Es ist nicht das Internet. Es sind die Menschen.

19. November 2014 Keine Kommentare

Es ist nicht das Internet. Es sind die Menschen.

Von Malte Kirchner
Julia im Gespräch mit dem BR-Reporter

Julia im Gespräch mit dem BR-Reporter

Hater. Das klingt ein wenig wie Hatschi, und es hat tatsächlich eines gemeinsam: Beides deutet auf einen Zustand von Krankheit hin.

Wie sehr hasserfüllte Personen über das Internet andere Menschen unter Druck setzen können, ist Medienberichten zu entnehmen. Es haben sich schon einige junge Menschen das Leben genommen, weil sie in das Visier von Hatern gerieten. Und wie viele unter dem täglichen Hass leiden, ohne dass ihr Fall aktenkundig wird, lässt sich schwer ermessen. Aus Schulkreisen weiß ich, dass Cybermobbing längst in jeder Schule ein Thema ist. Und es sind keine Einzelfälle.

Für mich war es in diesem Zusammenhang sehr beeindruckend, mit Julia Schramm im wasgehtApp podcast darüber zu sprechen, wie sich die Opfer von Hatern fühlen. Ich lebte vorher vorher in der Vorstellung, dass sich mit Distanz zum Netz und dem Abschalten des Rechners auch der Online-Hass eingrenzen lässt. Es ist mitnichten so, denn manch krankes Gehirn belässt es längst nicht mehr beim reinen Onlineterror, wie Julia mit vielen Beispielen schilderte. In dem Moment, wo man merkt, was einem da entgegenschlägt, ist es meist auch schon zu spät, um noch den Stecker zu ziehen.

Und Hater sind wie Drogensüchtige: Sie haben für alles eine Rechtfertigung. Das Ausarten ihrer Kritik? Nur eine Gegenreaktion, weil der oder die andere doch zuvor auch schon polarisiert hat. Dass es persönlich wird, obwohl die andere Person sachlich argumentiert hat, spielt für die Rechtfertigungen der Hater keine Rolle. Konfrontiert mit ihrem Tun, sagen sie, dass es ja alles nicht so schlimm sei. Schon gar nicht in ihrem speziellen Fall. Andererseits können sie auch nicht davon lassen. Sie finden augenscheinlich einen Kick darin, es immer wieder zu tun.

Der Bayerische Rundfunk hat das Thema Hater in seinem sehenswerten Beitrag von verschiedenen Seiten beleuchtet. Julia ist auch mit dabei. Ein Kamerateam fuhr sogar nach Wien, um einen ihrer Hater zu treffen. Zuvor war ein Artikel von Julia ins Netz gestellt worden, um Hater zu ködern.

Am Ende stellt sich mir die Frage, ob das Internet, das wir in so vielen Bereichen unseres Lebens als Segen begreifen, nicht in anderen Bereichen unüberschaubare Gefahren erzeugt.

Das Fazit von Julia im Artikel zogen wir zugleich auch im Podcast: Es ist nicht das Internet. Es sind die Menschen – das Potenzial für den Hass schlummerte längst in der Gesellschaft. Mit dem Netz findet es nur einen Kanal. Beängstigend.

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