Essai 85: Über Vor- und Nachteile einer Frauenquote

Unglaublich, dass ich zum umstrittenen Thema der Frauenquote noch nicht meinen Senf dazu gegeben habe. Asche auf mein Haupt, aber sowas von! Nun, aber die Einführung einer Frauenquote in der deutschen Arbeitswelt ist ja noch lange nicht vom Tisch und so für mich noch Gelegenheit, besagtes Versäumnis nachzuholen. Wohlan denn, frisch ans Werk! Welche Vorteile, welche Nachteile sprechen für, bzw. gegen die Einführung einer Frauenquote? Selbstverständlich ist der folgende Essai garantiert frei von Objektivität und voll von subjektiven Spekulationen. Beschwerden, Beschimpfungen, Beleidigungen bitte über die Kommentarfunktion loswerden.

Erst einmal muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich es als beleidigend, diskriminierend und im 21. Jahrhundert einfach nur als peinlich empfinde, dass über die Einführung einer Frauenquote in Deutschland diskutiert werden muss. Eigentlich sollte es doch heutzutage selbstverständlich sein, dass die Stellen wirklich nach Qualifikation und sowohl fachlicher, als auch sozialer Kompetenz besetzt und dementsprechend honoriert werden, nicht nach Geschlecht, Religion, Hautfarbe, Alter, sexueller Ausrichtung, was auch immer. Ist es aber nicht. Noch immer sitzen erschreckend wenige Frauen in den oberen und obersten Etagen und weniger Geld kriegen sie obendrein auch noch. Das ist angesichts der Tatsache, dass Frauen mehr als 50% der Weltbevölkerung ausmachen, ein absoluter Skandal. Dass wir weniger qualifiziert wären, müssen wir uns nicht sagen lassen. Das stimmt schlicht und ergreifend nicht. Inzwischen machen wir die besseren Abschlüsse, wir sind (in der Regel, wir wollen hier ja keine Vorurteile schüren) fachlich und vor allem sozial kompetenter, sind mutiger, innovativer, kreativer, kritischer, überlegter und neugieriger als die männlichen Platzhirsche. Problem ist aber, dass die männlichen Platzhirsche das Sagen haben und die wollen in ihren erlesenen Kreis keine Frauen lassen. Warum, darüber kann ich hier nur wild und völlig unwissenschaftlich herumspekulieren. Dass sie Frauen tatsächlich für unfähig halten, kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube eher, sie haben Angst, dass wir Frauen eben einfach fähiger sind als sie und ihnen ohne Weiteres ihren Platz streitig machen können, wenn sie uns lassen. Die Zeiten, in denen sich die Männer darauf ausruhen konnten, dass sie in der Regel physisch kräftiger und somit für bestimmte Berufe fähiger sind als Frauen, sind – zum Unglück der Männer – überholt. Sicher gibt es diese Berufe immer noch, aber mit dem technischen Fortschritt sind sie seltener geworden, weil vieles heute von Maschinen erledigt oder derart unterstützt wird, dass auch kleine zierliche Frauen diesen Beruf ausüben können. Das heißt, die meisten der modernen Berufe haben keine geschlechtsspezifischen Anforderungen mehr. Nur streben weniger Männer in frühere ‘Frauenberufe’ (Kinderbetreuung, Pflege, diverse Assistenz-Positionen), als Frauen in ehemals den Männern vorbehaltenen Posten. Das heißt, Männer haben ihrerseits keine glaubhafte Möglichkeit, eine Männerquote für bestimmte Stellen zu fordern. Wie hört sich denn das an: “Manno, wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen lassen müssen, dann müssen die Frauen aber auch mehr Männer in die Kinderbetreuung lassen, das ist sonst voll gemein und alles.” Da macht man(n) sich ja lächerlich. Wir Frauen haben doch überhaupt nichts dagegen, wenn mehr Männer sich sozial engagieren wollen. Aber den meisten Männern ist das nicht prestigeträchtig genug. Und mit prestige-untauglichen Berufen, in denen es darum geht möglichst mitfühlend und sozial zu sein, lässt sich vor anderen Männern nicht herumprotzen. “Mein Haus, mein Auto, mein Swimmingpool” macht sich zum Angeben immer noch besser als “Meine Kindergartengruppe, unser Sandkasten, unser Gemüsebeet”. Uns Frauen ist das egal, wir finden dieses Herumposaunen mit Statussymbolen sowieso total albern und denken dann nur, der Herr habe offensichtlich Einiges zu kompensieren, aber bei anderen Männern können die Jungs offenbar Eindruck schinden. Und da wir Mädels nach wie vor nicht wirklich etwas zu melden haben, ist es auch das, was zählt.

Die Frage ist, lassen die Männer uns auch ohne Quote in den höheren beruflichen Positionen mitspielen? Ich denke: Nein! Gibt es denn für uns Frauen die Möglichkeit, auch ohne Quote, uns gegen die alteingesessenen männlichen Herrschaftsformen durchzusetzen? Nur, wenn wir uns den männlichen Spielregeln anpassen und ihre Hierarchie akzeptieren, aber dann heißt es ja gleich wieder: Zicke!

Es muss sich also grundlegend, strukturell etwas ändern, damit Frauen und Männer wirklich auf allen Gebieten die gleichen Chancen haben. Von alleine und freiwillig wird sich da nichts tun, wenn man die Leute machen lässt, was sie wollen, lassen sie einfach alles so, wie es ist, das macht keine Mühe und bisher ist ja auch immer alles gut gegangen. So leid es mir also tut, ich glaube, dass wir am Anfang, um diese grundlegende, strukturelle Änderung anzuwerfen, um eine gesetzliche Frauenquote nicht herumkommen. Wenn sich das dann eingependelt hat – und das wird es irgendwann – ist diese Quote vielleicht nicht mehr nötig. Aber für den Anfang ist sie das.

Verflixt. Ich wollte ja noch ein paar Nachteile der Frauenquote aufzählen… Hmm… Also… Nun ja… Die alteingesessenen Platzhirsche würden ganz schön schmollen.


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