Europas Staatsschuldenkrise wird eskalieren

Wer den vollmundigen Versprechungen der Politiker glaubt und denkt, dass die europäische Schuldenkrise überstanden wäre, irrt gewaltig. Vor allem in Südeuropa liegen in den Bilanzen der Staatshaushalte finanzielle Sprengsätze die von keinem Rettungsschirm auch nur annähernd aufgefangen werden können.

Immerhin haben die europäischen Staaten und die EZB in den letzten Jahren beinahe das ganze Pulver verschossen, so dass eine erneute Eskalation der Schuldenkrise nicht einmal ansatzweise verhindert werden kann.

Schrumpfende Wirtschaft – steigende Schulden

Während nämlich in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal die Wirtschaftsleistung im Zuge der verordneten Austeritätspolitik auch in diesem Jahr weiter schrumpft, wachsen die Schuldenberge unvermindert an. Sämtliche in den Medien veröffentlichten Prognosen über angebliche Erfolge und zaghafte konjunkturelle Aufwärtsbewegungen erwiesen sich als Potemkin'sche Dörfer.

Alleine Griechenland und Portugal sind dermaßen verschuldet, dass lediglich eine Kombination aus Schuldenschnitten und reduzierten Zinssätzen einen Lichtblick ermöglichen würden. Italien – die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft – verharrt nicht nur in einer politischen, sondern ebenso in einer konjunkturellen Lähmung. Doch während die Rezession um sich greift, explodieren die Staatsschulden: Auf 130% des BIP sollen sie alleine in diesem Jahr steigen. Alleine im ersten Halbjahr dieses Jahres stieg die Neuverschuldung stärker als im gesamten letzten Jahr.

Gefahr: Zinswende

Einer der Hauptgründe dafür, warum die meisten europäischen Staatshaushalte in den letzten Jahren nicht implodiert sind, ist das sehr niedrige Zinsniveau. Doch dieses steigt langsam aber stetig an. Für die immer noch stark defizitären Staatshaushalte ist diese Entwicklung jedoch gefährlich. Denn die laufende Neuverschuldung und die Refinanzierung von Altschulden werden dadurch deutlich teurer.

Selbst das finanziell noch halbwegs stabile Deutschland wird sich hier noch warm anziehen müssen, zumal auch die Bundesrepublik faktisch schon vor der Pleite steht. Wenn das durchschnittliche Zinsniveau auch nur um 2% ansteigt, bedeutet dies für den Finanzminister mittelfristig Mehrausgaben für den Zinsendienst von etwa 40 Milliarden Euro. Das ist ein Drittel dessen, was alleine das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ausgibt, oder die Hälfte der Bundeseinnahmen aus der Umsatzsteuer.

Inflation und Währungsreform?

Dass die gewaltigen Schuldenberge überhaupt auf normalem Weg abgetragen werden können, ist sehr unwahrscheinlich. Immerhin liegt die gesamte Verschuldung der Eurozone mit über 92% der Wirtschaftsleistung bei 8,75 Billionen Euro. Alleine im letzten Quartal 2012 und im ersten Quartal dieses Jahres häuften die Eurostaaten dabei neue Schulden in Höhe von 450 Milliarden Euro an.

Mittelfristig wird es ohne eine starke Inflationierung und einer darauf folgenden Währungsreform kaum möglich sein, diese gewaltige Schuldenlast abzubauen. Betroffen davon wären jedoch nicht nur die großen institutionellen Anleger, sondern auch Millionen von Bürgern, die ihr Geld in Renten- und Lebensversicherungen und dergleichen stecken. Denn diese kaufen ebenfalls Staatsanleihen, welche bei einer gezielten Inflationspolitik faktisch wertlos werden.


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