Bei den Tischlern haben Betriebsvergleiche bereits eine lange Tradition – die Bestatter wurden bei diesem Thema bislang eher „stiefmütterlich“ behandelt. Die beiden Landesverbände Tischler NRW und Tischler Nord haben nun auch für diese Gruppe einen ersten Anlauf gestartet. Die erste Runde der Unternehmensanalyse Bestatter wurde für das Erhebungsjahr 2009 in Zusammenarbeit mit dem Technologie-Zentrum Holzwirtschaft (TZH) erfolgreich abgeschlossen.
Dabei war es ein zentrales Anliegen, auf die besonderen Bedingungen der Bestatter einzugehen, die zumeist als Mischbetrieb in der Tischlerei mitgeführt werden. Sofern die Betriebe für den Bestattungsbereich keine eigene Buchhaltung vorhalten, reduzierten sich die Eingaben auf den spezifischen Umsatz und den damit verbundenen Materialeinsatz. Daneben wurde allerdings auch sehr viel Wert auf die Erfassung der Qualifikation, die technische Ausstattung und die angebotenen Dienstleistungen gelegt. Für die Komplettbestatter mit eigener Buchhaltung streckte sich die Auswertung auf den gesamten Bereich der Gewinn- und Verlustrechnung sowie Bilanz aus.
Die Ergebnisse der Auswertung wurden dabei in zwei Größenklassen differenziert. Die Grenze lag bei 60 Bestattungen im Jahr. Jeweils etwa die Hälfte der Betriebe ließ sich darunter oder darüber zuordnen. In der Größenklasse I betrug der Durchschnitt 37 Bestattungen, in der Klasse II im Mittel 128. „In beiden Größenklassen zeigte die Erhebung einen klaren Trend zur Urnenbeisetzung“, sagt Helmut Haybach vom TZH. „Für 2009 betrug das Verhältnis fast 2:1.“ Dies hat Auswirkung auf die Kalkulation, da bei Urnenbestattungen eine einfache Zuschlagkalkulation auf das Material nur sehr eingeschränkt möglich ist. Ebenfalls relativ unabhängig von der Betriebsgröße liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit eindeutig bei innerörtlichen Bestattungen. Nur etwa jede sechste Bestattung erfolgte außerhalb. Sozial- und Ordnungsamtsbestattungen spielen bei den Betrieben insgesamt nur eine sehr untergeordnete Rolle. In der Tendenz beschäftigen sich aber vor allem die größeren Betriebe mit diesem Thema.
In den Betrieben der Größenklasse I sind die Bestattungen ein sehr persönliches Geschäft des Inhabers und seiner Frau. Bei größeren Betrieben wird im Büro und durch Aushilfen verstärkt auch externes Personal eingesetzt. Helmut Haybach: „Auszubildende im Bestattergewerk sind hingegen eine große Seltenheit. Die Qualifikation ist stark vom Tischlermeister geprägt. Es haben aber auch schon die ersten Bestattermeister nach der neuen Meisterprüfungsverordnung an der Erhebung teilgenommen.“ Etwa ein Drittel der Betriebe kann die Qualifikation zum Geprüften Bestatter nachweisen. Dies verdeutlicht, dass diese Ausbildung gerade für das Tischlerhandwerk eine sinnvolle Ergänzung darstellt, zumal sie recht häufig von den mitarbeitenden Ehefrauen wahrgenommen wird.
Insgesamt verfügen die Betriebe über eine gute technische Ausstattung. In der Größenklasse I wies fast die Hälfte der Betriebe eine eigene Trauerhalle, einen Kühlraum und einen Versorgungsraum auf. Sie waren im Durchschnitt noch besser ausgestattet als die größeren Betriebe in der Klasse II. Es scheint, als sei gerade das Tischlerhandwerk dafür prädestiniert, mit Hilfe einiger Eigenleistungen diese räumlichen Verbesserungen vorzunehmen. Dies kann im Umfeld unzureichend ausgestatteter kommunaler Räumlichkeiten einen wichtigen Marktvorteil darstellen.
Für 16 verschiedene Dienstleistungen wurde abgefragt, ob diese selbst oder in Kooperation mit externen Partnern durchgeführt werden. Von der Tendenz gibt es hier nur wenige Unterschiede in den beiden Betriebsklassen. „Die wesentlichen Eigenleistungen liegen in den Bereichen Bestattungsvorsorge, Renten, Versicherungen und Formalitäten“, sagt Helmut Haybach. „Aber auch Trauerdrucksachen, Fotos und Videos sowie Trauerbegleitung zählen viele Betriebe zu ihrem Angebot.“ Dies verdeutlicht den starken Trend zur Dienstleistung. Extern verbleiben überwiegend die Trauerfloristik, Grabmalgestaltung, Trauerreden und der traditionelle Leichenschmaus, welche viele Betriebe aber in Kooperation mit anbieten.
Die Auswertung ermittelte die durchschnittlich verwendeten Kostensätze für die hygienische Grundversorgung, Überführungskosten, Abschiednahme und Formalitäten. Durch die Erhebung der Erlöse sowie Material- und Fremdleistungen konnten wichtige Kennwerte zur Betriebsleistung und Wertschöpfung berechnet werden – jeweils bezogen auf die Anzahl der Beschäftigten, die Betriebsfläche sowie die Anzahl der Bestattungen. „Interessant sind natürlich auf die durchschnittlichen Erlöse für Erdbestattungen und Urnenbeisetzungen“, sagt Helmut Haybach. „Die Betriebe, die an der Erhebung teilgenommen haben, können sich so mit den anderen Bestattungsunternehmen vergleichen und dadurch ihre Investitionen und Aktivtäten im Bestattungsbereich zielgerichtet weiterentwickeln.“