Der Monat Februar ist für mich zum einen, ein Monat des Durchhaltens, denn fern am Horizont rückt der Frühling näher und dazu ist er der kürzestes Monat des Jahres, frei nach dem Motto, na, den schaffen wir doch auch noch. Somit kann ich mich mit dem Februar noch einigermaßen arrangieren, obwohl er mir auch aufzeigt, dass das Winterwetter noch nicht zu Ende ist. Zwar mag ich auch den Winter, da auch er so seinen Reiz hat, doch gerade im Februar hat man so das Gefühl, dass er sich sehr, viel zu sehr in die Länge zieht. Das ist objektiv gesehen nicht so, doch sind das ja meistens Befindlichkeiten, die sich mit Fakten wenig beiseite schieben lassen. So ist der Februar für mich eher ein Monat der Ambivalenz, so zwischen Akzeptanz des Winters und einem Frühlingssehnen. Vor allen Dingen die Sehnsucht nach Farben, natürlichen Farben ist in mir sehr groß. Am liebsten würde ich mit einer Sprühdose durch die Landschaft eilen und bunte Kleckse verteilen, zartes Grün, saftiges gelb und so die gesamte Palette des Farbenfrohsinns. Selbstmurmelnd gebe ich solchen Impulsen nicht nach, doch manchmal reicht mir die Vorstellung es zu tun. Keine Angst liebe Sprüher, ich mutiere nicht zur Konkurrenz; mir reicht es, wenn sich solch Tun bei mir im Kopf abspielt. Zu all der Farbenvielfalt des Frühlings fehlt mir die Sonne, manchmal weiß ich gar nicht, was mir mehr fehlt, die Farben oder die Sonne; doch wenn ich so in mich hineinhorche, dann ist es wohl die Sonne, die auch einer eher kargen Winterlandschaft ein wohliges Gefühl verleiht, na, wenigstens verleihen kann. Mir fehlt die Sonne, die ein wenig Leichtigkeit vermittelt, die Sonne, die mir schon morgens ein Lächeln auf die Lippen zaubert, einfach die Sonne, die mich wärmt und das nicht nur körperlich. Ja, so eine Seelen streichelnde Sonne, die fehlt mir sehr. Es ist wohl so, der Februar weckt in mir Sehnsüchte wie kaum ein anderer Monat, da mir mein Kopf aufzeigt, dass ich auf all das noch zu warten habe, nun, dann entwickelt sich so ein Fernweh um der auslaufenden Wintertristesse zu entfliehen. Da ich auch diesem Sehnen nicht nachgeben kann, beobachte ich mit Argusaugen die Stellen meines Gärtchens ob die Blumenzwiebel sich eventuell schon regen, denn so ein kleiner, ja meinetwegen, winziger Krokus wäre schon mal Balsam auf meine Seele. Während ich das hier schreibe, schleicht sich, wie um mich zu besänftigen, ein Sonnenstrahl durch die Gasse, nun, solch kleinen Fingerzeige können meinen Unwillen ganz leicht verfliegen lassen, also sitzt er nicht allzu tief, ja, und die Hoffnung auf Frühlingswärme und ihre Farben, nun, auch das hat ja so seinen Reiz. Zumal wir ja mit großen Schritten dem Höhepunkt der fünften Jahreszeit entgegen gehen, denn die Narren und ihre fröhlichen Zuschauer bringen ja äußerst viel Schwung und Farbe auf die Straße. Sie präsentieren sich in bunten Kostümen, in liebevoll selbst gestalteten Verkleidungen und in manchen Gegenden mit ganz besonders prächtigen Masken. Sie treiben Schabernack, halten den Mächtigen ihre Fehlentscheidungen und die Volksärgernisse pointiert vor Augen. Sie singen, prosten sich zu und die einen rufen „Helau“, andere „Alaaf“ und wieder andere brüllen fröhlich „Narri“ wobei ein ebenso ausgelassenes „Norro“ zurückschallt. Zwar gibt es in großen Sälen Bälle und Fremdensitzungen mit den verschiedensten Darbietung, doch findet das gesamte entscheidende Karnevalstreiben auf den Straßen, Plätzen und in den Wirtshäusern statt. Leider spricht mich persönlich dies bunte Treiben so gar nicht an, entweder fehlt mir dazu ein entsprechendes Gen oder meine tief verwurzelte preußische Seele ist entsprechend wehrhaft. Ich kann mich durchaus daran erfreuen, dass andere ihren Spaß haben, doch ist das eins der wenigen Ereignisse, bei denen mir jegliche Emphatie abgeht. Keine Faser meines Seins rückt und rührt sich, wenn ich schunkelnde Menschen sehe und auch so genannte Ohrwürmer der Faschingsmusik klingen in mir nicht nach. Aber das macht so gar nichts, denn ich freue mich auch daran, dass andere ihren Spaß haben. Vielleicht empfinde ich es sogar bedauerlich, dass mir der Zugang zu solchem Frohsinn verwehrt ist; doch kann ich mich eines Schmunzeln nicht erwehren, mich gedanklich in ein solches Treiben zu versetzen; denn ich würde mir Ohrstöpsel verpassen, einen netten Platz suchen und ein gutes Buch hätte ich auch dabei. Tja, und diese Vorstellung hat doch auch so ihren ganz eigenen Witz, oder? Nun denke ich, dass ich nicht der einzige ‚Faschings-Muffel’ in diesem unserem Lande bin, so dass auch der eine oder andere mit mir mitschwingen kann, wenn denn die anderen fröhlich schunkeln, und wir geduldig lächelnd den Aschermittwoch erwarten. Bis dahin wünsch ich jedem seinen ganz persönlichen Spaß und mir bleibt das Sehnen nach dem Frühling, dass sich ‚nur’ in herrlichen Blumensträußen auf dem Esstisch widerspiegelt. Doch dieses Frühlingssehnen haben schon so viele in sich verspürt, es besungen und darum gedichtet; tja, und werden es wieder viele spüren und vielleicht sollten wir es einfach mal so stehen lassen und uns auch diesem Gefühl widmen, birgt es doch so viel an Hoffnung in uns, die auch zur Triebfeder für Neues sein kann. Bleiben wir also neugierig auf das was kommt …
Bild 1: Schneeglöcken im Februar. wikipedia.org · Bild 2: Kölner Karneval – Quelle: koelner-karneval.info · Bild 3: Schneeglöckchen – Quelle: wikipedia.org