liebes lesterschwein,
danke für die osterschoko! ich hab sie noch nicht geknackt, die heb‘ ich für unsere nächste schwesterliche sause auf. stell dir vor…
letztens war ich mit hp und unserem musikfreund im kino und wir haben uns bootes neuen film „the green lie“ angesehen. obwohl da nicht soviel neues kam wie erwartet war doch der eine oder andere denkanstoß dabei.
nicht neu war zum bespiel die erkenntnis, dass wir die welt nicht retten werden, indem wir im supermarkt irgendwelche dinge kaufen, die mit ökigen bildchen verziert sind. seltsame „gütesiegel“ für „nachhaltigkeit“ machen die welt nicht besser und gesünder. sorry leute, vergesst supermarkt-bio. industriell gefertigtes zeug, vor allem mit, aber auch ohne palmöl, dass von multinational agierenden konzernen produziert und vertrieben wird ist und bleibt böse und kein label dieser welt wird was dran ändern.
eine gute erinnerung war, dass wir ganz generell und überhaupt die welt nicht durch konsumentscheidungen verbessern werden, und es vielleicht langsam mal wieder an zeit wäre uns als bürgerInnen und nicht als konsumentInnen zu begreifen.
ein echtes aha war für mich jedoch, ein kleiner satz von frau hartmann. die hat nämlich gesagt, dass der hauptschaden, den die konzerne mit ihrem green washing anrichten gar nicht der ist, dass sie uns dinge als „nachhaltig“ und „ökologisch“ verkaufen, die das gar nicht sind, sondern dass uns vorgegaukelt wird, wir verändern die welt als individuen durch konsumentscheidungen, anstatt als gemeinschaft durch politisches handeln. eigentlich eh klar. im stillem kämmerlein am fair-trade sojalatte zu nuckeln und sich gemütlich die alsan aufs dinkelweckerl zu schmieren mag sich vielleicht im ersten moment gut anfühlen, aber besser wird davon nix. im gegenteil. herr patel hat im film ganz richtig darauf hingewiesen, dass es ja wohl nicht sein kann, dass wir zwischen fairem kaffee und arschlochkaffee wählen sollen und es ein untragbarer zustand ist, dass wir beim einkauf quasi entscheiden sollen, ob wir heute menschen ausbeuten oder doch nicht. aber: es kann nicht alles anders werden und gleichzeitig alles gleich bleiben. um es mit herrn welzer zu sagen: die immer-alles – kultur*, ob vegan oder nicht, wird sich nicht ausgehen, wenn es allen leuten gut gehen soll.
so, liebes lesterschwein, und was heißt das jetzt für mich? für uns? ich kann und will ja nicht einfach aussteigen aus meinem 1. welt menschenleben. ich bin ja teil des systems von dem ich gleichzeitig sage, blöd irgendwie. und was kann ein einzelnes lesterschwein schon verändern?
diese fragen sind mir die ganze woche durch den kopf geschwirrt, während ich durch die gegend geradelt bin und schlussendlich hab ich bemerkt, für mich ist der dreh- und angelpunkt die aussage von frau hartmann. es geht nicht darum alleine „das richtige“ zu tun, was auch immer das sein soll, sondern sich in der community zu organisieren. deswegen ist die foodcoop für mich auch mehr als eine einkaufsgemeinschaft. erfahrungsgemäß brechen die leute, die einfach nur zeug bestellen und es abholen auch früher oder später wieder weg. es ist ja eigentlich doch bequemer die sachen einfach beim supermarkt ums eck zu holen. das hab ich auch bei mir selber beobachtet. der mehraufwand funktioniert auf dauer nur, wenn ich mich mit den menschen verbunden fühle, wenn ich mich darauf freue sie zu treffen beim ladendienst. wenn ich gerne aufgaben übernehme, wenn das sinn für mich macht, wenn ich daran glaube, dass es doch möglich sein muss, mich im großen und ganzen mit dem zu ernähren, was es um mich rum so gibt. und das ist nicht unbedingt bequem. einen tag in der woche zeit zu haben lebensmittel zu bestellen und zwei stunden in der woche zeit zu haben diese abzuholen mutet in zeiten wie diesen (ich sag nur „immer alles“) doch ziemlich anachronistisch an. aber wenn man sich mal daran gewöhnt hat ist das gar kein problem. und außerdem:
echte entwicklung kann viel sein: interessant, abenteuerlich, herausfordernd, neu, überraschend, gruselig, schön- nur eines ist sie nie: bequem.
echte entwicklung verbindet mich mit anderen menschen und berührt mich im herzen. eigentlich sollte der titel dieses blogposts ja „niemand ist eine insel“ sein. aber dann bin ich drauf gekommen, dass 1. john donne mit launigen sprüchen nur so um sich geworfen hat (auch schön: „hier lieg ich, von der lieb erschlagen) und 2. es um mehr geht, als sich nur zusammen zu tun. ich muss schon mit dem herzen dabei sein. darum:
erstürme mein herz!
und ja, ich weiß dass ich hier kürzlich über datteln geschrieben hab, aber hey, es geht schließlich um entwicklung, nicht um perfektion. und ich neige auch nach wie vor zu irrationalen übersprungshandlungen. zum beispiel hab ich kürzlich recherchiert, ob es nicht doch vertretbare sojamilch im supermarkt gibt. aber vom diesem desillusioniernden internet-trip erzähl ich dir das nächste mal. und auch darüber, warum es zeit ist wieder mehr auf die straße zu gehen.
jetzt aber noch wie kürzlich versprochen mein aktuelles frühstücksrezept, natürlich 100% foodcoop und mit ohne sowieso.
frühstücksbreichen
15g dinkel
15g hafer
15 g trockenfrüchte
150-200ml wasser
1 apfel
ein paar nüsse
getreide schroten und mit den trockenfrüchten über nacht im wasser einweichen. morgens ein paar minuten kochen, den apfel reiben, die nüsse hacken und alles in einer schüssel anrichten.
fertig.
alles liebe und bis bald, deine kati
*immer-alles kultur stammt aus: welzer, harald: selbst denken – eine anleitung zum widerstand