Event: Animismus im Haus der Kulturen der Welt

Animismus ist ein mehrteiliges Ausstellungsprojekt, das die gegenwärtig auf breiter Ebene stattfindende Neubewertung der Moderne im Sinne von Bruno Latours Titel „Wir sind nie modern gewesen“ aufgreift. Die Ausstellung nimmt ihren Ausgangspunkt bei den künstlerisch-ästhetischen Verfahren der Animation, die vor allem aus dem Trickfilm bekannt sind, und untersucht deren Zusammenhang mit den kategorialen Grenzziehungen des modernen Weltbilds.

Die Animation nämlich verdankt ihre Attraktivität der Überschreitung von Grenzen: die Trennung von Leben und Nicht-Leben, Stasis und Bewegung, Menschlichem und Tierischem, Realität und Imagination etwa werden durch sie systematisch de-stabilisiert.

Die Ausstellung stellt diese Phänomene in den Kontext des aus der Ethnologie des 19. Jahrhunderts stammenden Animismus-Begriffs. Animismus wird im Allgemeinen als eine religiöse Praxis verstanden, die im Gegensatz zum objektivierenden Standpunkt moderner Rationalität Objekte und Natur als lebendig begreift, als unterschiedliche Formen von Subjektivität besitzend. Das Projekt wirft Fragen nach den Grenzen von Objekten und Subjekten, von Natur und Kultur, von Psyche und materieller Welt auf. Der Begriff „Animismus“ wird zum Ausgangspunkt einer Untersuchung jener Grenzen – nicht zuletzt weil diese durch die globalen und technologischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in Bewegung geraten sind und auf dem Prüfstand stehen. Mit Arbeiten von rund 30 internationalen Künstlern entsteht im Haus der Kulturen der Welt ein ethnologisches Museum der Moderne.

Die begleitende Konferenz (16. – 17.03.) bringt eine Reihe von Theoretikern und Künstlern zusammen, die an der Revision der modernen Vorstellung vom Animismus wesentlichen Anteil haben, und damit auch neue Zugänge zur Vorstellung von „Moderne” eröffnen.

Mit den Künstlern: Adam Avikainen, Agentur/Agency, Marcel Broodthaers, Didier Demorcy, Walt Disney, Jimmie Durham, León Ferrari, J.J. Grandville, Victor Grippo, Candida Höfer, Tom Holert, Ken Jacobs, Yayoi Kusama, Lars Laumann, Len Lye, Daria Martin, Angela Melitopoulos und Maurizio Lazzarato, Vincent Monnikendam, Istvan Orosz, Roee Rosen, Dierk Schmidt, Erik Steinbrecher, Paulo Tavares, Rosemarie Trockel, Martin Zillinger u.a.

15.03.-06.05.2012 | Eröffnung: Do 15.3. 19 h

Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Mi – Mo und feiertags 11 – 19 h
Eintritt: 5 €/3 €, Mo + U16 Eintritt frei

Event: Animismus im Haus der Kulturen der Welt

Hans Richter Vormittagsspuk, 1927, Filmstills © Cinedoc – Paris Films Coop distribution
Event: Animismus im Haus der Kulturen der Welt

Yayoi Kusama, Kusama’s Self-Obliteration, 1967, Videostill Courtesy Victoria Miro Gallery, London, Ota Fine Arts, Tokyo und Yayoi Kusama Studio Inc. © Yayoi Kusama


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