Eigentlich wollte ich euch die Geschichte vom kleinen Haus in den Bergen erzählen, oder die Bilder von '5 Sinne und die Gans' herzeigen. Es kommt alles nach, aber zuerst muss Zeit sein für eine Erklärung, eine Rechtfertigung (?), oder einfach nur eine Verarbeitung von dem, was mich kürzlich erreicht hat.
Eine Kritik. Eine ziemlich vernichtende. Sie hat mich tagelang beschäftigt. Mehr als mir lieb war und mich schließlich dazu gebracht, mich nieder zu setzen und meine Gedanken schriftlich zu ordnen.
Es geht um einen unserer offenen Samstage im Sommer. Wer noch nie da war, erhält kurz einen Überblick. In der warmen Jahreszeit kann man uns einmal im Monat im Kellergassl besuchen, Weine verkosten, einkaufen. Es sich auf unserem Platzal mit Aussicht gemütlich machen und wir servieren ein paar Kleinigkeiten für Hungrige. Wir sind kein Heuriger, haben kein Personal. Sind beide Kellner und Tellerwäscher, Küche und Ausschank, beraten beim Wein, begleiten beim Verkosten. Sind Entertainer und Kellerführer. Haben Freude daran, unsere Weine näher zu bringen und das Kellergassenleben. Es macht uns Spaß mit Menschen aus ganz Österreich zu reden, auch aus Deutschland und der Schweiz, oder Tschechien, manchmal kommen sie sogar von ganz weit her. Viele erzählen uns tolle Geschichten, oder lauschen den unseren, ein paar unbeschwerte Momente für viele, das freut uns. Abends sind wir müde, aber zufrieden, über meist glückliche Gesichter. Müde, weil es nicht nur dieser eine Tag war, sondern weil wir schon eine Woche lang alles vorbereitet haben, Kisten geschleppt, geputzt, dekoriert, Gläschen gefüllt, Weingläser poliert und was sonst noch so sein muss, wenn aus einem alten, staubigen Presshaus ein 'Lokal' werden soll.
Den Tag davor stehe ich den ganzen Tag in der Küche. Ich ernte mein eigenes Gemüse, meine Kräuter, ich schnipple und putze, der Backofen läuft, der Herd auch. Der Fleischwolf daneben. Meine Küche ist ein Schlachtfeld. Mehrere Aufstriche entstehen. Alles wird (natürlich) frisch gemacht, dann aber in kleine Schraubgläser gefüllt. Nur so können wir dann vor Ort alles schnell herrichten.
Aufstriche allein sind mir schnell langweilig geworden und so schichte ich seit einiger Zeit zum Beispiel Grillgemüse in Rexgläschen, abwechselnd mit bestem Schaffrischkäse aus meiner kärntner Heimat. Was für eine Patzerei, das alles rein zu bekommen. Oben drauf noch ein Schuss gutes Olivenöl.
An jedem offenen Samstag gibt es 2-3 verschiedene zur Auswahl. Einmal war ein Cous-Cous Salat mit fermentierter Marillensalsa dabei. Aber dann bin ich auf die Idee gekommen, noch regionaler zu werden und hab Blutwurst (Blunzn) in ein Gläschen geschichtet. Mit einer Krencrème, Essiggurkerl, Zwiebeln, Ei, die 'klassischen' Blunznbeilagen. Vom Testlauf war ich angetan. Also ab auf die Karte damit.
So. Nun die Kritik. Gleich mehrere Punkte. 1. Die Portionen sind zu klein. 2. Der Preis zu hoch und 3. geschmeckt hat es auch nicht. Weder das Blunzn- noch das Gemüseglasl.
Pfuuuu. das sitzt. Während ich mit Punkt eins und zwei umgehen kann, gibt mir natürlich gerade der dritte zu denken.
