Wie die Zeit vergeht, heute vor ca. 20 Jahren, veröffentlichte die Band „Nirvana“ mit “Nevermind” das vielleicht einflusstereichste Album derletzen 30 Jahre und wurde damit zum Sprachrohr der sogenannten Generation X, ein Schlag in die Fresse wenn man so möchte. Ein Grund allemal, um über dieses Ereignis zu schreiben, welches unerwartet und mit unglaublicher Wucht über die damalige „Popkultur“ hereinbrach und binnen Wochen alles veränderte.
Auch wenn aus heutiger Sicht die Bedeutung vielleicht nicht mehr allzu nachvollziehbar ist, so sollte man sich vor Augen halten, zu welcher Zeit dieses Album veröffentlichte wurde. Es war eine Ära des Umbruchs, Anfang der 90er Jahre und die überfällige Antwort der Generation X auf die politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Probleme, die die neoliberale Ära und Reagan und Thatcher hinterlassen hatte. Ich würde sagen, „Nevermind“ leitet ein popkulturelles Glasnost und den Abgesang einer Ära ein, welche überwiegend durch glamouröse und überdimensionierte Rockbands wie z.B. „Bon Jovi“ und „Guns N’ Roses“ auf der einen Seite, und auf der andere Seite durch Afropop wie z.B. „Michael Jackson“ oder „Witney Houston“ geprägt war, und welche jedoch durch ihren Lebensstil, die politisch und gesellschaftlich zuspitzenden Verhältnisse ignorierten.
Passend dazu das Zitat von Krist Novoselic „Smells like teen spirit“ war der Holzhammer, er kam und löste alles auf“. Es war ein unerwartetes Album genau zur richtigen Zeit. Das ist für mich der Unterschied zu anderen großartigen Bands wie z.B. „Doors“ welchen ihren jeweiligen Zeitgeist entsprachen. Nevermind war jedoch mehr, es leitet etwas Neues ein. Es war ein Weckruf.
Und was für ein Weckruf, Nevermind verdrängte innerhalb weniger Wochen, Dangerous, immerhin ein halbes Jahr auf den ersten Platz der amerikanischen Billboard Music Charts, von Michael Jackson, von der Pole Position und erreichte mit dem Album in nur wenigen Wochen Platinstatus für eine Million verkaufter Tonträger in den USA und ist nach dem Rolling Stone Magazin das bedeutenste Album der 90ziger Jahre und rangiert in den Best of 500 auf Platz 17. Interessant ist hierbei auch zu erwähnen, dass Nevermind, auch interne Konkurrenten wie Guns N‘ Roses, auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, ebenfalls bei Geffen Records unter Vertrag, mit ihrem Doppelalbum „Yours Illusion 1 und 2 hinter sich ließen.
Für meine Wenigkeit, vielleicht zwölf Lenze alt, zählte jedoch vor allem das diese Musik wirklich neu und eine Alternative zum der damals vorherrschenden Mainstream war. Ich sollte vielleicht dazu sagen, das ich die damalige Musik mit ihrem Pseudrock gehasst habe wie die Pest. Negativ in Erinnerung habe ich auch noch damals den Hype um Depeche Mode :-) und das aufkommen des Eurodance. Depeche Mode konnte ich bestimmte fünfzehn Jahre gar nicht mehr hören. Ich glaube ohne Nevermind hätte ich eine Form von Phobie gegen Musik entwickelt :-). Ähnlich Gefühle hatte ich eigentlich nur noch bei “The Fat of the Land” von Prodigy womit damals auch eine neuartiges Genre bzw. Form von Musik geschaffen wurden.
Nevermind war revolutionär in der Härte und dem Simplicissimus der Songs. Revolutionär war vor allem der Sound nach dem “leise, mal laut” Prinzip, womit, was man leider im Rückblick feststellen muss, eine neue Form des Mainstreams geschaffen wurde, welchen man heutzutage, teilweise pausenlos im Radio zu bekommt hört. So wurden z.B. insbesondere Bands wie Smashing Pumpkins, Beck, Radiohead, oder Soundgarden und andere durch diese Art von Musik beeinflusst.
