Am Montag kam mal wieder die Frage auf, ob Feiertag sei oder nicht. Id al-Fitr, das “Zuckerfest” nach dem Ende des Ramadan, findet statt, wenn der neue Monat beginnt. Und der neue Monat beginnt – wie der Name sagt – mit der Sichtung des neuen Mondes. Am Sonntag trug der Wächter an unserer Einfahrt über seiner grünen Uniform einen weißen Talar, die hier übliche Gewandung der gelehrten oder frommen oder festlich gestimmten Muslime. Ich wünschte ihm Glück zum Fest, erfuhr, dass er nach dem Fest nochmals sechs Tage fasten würde, “um Gott zu ehren”, und wusste damit, dass das Zuckerfest diesmal auf den Sonntag gefallen war. Beim Abendessen fragte mich Br.Dietmar, ob denn am Montag Arbeitstag sei. Ich: “Id ist schon heute, morgen ist also Arbeitstag.” Er: “Aber es wird doch zwei Tage lang gefeiert.” Wir fragten Br.Alfons, Br.Alfons fragte Prior Fidelis. Die Antwort kam zurück: “Morgen ist Arbeitstag.” Der Prior ist unser Spezialist für tansanisches Recht, also wird er es wohl wissen.
Am Montag treffe ich Sr.Deogratia, die Leiterin der Elektrowerkstatt. “Das Krankenhaus hat zu, die Schule hat zu, in der Druckerei ist die halbe Belegschaft nicht erschienen, nur wir müssen arbeiten,” beschwert sie sich, “Ich habe Ayubu schon gesagt, er soll nach Hause gehen, aber er ist immer noch da.” Ayubu ist der einzige muslimische Elektriker, und nebenbei hat er eine der wichtigsten Aufgaben in Peramiho, weil er nämlich – abwechselnd mit einem Kollegen – nachts dafür sorgt, dass der Generator nicht ausfällt. Ich zögere etwas, ihm zum Fest zu gratulieren, schließlich hat mir neulich ein Freund von ihm in seiner Gegenwart erklärt, dass er zwar Muslim sei, aber “eigentlich gehört er zu uns. Er betet lieber in der Kirche als in der Moschee.”
Es gibt auf der tansanischen Insel Sansibar seit neuem eine Bewegung namens “Erweckung”, die Ausländerfeindlichkeit, Forderung nach Unabhängigkeit und Hass auf Christen miteinander verbindet, aber in unserer Gegend sind die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen freundschaftlich-entspannt, das hängt auch mit der Mentalität der Tansanier zusammen, alles nicht so furchtbar ernst zu nehmen.
Feiern oder nicht ?
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.