Er bändigte die Luftströmungen

«Der Weg zum Überschall-Verkehrsflugzeug» war das Thema seiner Abschiedsvorlesung 1967 an der ETH: Aerodynamiker Jakob Ackeret im Hörsaal. Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Photographisches Institut der ETH Zürich«Der Weg zum Überschall-Verkehrsflugzeug» war das Thema seiner Abschiedsvorlesung 1967 an der ETH: Aerodynamiker Jakob Ackeret im Hörsaal. Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Photographisches Institut der ETH Zürich

Zuerst veröffentlicht in den Lokalinfo-Zeitungen vom 14. Mai 2020.

Wo die Luftfahrt aktuell hinsteuert, ist offen. Einer, der sie massgeblich beeinflusste, war der Aerodynamiker Jakob Ackeret.

Plötzlich ein lauter Knall: Ein Kampfjet bricht durch die Schallmauer. Dass er so schnell fliegen kann, ist auch der Arbeit von Jakob Ackeret zu verdanken. Zu seinen Leistungen gehörte die Erforschung des Überschallflugs. Die Einführung der Mach-Zahl – der Masseinheit für Schall- und Überschallgeschwindigkeit – geht auf ihn zurück. Er hat vorgeschlagen, sie nach dem österreichischen Physiker Ernst Mach zu benennen.

Jakob Ackeret wurde 1898 geboren und wuchs in Riesbach auf. Er studierte Maschinenbau an der ETH und wurde 1920 Assistent. Knapp ein Jahr später wechselte er nach Göttingen zu Ludwig Prandtl. Unter dem deutschen Strömungsforscher widmete er sich der Flugzeug-Aerodynamik. «Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Wissenschaft und Technik des Flugwesens in voller Entwicklung», schreibt Luft- und Raumfahrtspezialist Georges Bridel im Buch «Schweizer Wegbereiter des Luftverkehrs».

In Göttingen beschäftige sich Ackeret mit dem Ausbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Strömungsforschung, das heute Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation heisst. Der Wissenschafter erforschte die Probleme des Flugs bei hohen Geschwindigkeiten.

Für Kampfflugzeuge verwendet
«Die frühen Pioniere der Luftfahrt mussten sich mit der Antriebsfrage genauso intensiv befassen wie mit der Aerodynamik des Auftriebes und des Widerstandes», heisst es im Buch. Strahltriebwerke setzten sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch. Vorher gab es nur die Luftschraube – also Propeller an einem Flugzeug. Ackeret sammelte deshalb Erfahrung bei Wasserturbinen und entwickelte einen Verstellpropeller für Schiffe. Dessen Weiterentwicklung wurde später in den schweizerischen Kampfflugzeugen C-36 und Morane D-3802/03 eingesetzt.

Als Ackeret 1927 aus Deutschland nach Zürich zurückkehrte, übernahm er das Labor für Hydraulik und Strömungsmaschinen bei der Escher Wyss AG. Schon wenige Jahre später, 1934, ernannte ihn die ETH zum ordentlichen Professor für Aerodynamik. Mit seinem neuartigen Überschallwindkanal sorgte er weltweit für Aufsehen. Ackeret leistete wichtige Beiträge im Bereich des Flugzeugbaus, des Überschallflugs und der Weltraumfahrt. Doch der Zürcher war nicht überall erfolgreich: In den 1950er-Jahren scheiterte die Entwicklung des Schweizer Düsen-Jagdflugzeugs P-16, an der sein Institut beteiligt war. Nach Abstürzen von Prototypen zog der Bundesrat eine Bestellung für 100 Stück zurück. Eine Enttäuschung dürfte zudem sein, dass sich die Überschallgeschwindigkeit in der zivilen Luftfahrt nie durchgesetzt hat. Exemplarisch dafür ist das Ende des französisch-britischen Überschall-Passagierflugzeugs Concorde. Immerhin: Im Militär ist der Überschall Standard.

Seine Abschiedsvorlesung an der ETH 1967 schloss Ackeret mit Worten von Gottfried Keller: «Und wenn vielleicht in hundert Jahren, in Luftschiff hoch mit Griechenwein durchs Morgenrot käm’ hergefahren – wer möchte da nicht Fährmann sein?» Ackeret starb 1981 mit 83 Jahren in Küsnacht. Zum hundertsten Geburtstag widmete ihm die ETH-Bibliothek 1998 eine Ausstellung.

Das Buch «Schweizer Wegbereiter des Luftverkehrs» ist nur noch antiquarisch erhältlich. Andere Werke über Schweizer Pioniere: www.pioniere.ch


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