Fallada-Entdecker kann ihn nicht mehr bezahlen

Im Hamburger Abendblatt ein Gespräch mit dem Verleger Dennis Johnson aus New York über den von ihm ausgelösten Falladaboom:

In den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war Fallada in den USA ein Bestseller, er verkaufte mehr Bücher als Thomas Mann. Doch dann kam der Krieg, Fallada starb. Und man vergaß ihn. …

Ich beauftragte Michael Hofmann mit der Übersetzung, und als ich den Roman dann tatsächlich zum ersten Mal las, verstand ich die Welt nicht mehr. Es ist mir noch immer ein Rätsel: Wie 60 Jahre lang niemand in den USA oder Großbritannien auf die Idee gekommen ist, dieses unsagbar schöne Buch zu verlegen. Die müssen alle blind gewesen sein. …

Gestern haben wir wieder 5.000 Exemplare nach Israel verschifft. Wir kommen mit dem Drucken nicht hinterher. Es wird jetzt in alle möglichen Sprachen übersetzt, Französisch, Italienisch, Spanisch. In Lateinamerika gibt es zum Beispiel eine große Nachfrage derzeit. …

Die Rechte kann ich jetzt nicht mehr bezahlen. Ich bin aber stolz, dass ich Fallada für die Gegenwart entdeckt habe. Und dass ich seine schönsten vier Bücher verlege: „Kleiner Mann – was nun?“, „Wolf unter Wölfen“, „Der Trinker“ – und „Jeder stirbt für sich allein“. Das britische Verlagshaus Penguin Books sichert sich gerade die Rechte aller möglichen Bücher von ihm. „Every Man Dies Alone“ haben sie damals noch als Lizenz von mir gekauft. Nur schade, dass sie den Titel geändert haben: „Alone in Berlin“.



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