Mit der Portion im Glas wird jemand satt, der nur eine Kleinigkeit möchte. Das ist genau so gewollt. Etwas für Zwischendurch, zu einem Glas Wein, oder wenn man gern mehr ausprobieren möchte, allein zu zweit, in der Gruppe. Das ist die Idee, auch beim Essen kosten können und nicht mit einem Gericht voll sein.Zum Preis könnte ich jetzt ins Feld führen, dass Brot ad libitum inkludiert ist und vorrechnen, dass man mit zwei Gläschen sicher mehr als satt ist und noch günstiger wegkommt, als mit einem Hauptgericht im Gasthaus im nahen Retz. Dass die Heurigen der Umgebung wirklich extrem günstig sind und im Vergleich wohl günstiger, sehr viele aber ums Überleben kämpfen (müssen). Aber ich sag nur eines. Ich kaufe meine Produkte regional bei den Erzeugern selbst oder stecke viel Arbeit in unsere eigenen (Garten gießen, Saatgut ziehen, pflanzen zB). Ich stehe Stunden um Stunden in der Küche. Und wenn ich am Ende alles abziehe, was ich eingekauft habe, dann bleibt ein 'Gewinn' über, von dem ich meinen Kindern nicht einmal ein Paar neue Schuhe kaufen könnte, geschweige denn mir einen Babysitter leisten, der derweil meine Kinder hütet, während ich versuche Geld zu verdienen. (Danke an dieser Stelle den Großeltern, denen die immer da sind um zu helfen und denen, die weit anreisen müssen). Wir machen das gern, sehr gern. Aber ernsthaft, für uns ist das nicht nur Spaß, WIR LEBEN DAVON. VOM WEINVERKAUF, hauptsächlich. Von verkauften Broten alleine und einem Glas Wein dazu und zu dem Preis, den sich viele wünschen, können wir sofort zusperren. Da sind doch nicht einmal die Unkosten gedeckt...
Also es bleibt so, wie es war. Und wer mehr, anders oder günstiger essen möchte, der wird bei uns auch zukünftig nicht das finden, was er sucht.
Jetzt aber der Punkt der weh tut. Der Geschmack. Für Gutes einen guten Preis verlangen, das ist legitim. Für Unterdurchschnittliches wäre es aber nicht gerechtfertig. Meine Gedanken wandern zurück zu diesem Tag, habe ich alles versalzen, oder zu wenig gewürzt? Oder überschätze ich mich maßlos und es schmeckt eben nicht so gut, wie ich gedacht habe? 3 Personen hat es immerhin so gar nicht geschmeckt. Geschmäcker sind verschieden, ja. Aber gleich 3?
Da fällt mir ein, an jenem Abend kam eine Dame in Begleitung, schon relativ spät. Sie hat das erste Gläschen probiert und dann das zweite bestellt, das leider schon längst ausverkauft war. Und dann war da der nette Herr, der zuerst skeptisch war, dann aber doch eines bestellt hat, weil er Blunzn so gerne isst. Er hat mich von meinem Mann extra an seinen Tisch rufen lassen, um mir zu sagen, wie ausgezeichnet es ihm geschmeckt hat. Oder die zwei Radfahrer, die eigentlich gar nichts essen wollten, aber dann doch ein Glasal gemeinsam bestellt haben, weil sie es am Nachbartisch gesehen haben. Beide Vegetarier und haben mir freudig erzählt, wie toll es ist, abseits von Liptauerbrot und Käseteller, etwas fleischloses zu finden. Und wie gut es ihnen schmeckt.
So schlecht scheint es also auch wieder nicht gewesen zu sein. Geschmäcker sind doch noch viel verschiedener, als gedacht.
Danke für die Kritik, ich bin froh, dass sie direkt bei mir gelandet ist und nicht, wie es jetzt oft passiert, im Internet oder bei Bekannten von Bekannten, ihr wisst schon. Sie hat mir viel gebracht. Ich habe gelernt, ich muss damit klar kommen. Denn es wird wieder passieren. Es wird einigen, vielleicht sogar vielen, etwas Traditionelles immer besser schmecken, als meine Interpretationen. Nicht jeder sieht das Besondere daran, nicht jeder findet den Preis gerechtfertig. Damit werden wir leben lernen. Oder wir müssen aufgeben. Was nicht passieren wird. Zumindest nicht so schnell. Weil vor dieser negativen Kritik so viele positive Rückmeldungen bei uns gelandet sind. Und genau dafür machen wir das!
