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Ihr Lieben,ich möchte Euch heute Abend eine Geschichte von Dean Origerzählen:
„Fahrscheine bitte“„Neben mir sitzt eine alte kleine Dame, die bestimmt schon über 80 Jahre alt ist.
Und während ich in meiner Tasche nach meinem Ticket krame, sitzt sie regungslos da.
"Werte Frau, Ihren Fahrschein bitte!" Die alte Dame schaut den Kontrolleur an. Sie lächelt. "Ich habe keinen. Ich fahre gerade zu meinen beiden Engelchen nach Mülheim. Schauen Sie, ich könnte Ihnen jetzt sagen, dass der Fahrscheinautomat viel zu kompliziert ist. Oder vorgeben, ich sei verwirrt. Oder einfach sagen, ich leide an Demenz.
Wahrscheinlich würden Sie mir das sogar glauben.
Die Wahrheit ist aber, dass wir Ende des Monats haben. Das Geld hat schlicht nicht ausgereicht für ein Ticket. Da ich meine kleinen Enkel aber unbedingt sehen wollte, bin ich das Risiko eingegangen.
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Der Kontrolleur ist sichtlich überrascht, ihm fehlen die Worte."Mir ging es in meinem Leben schon weitaus schlechter," führt die Dame fort " aber gelogen habe ich nie. Junger Mann, schreiben sie mich ruhig auf." Sie hält ihm ihren Personalausweis hin.Der Kontrolleur schaut jedoch nicht auf den Ausweis. Er blickt der Dame in die Augen, holt tief Luft und dreht sich um. Er geht zum Ticketautomaten und öffnet seinen eigenen Geldbeutel. Nach ein paar Sekunden kommt er wieder zurück. "Ich habe ihnen ein Ticket gekauft, es gilt für vier Fahrten. Damit können sie ihre Enkel diese Woche zweimal sehen."
Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,das ist wirklich eine Geschichte zum Nachdenken!
Traurig ist zum einen der Umstand, dass es in unserem reichen Deutschland Menschen gibt, die nicht einmal das Geld für eine Zug- oder Straßenbahnfahrt haben, um z.B. ihre Enkelkinder besuchen zu können.Dabei handelt es sich wie in dem Fall unserer Geschichte um Menschen, die einen großen Teil ihrer Lebenszeit dafür geopfert haben, um Kinder großzuziehen. Zum „Dank“ beziehen sie heute nur eine geringe Rente, die zum Leben kaum ausreicht.
Bemerkenswert ist zum anderen der Umstand, wie sich der Kontrolleur in unserer heutigen Geschichte verhält. Gelegentlich fahre auch ich bei schlechtem Wetter mit der Bremer Straßenbahn (bei gutem Wetter immer mit dem Fahrrad).
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Und bei diesen Straßenbahnfahrten werden gelegentlich auch die Fahrscheine kontrolliert. Allerdings ist mir aufgefallen, dass noch niemals ein einzelner Kontrolleur in die Straßenbahn eingestiegen ist, sondern dass immer 4 bis 5 Kontrolleure gemeinsam einsteigen, um die Fahrgäste zu kontrollieren.Dieses Auftreten wird damit begründet, dass die Kontrolleure sich so gegenseitig gegen Menschen schützen können, die keinen Fahrschein haben und bei der Kontrolle ausfällig werden, und dass die Kontrolleure einen Schwarzfahrer mit mehreren Personen leichter fangen können, wenn er versucht, ihnen zu entwischen.
Mir ist allerdings noch kein Kontrolleur begegnet, der so handelt wie der in unserer heutigen Geschichte und das finde ich auch sehr traurig.
Ich kenne in Bremen einen sehr lieben Menschen, der jeden Tag aus beruflichen und privaten Gründen mit der Straßenbahn unterwegs ist. Dieser Mensch, dessen ganzes Trachten und Sinnen darauf ausgerichtet ist, anderen Menschen zu helfen, hat es sich zur Angewohnheit gemacht, jedes Mal wenn er in die Straßenbahn einsteigt, zusätzlich zu seiner Monatskarte einen normalen gültigen Fahrschein zu lösen.
Quelle: Astrid Müller
Einmal, als ich mit ihm unterwegs war, habe ich dieses Verhalten bei ihm beobachtet. Als ich ihn dann fragte, warum er das tue, er habe doch eine Monatskarte, da erzählte er mir, dass er immer wieder Kontrollen in der Straßenbahn erlebe, wo mit armen alten Menschen in unfreundlicher und entwürdigender Weise geredet und umgegangen würde.In solchen Fällen mische er sich dann regelmäßig ein und sage Folgendes:
„Aber Großvater bzw. aber Großmutter, Du hast mal wieder Deinen Fahrschein auf dem Weg vom Automaten zu Deinem Sitzplatz verloren“ und dann reicht er mit einem Augenzwinkern den gültigen Fahrschein an den älteren Menschen weiter.
„Das glückliche Gesicht des alten Menschen und das dumme Gesicht des Kontrolleurs, der gegen meinen Trick ja nichts machen kann, sind mir Dank für mein Handeln genug“, erzählte mir dieser liebe Bekannte aus Bremen.
Ich gebe zu, ich wünschte mir mehr solche Menschen, die in solchen Fällen eingreifen, auch wenn das Recht damit nicht immer durchgesetzt wird.
Im sogenannten finsteren Mittelalter galt die Regel, dass ein Fürst „Gnade vor Recht“ ergehen lassen konnte. Heute ist dies oft einer Kälte gewichen, die mich innerlich frieren lässt.
Bei den Straßenbahnkontrollen hier in Bremen ist solch ein wunderbares menschliches Verhalten wie das des Kontrolleurs in unserer Geschichte nicht denkbar und die Begründung, die dann geäußert wird, lässt mich jedes Mal erschauern. Sie lautet: „Wir tun nur unsere Pflicht!“
Ich wünsche mir mehr Menschen mit Menschlichkeit.
Ich wünsche mir mehr Menschen mit Rückgrat.
In der Bibel gibt es den bemerkenswerten Satz: „Wir sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen!“
Dietrich Bonhoeffer
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Wir müssen nicht befürchten, wie Bonhoeffer eingesperrt und getötet zu werden.
Deshalb wünsche ich mir von Herzen heute mehr Menschen, die es wagen, sich für die zu engagieren und zu sprechen, die nicht für sich selbst kämpfen und sprechen können.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch ein wundervolles Sommerwochenende mit vielen Erfrischungen, ein paar Grillwürstchen und einem schattigen Plätzchen und ich grüße Euch herzlich aus Bremen aus meinem Strandkorb
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen