Es muss doch auch irgendwer an die Kinder denken!

Es kommt sehr selten vor, dass ich auf der Arbeit eine politische Diskussion führe. Normalerweise geht es dort um Fußball, oder man führt sich auf seinen iphones lustige Fotos und Videos vor von Menschen, die hinfallen.

Unter diesen Vorzeichen durfte ich heute über das Adoptionsrecht von Schwulen und Lesben reden.

Nicht, dass sich da ernsthaft etwas getan hätte, aber heute wissen wir – weiß der gesunde Volksverstand – dass Schwule ab sofort Kinder adoptieren dürfen. Originalzitat.

Was ich denn davon hielte?

Nun: Das Bundesverfassungsgericht hat gestern entschieden, dass ein adoptiertes Kind, dass in eine gemeinsame Lebenspartnerschaft eingebracht wird, vom anderen Ehepartner gleichfalls adoptiert werden darf.
Es gibt noch kein Gesetz dazu. Und es ist ungefähr soviel Adoptionsrecht für Homosexuelle wie McDonalds ein Restaurant. So nebenbei hat gestern ein ganz anderes Gericht, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, entschieden, dass auch in eine homosexuelle Ehegemeinschaft eingebrachte Stiefkinder vom anderen Partner adoptiert werden können, aber eben auch nur dann, wenn alle anderen Bedingungen erfüllt sind; das hat noch weniger mit unserer Realität hier in Deutschland zu tun und wird noch länger dauern, bis es irgendein Gesetz schmückt.

Nun bin ich es gewohnt, den Schlamm aus den Köpfen zu kratzen, denn sich der Volksverstand vorzugsweise per Springer dort eingießen lässt, aber man blieb ungewohnt hartnäckig. Innerhalb einer Viertelstunde wurde dann alles auf mich abgeschossen, was der Volksverstand zu dem Thema zu bieten hat.

Das beinhaltete sämtliche Klassiker (mit dem passenden Volley in Klammern, wenn Sie das zu Hause nachmachen wollen)

  • Wider die Natur (schwule Pinguine beim gemeinsamen Brüten googeln)

  • Kinder brauchen eine Mutter und einen Vater (Sorgerechtsentzug für Alleinerziehende vorschlagen)

  • Kinder von Schwulen und Lesben werden homosexuell (100 Prozent aller Schwulen und Lesben haben eine Mutter und einen Vater [gehabt] , das können Sie meinetwegen auch googeln. Auch 100 Prozent aller zur Adoption freigegebenen Kinder, so nebenbei.)

  • Kinder werden gemobbt (Mein Favorit: Wir erziehen unsere Kinder so, dass sie die Kinder mobben, und deswegen sind Schwule und Lesben schlechte Eltern! Sehr geil.)

  • Kinder brauchen eine Mutter, also wären Lesben o.k. (der ließ mich offen gestanden recht sprachlos zurück, vor allem, da Waisenkinder selten Eltern haben, sich also nur verbessern können)

  • Kinder sind keine „Lifestyle-Objekte“, wenn ich "diesen Glöckner" schon sehe, wie soll denn der und überhaupt, ist denn die Welt verrückt geworden

Ich weiß nicht, wer das ist. Ich habe es dann also gegoogelt und bin geneigt, zuzustimmen. Dankenswerterweise gibt uns das gleiche Bildungsfernsehen, aus dem solche Beispiele entnommen werden können, auch Sendungen wie „Frauentausch“, da hat man viele gute Gegenargumente zu dieser These, die auch der Volksverstand kennt.

Und es ist Ruhe, und dann wird wieder über Fußball geredet und nicht mehr über Politik.

...und dann natürlich das Wetter.

(Wow, ich kann einfach meine Tags aus "Zehntausende Franzosen sind dämlich" übernehmen. Ok, außer "Frankreich")

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