Erfahrung der Woche: Mit neuen Ohren hören

Oscar Javelot

In der ersten Folge der Serie “Erfahrung der Woche” ging es ums Sehen. Heute stelle ich Dir eine Übung vor, mit deren Hilfe Du Dein Gehör schulen kannst. Doch bevor wir beginnen, möchte ich Dir eine kleine Geschichte erzählen:

Ein Indianer, der in einem Reservat wohnte, besuchte seinen weißen Freund in der Großstadt. Er war verwirrt vom vielen Lärm, von der Hektik und von der schlechten Luft.
  Die beiden gingen die Straße entlang. Plötzlich blieb der Indianer stehen und horchte auf: “Ich höre irgendwo eine Grille zirpen”.
  ”Du musst dich täuschen, hier gibt es keine Grillen. Und selbst wenn, dann würde man sie niemals bei diesem Lärm hören.” Der Indianer ging ein paar Schritte und blieb vor einem mit Efeu bewachsenen Haus stehen. Er schob die Blätter auseinander und fand die Grille.
  ”Natürlich hast du die Grille zirpen gehört. Dein Gehör ist besser geschult als meines”, meinte der weiße Mann.
  Der Indianer schüttelte den Kopf.
  ”Das Gehör eines Indianers ist nicht besser als das eines weißen Mannes. Ich werde es dir beweisen.”
  Er griff in seine Tasche, holte ein Geldstück heraus und warf es auf den Gehsteig.
  Sofort blieben mehrere Leute stehen und sahen sich um.
  ”Siehst du mein Freund, es liegt nicht am Gehör. Was wir wahrnehmen, liegt ausschließlich an der Richtung unserer Aufmerksamkeit.”

Mit dieser Geschichte möchte ich Dich dazu anregen, Deine Aufmerksamkeit gelegentlich auf die vielen Geräusche und Klänge in Dir und um Dich herum zu richten. Versuche es doch einfach mal in den nächsten Tagen. Du wirst staunen, wie viel Du wahrnimmst, wenn Du Deine Aufmerksamkeit darauf ausrichtest. Und Du wirst ganz nebenbei auch ruhiger und ausgeglichener. Lass Dich dabei von den folgenden Hinweisen ein wenig führen.

 

Achtsam hinhören

  • Achte auf das, was Du hörst: Was hörst Du zuallererst? Was hörst Du am deutlichsten? Woher kommen die Geräusche, wie weit sind sie entfernt? Horche in die Vielfalt der Geräusche, die Dich umgeben, hinein. Wenn Du Dich eine Weile konzentrierst, was kommt alles hinzu? Lenke die Aufmerksamkeit auf bestimmte Geräusche, zum Beispiel menschliche oder technische Geräusche, den entfernten Verkehrslärm, den Vogel vor dem Fenster, den Fernseher des Nachbarn. Spüre, ob die Aufmerksamkeit auf bestimmte Geräusche die Qualität Deines Befindens verändert.
  • Schließe eine Weile die Augen und lausche im Dunkeln. Verändert sich Deine Wahrnehmung? Deine Empfindungen? Deine Stimmung?
  • Bedecke Deine Ohren mit den Händen und lausche in Deine Ohren hinein.
  • Hast Du eine große Muschel, in die Du hineinhorchen kannst?
  • Konzentriere Dich eine kleine Weile nur auf ein Geräusch, zum Beispiel das Ticken einer Uhr. Was geschieht mit Deiner Wahrnehmung?

Noch eine Anregung, um Deine Ohren zu verwöhnen: Höre Dir heute Abend ganz in Ruhe Deine Lieblingsmusik bei Kerzenschein an. Nicht mehr – und nicht weniger.

Wenn Dir die Musik aus den Herzensgedanken gefallen hat, dann kannst Du sie Dir hier anhören und herunterladen:

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Audio “Sunset Beach” herunterladen
mp3 | 15:17 min | 21,0 MB

Und dann versuche immer wieder, Dir Räume und Zeiten der Stille zu schaffen, in denen das Ticken einer kleinen Uhr zum Ereignis wird. Oft sind es die leisen Töne, die uns etwas Bedeutungsvolles ankündigen.


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