einen sehr interessanten Aufbau: die Licht- und Tontechnik spielt permanent, in das Stück wird man (im völlig abgedunkelten Raum) mit Dröhnen und Trommelschlägen à la Justice eingeführt.

Ab dem Moment jedoch, als die Darsteller in den Roben Geistlicher in einer Reihe einmarschieren, stolpert das Stück auch schon – denn nicht nur quält die fatale Monotonie und Langeweile den Rezipienten, auch die Choreographie der Wankenden enttäuscht, ist diese nur dürftig eingeübt und von tatsächlicher Synchronität (und Symmetrie) sehr weit entfernt. In diesem ganzen Abschnitt, der immerhin gut ein Viertel der Spielzeit einnimmt, soll der Zuschauer ganz offensichtlich strapaziert werden: wäre das Hinhalten (auf den zu erahnenden Bruch) mit ästhetischem Mehrwert konzipiert und schön anzusehen, als Rezipient könnte man sich noch überwinden, Gefallen daran zu finden – dies ist leider nicht der Fall. Die Schauspieler versuchen sich im Aufbau einer Dramatisierung, wirken jedoch durchwegs lächerlich – was auch vom Publikum mit zunehmendem Lachen kommentiert wird. Es würde sich empfehlen, ein bisschen mehr auf das Timing der Szenen zu achten – ein großes Manko, das sich leider durch die ganze Inszenierung zieht.

Nach einigen szenischen Tricks (eine Puppe fällt von der Decke, die Bühne wird umgebaut) endlich die „Szenen aus Zement“ – leider beschränkt man sich auf das Rezitieren politischen Geschwafels: die Regie ist nicht in der Lage, einen Text aus dem politischen Kontext der DDR mit dem nötigen Feingefühl zu aktualisieren, und so bleibt alles Vorgeführte weitgehend belanglos. Genauso beschränkt wie die Umsetzung des Stückes ausfällt, ist in der Folge auch das Schauspiel. Überspitzt formuliert: Wollen die Theaterschüler Emotionen erzeugen, dann schreien die Theaterschüler.

Im Resümee fühlt man sich peinlich berührt, weiß nicht, ob man das Gesehene nun ernst nehmen soll. Zu Ende des Stücks präsentieren sich die Darsteller in Pose in einer Reihe auf der Bühne: das ‚Gruppenbild‘ wirkt merkwürdig, dazu nur verhalten Applaus – es bleibt der Eindruck, eine Theaterschule würde Schultheater präsentieren.


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