Neugierige Besucherinnen und Besucher, die an einem regnerischen Sonntag im Oktober das Jüdische Museum in Oslo besichtigen wollten, wurden leider enttäuscht, denn das Museum war wegen einer Tagung der Association of European Jewish Museums (AEJM) geschlossen.
Jedes Jahr bringt die AEJM pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an europäischen jüdischen Museen zusammen, um in Workshops, Exkursionen und Diskussionsrunden von- und miteinander zu lernen.
Bereits während des letztjährigen Zusammentreffens in Warschau kam die Überlegung auf, das nächste Treffen in Oslo stattfinden zu lassen. Und so trafen sich 14 Kulturvermittler aus Polen, Italien, England, Österreich, Norwegen, Lettland, Deutschland, der Slowakei und der Schweiz in der norwegischen Hauptstadt.
Das Jüdische Museum Oslo ist in einem Hinterhof im Gebäude einer ehemaligen Synagoge untergebracht. Ein paar Meter vor dem Tor, durch das man das Museum erreicht, sind in den Bürgersteig Stolpersteine eingelassen in Erinnerung an die jüdischen Bewohner des Hauses, die 1942 nach Auschwitz deportiert wurden.
Von 1921 bis 1942 wurde das heutige Museumsgebäude als Synagoge genutzt und seit 2005 erinnert im ersten Stock des Hauses eine Ausstellung an die Geschichte der norwegischen Juden.
Mitten im Ausstellungsraum, der auch für Konzerte und Lesungen genutzt wird, fanden die Workshops und Diskussionsrunden statt, die sich sehr praxisbezogen mit Fragestellungen aus unserer täglichen Arbeit beschäftigten. So bat unser norwegischer Kollege um unsere Mithilfe, um ein bestehendes Vermittlungsprogramm auch für jüngere Altersstufen zu adaptieren.
Am dritten Tag stand eine Exkursion in die norwegisch-schwedische Grenzregion auf der Tagesordnung. Auch hier war unser Feedback gefragt, denn die norwegischen Kollegen möchten diesen Ausflug gerne für Schulklassen anbieten, um Lernen an historischen Orten zu ermöglichen. Unsere Fahrt und eine anschließende kurze Wanderung führten uns nämlich entlang einer Route, auf der eine norwegische Widerstandsgruppe im Winter 1942/43 mehrere hundert jüdische Flüchtlinge in LKWs versteckt an die schwedische Grenze in Sicherheit brachte.
Dieses sehr praxisbezogene Arbeiten an konkreten Ideen und Konzepten für Vermittlungsprogramme wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als große Stärke des viertägigen Workshops empfunden. Eigene Erfahrungen aus der alltäglichen Arbeitspraxis können so in die Diskussionen ebenso einfließen wie Fragen, auf die mancher im Austausch mit den Kolleginnen und Kolllegen eine Antwort finden konnte. Und wir müssen nicht befürchten, dass uns der Gesprächsbedarf ausgeht – wir haben schon eine Liste mit möglichen Themen für die nächste Zusammenkunft angelegt.
Fotos: Elisabeth Schulte