Essai 146: Über das Wehklagen einer Heulsuse

Ich weiß nicht, ob das sonst noch wer kennt:
Ich bin so eine, die immer gleich flennt.
Das ist ziemlich doof und auch sehr lästig.
Darum schreibe ich hier dies kleine Gedicht.

Heute mal etwas Lyrik zur Einstimmung, es geht nämlich um ein sensibles Thema: Heulsusen. Wenn man wie ich nah am Wasser gebaut hat, gerät man jedesmal in peinliche Situationen, sobald es mal ein wenig emotional zugeht. Gut, wenn’s gerade traurig ist, ist die Flennerei vom Kontext her angebracht, aber ich fange auch an zu weinen, wenn ich sehr wütend, sehr glücklich, völlig verwirrt, überarbeitet, gestresst bin oder einfach nur schlecht geschlafen habe. Und da fängt es dann an, unglaubwürdig zu werden, wenn man zur Abwechslung mal heult, weil man etwas traurig findet.

Obendrein sehe ich mit meinen braunen Kulleraugen, den Pausbacken und dem Schmollmund auch noch schauderhaft putzig aus. So wie das kleine Viech aus Madagascar, Mort:

Da soll mal einer versuchen, unter den Voraussetzungen ein Anliegen klar und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen. Weiterhin blöd: Wenn ich flenne, weil ich sauer bin oder weil ich merke, dass mich kein Schwein versteht, dann kapiert erst recht niemand, was ich eigentlich sagen will. Dann ärgert mich das noch mehr, ich fühle mich noch unverstandener und überdies schäme ich mich in Grund und Boden wegen meiner Heulerei, sodass ich noch mehr weinen muss. Und dann will ich, dass das aufhört, damit ich sagen kann: So und so ist mein Standpunkt. Basta. Wie soll das aber gehen, wenn man vor lauter Schluchzerei kaum ein Wort geradeheraus gesagt bekommt?

Zum Glück kennen meine Freunde das schon von mir. Sie lassen mich dann erst einmal zuende heulen und wenn ich mich dann unter tausend Entschuldigungen irgendwann wieder eingekriegt habe (was üblicherweise recht fix geht), atme ich ein paar Mal tief durch und versuche mich dann zu erklären. Das versteht meistens immer noch keiner, aber wenigstens wirke ich dabei nicht mehr völlig banane, sondern nur noch ein wenig wunderlich.

Ehrlich gesagt, wenn ich in diesen Momenten nicht ich wäre, fände ich das alles ziemlich lustig. Weil es einfach völlig absurd ist, grundlos zu flennen, und weil ich dabei wohl auch sehr ulkig aussehe. Und weil es wie gesagt immer recht schnell wieder okay ist. Nervig ist es trotzdem. Ich wecke ohnehin schon den Beschützer- beziehungsweise Mutterinstinkt von allen mit meiner Plüschtieroptik. Das ist ja eigentlich auch nicht so schlimm, aber es erschwert mir, ernst genommen zu werden. Die Heulerei macht’s nicht besser.

Ein feinfühliger, empfindsamer Mensch zu sein, ist ziemlich anstrengend. Man hat es sicher um einiges leichter, wenn man ein dickes Fell hat, sich nichts so sehr zu Herzen nimmt und einem ab und zu Dinge einfach mal wurscht sind. Aber ich kenne es nicht anders, als mit einer tiefschürfenden Gefühlswelt verflucht zu sein. Wobei, irgendwie ist das auch ganz schön und bunt … so ist mir immerhin selten langweilig.


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