Fastenzeit: Einladung, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren

Fastenzeit - Einladung, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren

Wir leben in einer teils kuriosen Mischung aus Tradition und Moderne. Vielleicht haben Sie in den letzten Tagen auch gehört, dass es in diesem Jahr offenbar mal wieder „schick“ ist, zu fasten. 40 Tage lang wird irgendetwas weggelassen, oder zumindest der Vorsatz gefasst, dies zu tun. Danach geht es weiter wie bisher, denn wenn die Osterglocken endlich läuten, erlösen sie uns von der selbstauferlegten Disziplin. Warum jede Fastenzeit eine Einladung an Sie ist, einen Kurswechsel zu unternehmen und dauerhaft gesünder zu leben, lesen Sie heute.

Fasten im Wandel der Zeiten

In unseren Breiten lehnt sich die Fastenzeit an die Leiden Christi an, die am Karfreitag ihren Höhepunkt erreichten und in der Osternacht durchbrochen wurden. So weit, so gut. Vielleicht können wir diesen Gedanken auf uns einmal übertragen, egal ob wir nun religiös sind, oder nicht. Fest steht, dass sowohl der Auferstandene als auch die Welt mit dem Osterereignis nicht mehr die selbe war.

Warum kehren wir dann eigentlich in alte Gewohnheiten zurück, von denen wir wissen, dass sie nicht gut sind? Unbestritten hatte die Karzeit in der traditionell gefastet wird, ihren Höhepunkt in einer tiefgreifenden und unumkehrbaren Veränderung. Die Christen betrachten sich seither als erlöst. Statt jetzt den Kopf zu schütteln, lassen Sie uns lieber darüber nachdenken, warum wir uns eigentlich nicht nach unserer Fastenzeit zu einem besseren Leben „erlösen“.

Es mag viele Gründe geben, einer der wichtigsten ist aber vermutlich der, dass Fasten als ein Opfer betrachtet wird. Um es vereinfacht auszudrücken wurden die Menschen früher gelehrt, wer sich kasteit, also sein Wohlbefinden opfert, und in einer Zeit mangelhafter Ernährung auf der einen Seite und schwerer körperlicher Arbeit auf der anderen Seite ist Nahrungsverzicht mit Sicherheit eine hoch effektive Form der Selbstkasteiung, ist gleich noch ein wenig mehr erlöst, als alle anderen.

Tatsächlich finden Sie im Katechismus genaue Angaben, wie viele Jahrhunderte Fegefeuer Ihnen eine Fastenzeit bei bestimmtem Leidensdruck erspart. Man kaufte sich also in den fraglichen vierzig Tagen regelrecht von dem Unrecht, das man die übrigen 325 Tage im Jahr machte, frei. Von Generation zu Generation weitergegeben, hat dieser Gedanke vermutlich die Essenz, den Sinn des Begriffes „Fasten“ enorm geprägt.

Fasten: Andere Länder, andere Definitionen

Sicher wissen Sie, dass sowohl die Mohammedaner, als auch die Buddhisten regelmäßig fasten. Hier sind die Gründe allerdings ganz andere. Um nicht vom Thema abzuschweifen, werden ich hier die Hintergründe des Fastens in den Kulturen nur kurz anreißen.

Bei den Mohammedanern ist die Fastenzeit dazu gedacht, Demut zu üben und sich aufs wesentliche zu konzentrieren. Alle Ablenkungen und (ungesunden) Verlockungen des Alltags werden bewusst gemieden, um sich der eigenen Position in der Welt und zu Gott wieder bewusst zu werden. Die Konzentration aufs Wesentliche hat zur Folge, dass der Fastende tiefe Dankbarkeit entwickelt für das, was er hat und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden lernt.

Dieses, zunächst sehr philosophische Konzept, erhält in einer Welt, in der wir uns buchstäblich krank essen, ein ungeheures praktisches Gewicht. Wann haben wir uns das letzte Mal ganz bewusst überlegt, welches Essen unser Körper wirklich braucht und uns, sowohl in der Zusammensetzung als auch in der Menge ausschließlich danach gerichtet?

In kaum einem anderen Bereich gilt es offensichtlich so sehr, dass Bescheidenheit eine buchstäblich gesunde Einstellung ist. Und die Demut? Nun, es könnte eine Demutsübung sein, unser Essen selbst zu bereiten statt uns die Mahlzeiten fertig und tiefgefroren oder pulverisiert zu kaufen und uns dann auch noch darüber zu beklagen.

Im Buddhismus wird gefastet, um die Disziplin zu stärken. Der Körper ist, so denken die Buddhisten, wie ein kleines Kind. Er schreit und fordert und wenn er nicht erzogen wird, hält er uns vom Geistigen, von dem was uns zu Mensch macht, sehr wirkungsvoll ab. Wir sinken, so die Lehre „auf eine Stufe, niedriger als der Stein“ wenn wir den Gelüsten und Forderungen unseres Körpers unhinterfragt nachkommen.

Der Vergleich mit einem kleinen Kind ist ein sehr interessanter: Versuchen Sie einmal einen Dreijährigen zufrieden zu stellen, indem Sie ihm geben, was immer er will. Es wird nicht gelingen. Weiterhin gilt der Körper als „das Haus und Heiligtum des Geistes“. Er muss also rein und nach dem Willen des Geistes geformt sein, und nicht umgekehrt.

Bringt man nun Begriffe wie „Lust- und Frustessen“ ins Spiel, wird dieses zunächst kaum alltagstaugliche Konzept plötzlich sehr griffig! Mal ehrlich, wie viele Pfunde tragen wir auf Grund von Disziplinlosigkeit mit uns herum? Dazu gehören übrigens auch die regelmäßigen Partys bis morgens um vier, obwohl wir doch genau wissen, wie wichtig Schlaf ist. Und sei es alleine deswegen, weil Schlafentzug bekanntlich krank und dick macht.

Fasten: eine alternative Motivation

Vielleicht können wir in dieser Fastenzeit die Traditionen und Klischees unserer Breiten einmal ignorieren, und einen anderen Blick darauf werfen: Lassen Sie uns erkunden, was in unserer Ernährung wirklich wichtig ist und was nicht. Was uns stärkt und erhält und was uns schwächt.

Vielleicht können wir auch die Gedankenlosigkeit beim Essen, Knabbern, Naschen ein wenig reduzieren und Essen als Ersatzhandlung bleiben lassen. Schließlich wissen wir, dass die Kollegin, sämtlicher Pralinen zum Trotz weiter nerven wird. Dann kann die vor-österliche Fastenzeit zu einem Osterereignis für unsere Gesundheit die Vorbereitung sein: Den Start in eine vitalere Zukunft.

Bildquelle: © Alexander Dreher  / pixelio.de

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