Eine Kritik. Eine ziemlich vernichtende. Sie hat mich tagelang beschäftigt. Mehr als mir lieb war und mich schließlich dazu gebracht, mich nieder zu setzen und meine Gedanken schriftlich zu ordnen.
Es geht um einen unserer offenen Samstage im Sommer. Wer noch nie da war, erhält kurz einen Überblick. In der warmen Jahreszeit kann man uns einmal im Monat im Kellergassl besuchen, Weine verkosten, einkaufen. Es sich auf unserem Platzal mit Aussicht gemütlich machen und wir servieren ein paar Kleinigkeiten für Hungrige. Wir sind kein Heuriger, haben kein Personal. Sind beide Kellner und Tellerwäscher, Küche und Ausschank, beraten beim Wein, begleiten beim Verkosten. Sind Entertainer und Kellerführer. Haben Freude daran, unsere Weine näher zu bringen und das Kellergassenleben. Es macht uns Spaß mit Menschen aus ganz Österreich zu reden, auch aus Deutschland und der Schweiz, oder Tschechien, manchmal kommen sie sogar von ganz weit her. Viele erzählen uns tolle Geschichten, oder lauschen den unseren, ein paar unbeschwerte Momente für viele, das freut uns. Abends sind wir müde, aber zufrieden, über meist glückliche Gesichter. Müde, weil es nicht nur dieser eine Tag war, sondern weil wir schon eine Woche lang alles vorbereitet haben, Kisten geschleppt, geputzt, dekoriert, Gläschen gefüllt, Weingläser poliert und was sonst noch so sein muss, wenn aus einem alten, staubigen Presshaus ein 'Lokal' werden soll.
Den Tag davor stehe ich den ganzen Tag in der Küche. Ich ernte mein eigenes Gemüse, meine Kräuter, ich schnipple und putze, der Backofen läuft, der Herd auch. Der Fleischwolf daneben. Meine Küche ist ein Schlachtfeld. Mehrere Aufstriche entstehen. Alles wird (natürlich) frisch gemacht, dann aber in kleine Schraubgläser gefüllt. Nur so können wir dann vor Ort alles schnell herrichten.
Aufstriche allein sind mir schnell langweilig geworden und so schichte ich seit einiger Zeit zum Beispiel Grillgemüse in Rexgläschen, abwechselnd mit bestem Schaffrischkäse aus meiner kärntner Heimat. Was für eine Patzerei, das alles rein zu bekommen. Oben drauf noch ein Schuss gutes Olivenöl.
An jedem offenen Samstag gibt es 2-3 verschiedene zur Auswahl. Einmal war ein Cous-Cous Salat mit fermentierter Marillensalsa dabei. Aber dann bin ich auf die Idee gekommen, noch regionaler zu werden und hab Blutwurst (Blunzn) in ein Gläschen geschichtet. Mit einer Krencrème, Essiggurkerl, Zwiebeln, Ei, die 'klassischen' Blunznbeilagen. Vom Testlauf war ich angetan. Also ab auf die Karte damit.
So. Nun die Kritik. Gleich mehrere Punkte. 1. Die Portionen sind zu klein. 2. Der Preis zu hoch und 3. geschmeckt hat es auch nicht. Weder das Blunzn- noch das Gemüseglasl.
Pfuuuu. das sitzt. Während ich mit Punkt eins und zwei umgehen kann, gibt mir natürlich gerade der dritte zu denken.