Darüber hinaus, verfügte „Nirvana“ mit Kurt Cobain über einen kreativen, begnadeten Texter, welcher einfache Songs mit einem solch emotionalen Tiefgang schuf, die seinesgleichen suchte, und damit die Gefühlslage seiner Generation wiedergab. Die Songs die er schrieb sind schlicht, stellen vielleicht keine Meisterwerke wie “Paranoid” von Black Sabbath dar, aber sie sind hundertprozentig echt und spiegeln das Gefühlsleben des Menschen Kurt Cobain wieder. Das ist allerdings auch die Tragik, die man im Rückblick feststellen muss, dass Nevermind der Anfang vom Ende Cobains war und er somit letztendlich zum tragischen Helden seiner Generation avancierte. Aber vielleicht war genau das seine Mission.
Facts zu Nevermind:
Besetzung
Gitarre, Gesang: Kurt Cobain
Bass: Krist Novoselic
Schlagzeug: Dave Grohl
Trackliste
“Smells Like Teen Spirit” (Cobain, Dave Grohl, Krist Novoselic) – 5:01
“In Bloom” – 4:14
“Come as You Are” – 3:39
“Breed” – 3:03
“Lithium” – 4:17
“Polly” – 2:57
“Territorial Pissings” – 2:22
“Drain You” – 3:43
“Lounge Act” – 2:36
“Stay Away” – 3:32
“On a Plain” – 3:16
“Something in the Way” – 3:55
“Endless, Nameless” (Cobain, Grohl, Novoselic) – 6:44
Single – Auskoppelung:
“Smells Like Teen Spirit”
Released: September 1991
“Come as You Are”
Released: März 1992
“Lithium”
Released: Juli 1992
“In Bloom”
Released: November 1992
1. Smells like teen spirit – 5.02 min
Vom Village Board Magazine zum besten Titel des Jahres 1991 und vom Rolling Stone zum neuntwichtigsten Song überhaupt gewählt. Damals einer meiner Lieblingssongs, heute, später, als ich älter wurde, konnte ich ihn nicht mehr hören. Jetzt im Rückblick ist er mir zu poppig, damals jedoch war es, aufgrund dieses neuen Stils, also dieses Prinzip, Entschuldigung, auch wenn mir ein Freund gerade versucht das Gitarrenspiel beizubringen, ich bin kein Musiker, dieser Übergänge von harten Riffs auf weiche, war schon richtig rotzig. Konnotation dieses Songs ist, die Zustandsbeschreibung einer depressiven Gesellschaft und die Aufforderung zur Veränderung.
Natürlich in dem Kontext noch zu erwähnen, das Video dazu. Es ist eines, ich glaube nach “One” von Metallica, letzte Aussage bitte unter Vorbehalt, der meistgespielten Videos überhaupt und wurde mit zwei MTV Video Music Awards ausgezeichnet.
Smells like teen spirit – Persiflage:
2. In Bloom – 4,15min
Wie „Smells like teen spirit“ besteht „In Bloom“ aus dem Wechsel der harten Riffs zum leiseren. Über die Aussagen dieses Songs gibt es verschiedene Mutmaßungen. Zum einen, das er von “Dylan”, Kurts Freund handelt oder zum anderen eine Persiflage auf alldiejenigen Kleingeister sei, welche überall mitziehen und sich für Dinge einsetzen, die selbst nicht vertreten oder gar nicht verstehen. Wie dem auch sei, ein schöner punkiger Song, welcher vom Rolling Stone auf Platz 407 der bedeutsten Songs gewählt wurde. Das Video dazu, 1993 mit MTV Video Music Award als „Best Alternative Video“ gewählt.
In Bloom – Geiles Video
3. Come as you are – 3,39min
Eigentlich ein trauriger melodischer Song, welcher eher auf den Gesang statt Instrumente setzt, aber für mich ein der besten Songs des Albums, insbesondere wegen seiner Message. Take your time, hurry up, choice is yours, don’t be late! Der Song handelt über Menschen, was sie erwarten und erwarteten und wie sie wirklich dann handeln oder gehandelt haben. Für mich eine Aussage über all jene Heuchler, die bestimmte Werte und Moralvorstellungen propagieren, diese jedoch nicht selbst vorleben. Allerdings auch diese Aussage, dass es nie zu spät ist, dass richtige zu tun bzw. man die Wahl hat das richtige zu tun. Dieser Song wurde vom Rolling Stone auf Platz 445 der bedeutesten Songs gewählt.
Come as you are
4. Breed – 3,04min
Ich glaube, der einzige Song, der es nie zur Radiotauglichkeit gebracht hatte. Ein schöner ehrlicher rotziger Song.
