Essai 64: Über die nervtötende Kombination von Geltungssucht und Intelligenzmangel

Sicher, niemand hat das gern, wenn er permanent von allen ignoriert wird. Allerdings besteht meiner bescheidenen Meinung nach ein kleiner Unterschied zwischen dem natürlichen Bedürfnis nach Aufmerksamkeit von Seiten derer, die einem selbst etwas bedeuten und dem Gieren nach Aufmerksamkeit von Seiten aller.

Die Aufmerksamkeitsgier – oder Geltungssucht – raubt den Mitmenschen nämlich den letzten Nerv. Wahrscheinlich kennt jeder diese anstrengenden Zeitgenossen, deren vorherrschende Haltung „Guck mal, guck mal, guck mal!!!“ nonverbal herauskrakeelt. Na gut, nicht immer nonverbal. Manchmal formulieren sie in genauso wenig pflegeleichter Art und Weise laut ihre Hauptmotivation, aus der sie ihre ausschließliche Daseinsberechtigung rechtfertigen. Nämlich dass sie der Mittelpunkt der Welt sind und auch erwarten, dass alle anderen das genauso sehen. „Ich… mein Problem ist… ich bin ja so der impulsive Typ… “ bla-bla-bla

Das ist ja schon kaum zu ertragen, wenn man es mit einem einigermaßen intelligenten Geltungsjunkie zu tun hat. Aber es geht noch viel, viel schlimmer: Kombiniert man Aufmerksamkeitssucht nämlich mit Dummheit, gehen diese Menschen auch noch in die Medien, um wirklich die ganze Welt mit ihrer Omnipräsenz zu beglücken.

Ich könnte jetzt einige mehr oder weniger prominente Beispiele nennen, aber ich habe mir vorgenommen, diese zu ignorieren. Ich gehe mal davon aus, dass dem geneigten Leser auch ohne mein Zutun bei der Erwähnung von Geltungssucht gepaart mit Dummheit so der eine oder andere Name einfällt.

Zum Beispiel die, die immer mal wieder irgendwelche abenteuerlichen Banalitäten zum Besten gibt, meist weniger im linken Spektrum angesiedelte, polemische Phrasen, die als Schlussfolgerung immer den Alt-68ern die Schuld geben, dass Frauen heutzutage doch allen Ernstes die gleichen Rechte wie die Männer einfordern. Zuletzt waren die Alt-68er Schuld an der Katastrophe der Duisburger Loveparade.

Oder die, die mit Anfang 20 einen beinahe 50-Jährigen geheiratet hat, sich von ihm neue Brüste hat spendieren lassen, um ihre – ähäm – „Karriere“ als „Gelegenheitsmodel“ anzukurbeln, dann lustig fremdknutscht und sich auch noch dabei medial erwischen lässt und sich dann tatsächlich auch noch wundert, wenn der Mann die Scheidung einreicht. Und dann sich einem Verhör Interview einer großen deutschen Unterhaltungs-Tageszeitung stellt, um einfach mal rumzuheulen, wie gemein die ganze Welt zu ihr ist.

Ja, da fallen einem sicher die einen oder anderen Individuen ein, die ständig mehr oder weniger ungefragt ihre nicht im Geringsten interessante, wissenswerte Meinung oder ihr nicht im Geringsten interessantes, wissenswertes Privatleben unter die Nase reiben müssen. Mehr oder weniger ungefragt deswegen, weil genau darin das Problem liegt. Es gibt immer wieder Trottel, die sie eben DOCH nach ihrer Meinung und ihrem Privatleben befragen. Die es sich nicht verkneifen können, diesen geltungssüchtigen Schwachmaten eine Plattform zu bieten. Natürlich tun dann die Leute, die den Fehler begangen haben zu fragen, so als würde es sie gar nicht interessieren, was die Intelligenzbenachteiligten an Debilitäten vom Stapel lassen. Als würden sie über diesen Kretins drüberstehen und sich über sie lustig machen.

Am besten aber wehrt man sich gegen Geltungssüchtige, indem man sie einfach reden und machen und ihnen auch nicht mehr Aufmerksamkeit zukommen lässt, als allen anderen auch. Der Trick liegt darin, dass man so tut, als sei man interessiert an des Selbstdarstellers neuesten Heldentaten, und sich seinen Teil dabei eben nur denkt, um Himmels Willen aber nie laut äußert. Hilfreich sind dabei dezentes Kopfnicken und ein freundliches „Mhm“ von Zeit zu Zeit. Und am Besten, man lässt dumme Aufmerksamkeitsjunkies keine Interviews geben. Und wenn sie auf irgendwelchen dubiosen Verschwörungsparanoiker-Verlagsseiten ihren geistigen Dünnpfiff verzapfen: Einfach ignorieren. Schließlich sind sie da unter Artgenossen und Gleichgesinnten und das ist schön. Aber den Rest der Welt damit beehren, das tut nun wirklich nicht Not.


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