Mit der Portion im Glas wird jemand satt, der nur eine Kleinigkeit möchte. Das ist genau so gewollt. Etwas für Zwischendurch, zu einem Glas Wein, oder wenn man gern mehr ausprobieren möchte, allein zu zweit, in der Gruppe. Das ist die Idee, auch beim Essen kosten können und nicht mit einem Gericht voll sein.Zum Preis könnte ich jetzt ins Feld führen, dass Brot ad libitum inkludiert ist und vorrechnen, dass man mit zwei Gläschen sicher mehr als satt ist und noch günstiger wegkommt, als mit einem Hauptgericht im Gasthaus im nahen Retz. Dass die Heurigen der Umgebung wirklich extrem günstig sind und im Vergleich wohl günstiger, sehr viele aber ums Überleben kämpfen (müssen). Aber ich sag nur eines. Ich kaufe meine Produkte regional bei den Erzeugern selbst oder stecke viel Arbeit in unsere eigenen (Garten gießen, Saatgut ziehen, pflanzen zB). Ich stehe Stunden um Stunden in der Küche. Und wenn ich am Ende alles abziehe, was ich eingekauft habe, dann bleibt ein 'Gewinn' über, von dem ich meinen Kindern nicht einmal ein Paar neue Schuhe kaufen könnte, geschweige denn mir einen Babysitter leisten, der derweil meine Kinder hütet, während ich versuche Geld zu verdienen. (Danke an dieser Stelle den Großeltern, denen die immer da sind um zu helfen und denen, die weit anreisen müssen). Wir machen das gern, sehr gern. Aber ernsthaft, für uns ist das nicht nur Spaß, WIR LEBEN DAVON. VOM WEINVERKAUF, hauptsächlich. Von verkauften Broten alleine und einem Glas Wein dazu und zu dem Preis, den sich viele wünschen, können wir sofort zusperren. Da sind doch nicht einmal die Unkosten gedeckt...
Also es bleibt so, wie es war. Und wer mehr, anders oder günstiger essen möchte, der wird bei uns auch zukünftig nicht das finden, was er sucht.
Jetzt aber der Punkt der weh tut. Der Geschmack. Für Gutes einen guten Preis verlangen, das ist legitim. Für Unterdurchschnittliches wäre es aber nicht gerechtfertig. Meine Gedanken wandern zurück zu diesem Tag, habe ich alles versalzen, oder zu wenig gewürzt? Oder überschätze ich mich maßlos und es schmeckt eben nicht so gut, wie ich gedacht habe? 3 Personen hat es immerhin so gar nicht geschmeckt. Geschmäcker sind verschieden, ja. Aber gleich 3?
Da fällt mir ein, an jenem Abend kam eine Dame in Begleitung, schon relativ spät. Sie hat das erste Gläschen probiert und dann das zweite bestellt, das leider schon längst ausverkauft war. Und dann war da der nette Herr, der zuerst skeptisch war, dann aber doch eines bestellt hat, weil er Blunzn so gerne isst. Er hat mich von meinem Mann extra an seinen Tisch rufen lassen, um mir zu sagen, wie ausgezeichnet es ihm geschmeckt hat. Oder die zwei Radfahrer, die eigentlich gar nichts essen wollten, aber dann doch ein Glasal gemeinsam bestellt haben, weil sie es am Nachbartisch gesehen haben. Beide Vegetarier und haben mir freudig erzählt, wie toll es ist, abseits von Liptauerbrot und Käseteller, etwas fleischloses zu finden. Und wie gut es ihnen schmeckt.
So schlecht scheint es also auch wieder nicht gewesen zu sein. Geschmäcker sind doch noch viel verschiedener, als gedacht.
Danke für die Kritik, ich bin froh, dass sie direkt bei mir gelandet ist und nicht, wie es jetzt oft passiert, im Internet oder bei Bekannten von Bekannten, ihr wisst schon. Sie hat mir viel gebracht. Ich habe gelernt, ich muss damit klar kommen. Denn es wird wieder passieren. Es wird einigen, vielleicht sogar vielen, etwas Traditionelles immer besser schmecken, als meine Interpretationen. Nicht jeder sieht das Besondere daran, nicht jeder findet den Preis gerechtfertig. Damit werden wir leben lernen. Oder wir müssen aufgeben. Was nicht passieren wird. Zumindest nicht so schnell. Weil vor dieser negativen Kritik so viele positive Rückmeldungen bei uns gelandet sind. Und genau dafür machen wir das!