5. Lithium – 4,17
Der beste Song meines Erachtens auf dem Album. Einerseits ein Song indem Kurt, ein Teil seiner Kindheit instrumental verarbeitet. Als Kind wurde er mit dem Beruhigungsmittel „Lithium“ ruhig gestellt. Diese einzelnen emotionalen Phasen die Kurt nach der Einnahme dieses Medikamentes durchläuft, spürt man meiner Meinung nach in diesem Song. Das heißt, zuerst sehr ruhige Passagen mit darauffolgenden Schreien und verzerrten Riffs. Andererseits setzt sich der Song aber auch mit der Thematik Religion auseinander. Laut seinem Biographen Michael Azeras, ist der Song auch als Referenz zu ein Statement von Karl Marx “Religion ist das Opium für Massen” zu verstehen. Ein Song über einen Mann, der nach dem Tod seiner Freundin, Trost und Zuflucht in der Religion sucht, was ihn letztendlich vor dem Suizid zu bewahren. Als ein Ergebnis daraus sagt Kurt, dass manche Menschen, Religion, als ihre Droge, zum überleben benötigen.
Lithium – Live
6. Polly – 2,56
Ein trauriger und ruhiger Song, mit einem ernsthaften Background. Die Idee zu diesem Song entstand, als Kurt, über die Entführung und Vergewaltigung eines 14jährigen Mädchens, in der Zeitung las. Das Mädchen wurde im Juni 1987, nach einem Konzert im Tacoma Dome, von einem Auto mitgenommen und entführt. Sie wurde zu einem Wohnmobil gebracht, indem sie zwei Tage lang mit verschiedensten Objekten gefoltert und vergewaltigt wurde. Ich glaube der sollte zunächst sogar auf dem ersten Album „Bleach“.
Polly – Live
7. Territorial Pissings – 2,23
Einer meiner Lieblingssongs auf dem Album. Ein sehr punkiger Song und dem durchweg verzerrt gespielt wird. Er erinnert mich von der Machart her, keine Ahnung warum, ein bisschen an Rage Against Machine and Fuck the „Police“. Hat aber nicht wirklich miteinander was zu tun. Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass man zu Beginn des Stücks, die Refrain-Textzeile aus dem Song „Get Together“ der „Youngbloods“ hört
Territorial Pissings – EN TV-en vivo
8. Drain you – 3,45
Ein Song indem viel experimientiert wurde, sehr gelungen meiner Meinung nach, vor allem das Solo ist einzigartig.
Drain You – Live&Loud
9. Lounge Act – 2,37
Ich glaube, der einzige Song, der eine etwas fröhlichere Stimmung vermittelt. Er soll Kurts Exschnalle Tobi, die Dame mit dem Deodorant vom Kurt, gewidmet sein. Diese Dame konnte Kurt jedoch nicht leiden und so wurde dieser Song nur einmal live gespielt.
Lounge Act
10. Stay away – 3:33
Hierbei fällt mir nur viel Geschrei ein. Der einzige Song der mit nicht so gefällt.
Stay away
11. On a Plain – 3.17min
Wie bei „Come as you are“ wird bei „On a plain“ mehr auf den Gesang gesetzt anstatt auf Instrumente.
On a plain – Tonight Sold out!
12. Something in the way – 3.51min
Der Rausschmeißer schlechthin. Ein sehr depressiver Song, welche die Zeit, Kurt als Clochard unter der Brücke beschreibt, nach dem er aus seinem Haus flog.
Something in the way
13. Endless Nameless(Hidden Track) – 7:24
Der “Hidden Track”, welcher auf den letzten Song, nach 10 Minuten Stille, folgt.
Endless, Nameless
Als Abschluss mal einige Songs die ich wirklich am liebsten mag und welche mir während der Recherchearbeiten wieder ins Auge gesprungen sind.
Marijuana
Das ist doch einmal eine Ansage. Kann man so unterschreiben.
She has a moist vagina
I particularly enjoy the circumference
I’ll be sucking the warts off her anus
I prefer her to any other
Marijuana
She had a moist vagina
I prefered her to any other
Marijuana
Spank Thru (Bleach)
Dive (Bleach)
I Hate Myself & I Want To Die (in Utero)
Negative Creep (Bleach)
Rape Me (in Utero)
Son of a gun – Bleach
Seasons In The Sun (Cover)
Paper cuts (Bleach)
Vaseline (Cover)