Es ist einiges los...

...diese Woche.

Während ich mich in den letzten Tagen verstärkt dem Nichtstun gewidmet habe, rüstet sich die ganze Stadt fürs kommende Wochenende. Am Samstag eröffnet hier in Thessaloniki eine internationale Messe. Der Prime Minister wird in der Stadt erwartet und das ist den Einwohnern ein willkommener Anlass mal wieder auf die Barrikaden zu gehen. Das wäre nicht das erste Mal, immerhin sind mir in den letzten Wochen viel kleine Demonstrationen über den Weg gelaufen, aber am Samstag soll es eine Nummer größer werden. Leider ist es sehr schwer sich hier auf Englisch oder gar auf Deutsch über die Geschehnisse zu informieren. Man kann ohnehin nie so genau sagen, wie lange die Demonstrationen dauern und wie sie verlaufen werden. Soweit ich weiß, treffen sich alle am Aristoteles Platz und wandern dann durch die Stadt bis zum Campus. Da die Polizei dort keinen Zugang mehr hat, bewerfen sich dann alle Parteien mit Steinen oder Chemikalien. Die Gegend sollte man dann eher meiden. Ich werde mich gleich erst einmal mit guten LIDL Produkten eindecken und hoffen, dass sich das Ganze am Sonntag wieder beruhigt hat. Schon die letzten Tage spürt man die Ruhe vor dem Sturm. Einige Leute haben tatsächlich ihre Arbeit niedergelegt (Ticketschalter der Bahn z.B.) und die Polizei zeigt verstärkte Präsenz. Das ist aber nicht unbedingt gut. Gestern auf dem Heimweg kamen plötzlich aus dem Nichts sieben Polizei-Motorräder (die Zweiräder sind nachts das Hauptverkehrsmittel der Polizei) und haben einen Griechen neben uns umzingelt, weil er Poster aufgehangen hat. Zu seinem Glück war es nur Paintball-Werbung.

Es gehen einige Gerüchte rum, dass die Polizei seit kurzem doch Zugang zum Campus hat. Die Uni erwacht auch gerade zum Leben, weil die Studenten aus den Sommerferien wieder kehren. Es ist Prüfungsphase. Am Campus findet außerdem ein Festival statt. Bis 3 Uhr nachts wird live-Musik gespielt. Es gibt aber auch schlechte Neuigkeiten. Die Mensa hat geschlossen. Diese Woche steht also unter dem Zeichen der Wirtschaftskrise. Das erste Mal erleben wir hier den Streik und die Demonstrationen mit. Dem Uni-Restaurant fehlt Geld und kann nicht wieder eröffnen. Das ist vor allem deswegen ärgerlich, weil wir fest darauf gebaut haben, dort umsonst essen zu können.

Umsonst gegessen haben wir dafür gestern. Mit versammelter Mannschaft gab es eine große EILC Abschiedsparty. Unser Kurs geht zwar noch bis Ende September, aber die „Intermediates“ haben nächste Woche Abschlussklausur. Dann verlassen auch schon die ersten Thessaloniki wieder. Es wurde jedenfalls viel gefeiert und gegessen. Verschiedene Nationalitäten haben Tänze und Lieder vorgetragen und der griechische DJ (erkennt man am schlechten Musikgeschmack) hat uns zu später Stunde mit Lady Gaga eingeheizt. Wow. Es war trotzdem sehr schön und weil das so war, ist man auch heute lieber im Bett geblieben. Gott sei Dank haben wir den besten Lehrer. „Don’t worry. I would do exactly the same.“

Heute ist eigentlich der große Tag unserer WG. Wir wollten los tigern und uns ein Haustier holen. Irgendwie sind aber alle noch etwas schläfrig, deswegen sicher ich jetzt erst einmal mein eigenes Überleben mit Hilfe von LIDL. Mario kam gerade rein und wollte mir einen Cocker Spaniel andrehen. Ich fand die Idee nicht so super. Aber schonmal besser als sein Vorschlag ein Huhn zu kaufen. An der Uni steht nämlich manchmal ein Laster, wo man das Federvieh erwerben kann. Es ist nur am Bargeld gescheitert. Sonst hätten wir jetzt ein Huhn auf dem Balkon. Ich möchte eigentlich nur ein Vögelchen. Ein Straße weiter gibt es einen Petshop mit lustigen kleinen Vögeln. Die haben Marios Frisur. Ich würde gerne einen kaufen, aber dann müsste ich ihn frei lassen, weil er mir so leid tut. Und dann würde er gefressen werden. Es wird also wohl ein Hase, weil den kann man dann später selber essen. Zumindest haben Mario und Noemie das angedroht, wenn ich außer Haus bin. Wir sollten es also besser lassen. Die Tierwelt wird schon genug bedroht.

Ich erwarte übrigens hohen Besuch am Wochenende. Julia kommt am Sonntag! Und Gott sei Dank nicht am Samstag. Ich hoffe, dass man bis dahin wieder Bus fahren kann und sich die Lage beruhigt hat. Ich freu mich auf jeden Fall schon sehr :) Morgen mache ich mir dann einen faulen Tag. Vielleicht schiele ich mal um die Hausecke auf den Aristoteles Platz, um zu gucken, wie viele Menschen kommen.

Ich war gestern zu Besuch bei Judith, einer anderen Studentin aus Deutschland. Sie wohnt sehr schön und als ich den direkten Vergleich hatte, fiel mir auf, dass unsere Wohnung wohl mit Abstand am häßlichsten ist. Das ist aber nicht schlimm. Ich mag sie. Das Bad lässt sich auf der Ästhetik-Skala nicht mehr wiederfinden. Es durchschlägt die Wertetabelle mit einer glatten -20. Wir haben diese Woche einen Rettungsversuch unternommen, als wir den vergilbten Duschvorhang gegen einen neuen im Leoparden-Print eingetauscht haben. Dazu muss man sagen, dass Leoparden-Print an sich schon häßlich ist, aber ein schlecht gedruckter Leoparden-Print definiert das Wort häßlich noch mal völlig neu. Die Verbesserung fand also nur auf Seiten der Infektionsgefahr statt.

Aprospos Besuch. Soeben ist Babis der Security-Mann wieder vorbeigeschneit. Mario und er sitzen auf dem Balkon und trinken Kaffee. Auch die Nachbarin vom anderen Balkon hat sich dazu gesellt. Sie unterhalten sich laut auf Griechisch. Ich hab mich mal freundlich winkend dazu gestellt. Das einzige, was ich verstehe ist „Deutschland“ und „gutes Mädchen“. Dann wollte man mich verheiraten. Ich habe mich unter dem Vorwand die Küche zu putzen verabschiedet. Ich putze die Küche nur sehr ungerne. Aber heiraten würde ich auch nicht lieber.

Draußen spielt jemand Gitarre.


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