Es lohnt sich doch

Im „Spiegel“ haben sie ja neulich geschrieben, eine Beziehung – vor allem eine Beziehung, die durch Kinder bereichert wird – könne nur überleben, wenn das Paar immer mal wieder Zeiten zu zweit erlebe. Und weil ich jedes Wort glaube, das im „Spiegel“ steht, haben „Meiner“ und ich uns heute eben zu einem Saunatag zu zweit aufgerafft.

Nein, Spass beiseite. Dass wir Tage zu zweit brauchen, wussten wir auch vor dem Artikel im „Spiegel“, einem Artikel übrigens, der vor Binsenwahrheiten nur so strotzte. Unsere Tage zu zweit waren uns auch vorher schon heilig. Nun gut, zuerst mussten ein paar sehr anstrengende Familienjahre ins Land ziehen, bevor wir erkannten, dass sich die Zeit zu zweit nich aufschieben lässt auf den ersten Schultag des letzten Kindes. Seither aber sind wir ziemlich konsequent geblieben mit dem Erkämpfen von Freizeit, auch wenn unsere Kinder nicht so recht glauben mögen, dass „Meiner“ und ich auch ohne sie Spass haben können.

Dass wir zwei heute Spaß haben könnten, hätte ich mir vor zwei Wochen auch nicht so richtig vorstellen können, auch wenn der freie Tag bereits eingeplant war. Aber so, wie „Meiner“ und ich uns gegen Ende Jahr wegen jeder Kleinigkeit in die Wolle gerieten, hegte ich ernsthafte Zweifel daran, dass wir es acht Stunden ohne Streit aushalten würden. Ein schräger Blick und schon waren wir wieder in irgend einen unsinnigen Konflikt verwickelt. Nicht, dass wir dabei laut geworden wären. Ich schmiss ihm auch keinen Blumenkohl an den Kopf, wie ich das in den Anfängen unserer Beziehung einmal hemmungslos auf offener Strasse tat. Oh nein, diesmal war es viel schlimmer: Es herrschte kalter Krieg und keiner von uns beiden wusste, ob das nächste falsche Wort dazu führen würde, dass aus dem kalten ein heisser Krieg wird. Kalter Krieg, das bedeutet zum Beispiel, dass ich fein säuberlich die Grünabfälle vom Rest trenne und „Meiner“ kippt sie in einem unbeobachteten Moment in den gewöhnlichen Abfallsack. Oder „Meiner“ hört sich Jovanotti an, um sich die Putzerei erträglich zu gestalten und ich ziehe den Stecker des CD-Players, anstatt meinen Mann höflich zu bitten, doch bitte die Musik etwas leiser zu stellen, weil sie meine Kopfschmerzen stört. Wir tun das nicht mit dem erklärten Ziel, einander zu nerven, wir finden einfach, der andere setze mal wieder ganz falsche Prioritäten und müsse in die Schranken gewiesen werden. Eine Art von Geringschätzung, wenn auch eher subtil.

Warum diese Spannungen, mag man sich fragen. Weder er noch ich hatten nämlich etwas Schwerwiegendes getan, was unserer Beziehung hätte schaden können. Weder er noch ich hatten unsere Ehe satt. Es war schlicht und einfach der FamilienArbeitsVorweihnachtsHaushaltsDezemberbluesIchbrauchedringendferien-Alltag, der uns dazu trieb, nicht mehr zu spüren, wie sehr wir einander auch im vierzehnten Ehejahr noch lieben. Es war genau diese banale Wahrheit, die in jedem Eheratgeber und natürlich auch im oben erwähnten Artikel steht: Zuviel Alltag und zu wenig Feiern bekommt keiner Ehe gut. Und darum hatte der Entscheid, die Badetasche zu packen und die Kinder den Betreuerinnen anzuvertrauen tatsächlich etwas von „sich aufraffen“ an sich. Denn wer will schon mit einer nörgelnden Ehefrau (oder mit einem genervten Ehemann) eine entspannende Zeit verbringen?

Natürlich hat sich das Aufraffen gelohnt, denn so ganz ungestört vom Alltags-Theater, wenn die nörgelnde Ehefrau und der genervte Ehemann mal endlich die Klappe halten, sieht man plötzlich wieder, wie schön es doch eigentlich ist, jemanden zu haben, der das Ganze mit einem durchsteht.

Es lohnt sich doch



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