Ludwig van Beethoven ist einer von denen,
die mit Pilz zu tun hatten. (Wikicommons)
Kürzlich diskutierten wir auf der Redaktion im Ressort, was man diesen Herbst zu den Pilzen schreiben könnte. Mir fiel ein, dass ich vor vielen Jahren in einem Sammelband eine geniale Kurzgeschichte gelesen hatte. Seit es
Google gibt, hat man mit solchen Situationen kein Problem mehr. Ich googelte und fand gleich, welcher Text das gewesen war: "1956 - ein Pilzjahr" von Wolfgang Hildesheimer, erschienen in den 1950-er-Jahren. Es handelt sich um
Satire der feineren Art, in deren Zentrum Gottlieb Theodor Pilz steht. Ihn hat es nie gegeben, alles ein Scherz, aber plausibel ist diese Existenz schon. Pilz, geboren 1789 in Dinkelsbühl oder Nördlingen, gestorben 1856 in Paris, war ein Verhinderer, das ist sein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen und gar europäischen Kulturgeschichte. Pilz war einer, der als gebildeter Mensch in allen möglichen Kreisen verkehrte und den Leuten Ideen und Projekte ausredete. Zum Beispiel macht man ihn verantwortlich für Beeethovens unproduktive Phase in
Wien von 1814 bis 1818, auch brachte er Friedrich Ludwig Jahn von der Schriftstellerei ab, worauf dieser eine Alternativ-Karriere einschlug und zum Turnvater der Deutschen wurde. Gottlieb Theodor Pilz - eine bemerkenswert erfundene, begründete, erzählte Figur.