Heise meldet – für viele überraschend – dass das Justizministerium den Entwurf für das vermaledeite Leistungsschutzrecht “entschärft” hat. Nur noch Suchmaschinen sollen davon betroffen sein; nicht mehr Blogger und andere Internetplattformen (1.):
Laut dem heise online vorliegenden Papier sollen jetzt ausdrücklich nur noch Suchmaschinen von dem Gesetz betroffen sein. Blogger, die auf ihren Seiten Werbung schalten oder Micropayment-Verfahren nutzen, sollen mit dem neuen Entwurf nicht mehr von den Regelungen erfasst werden.
Sprich: das neue Leistungsschutzrecht soll sich vor allem gegen Google richten.
Damit sägen sich die Damen und Herren Verleger, die noch immer nicht begriffen haben, dass Suchmaschinen ihnen ihre eigenen Gewinne aus geschalteter Werbung erst ermöglichen, den dünnen, trockenen Ast, auf dem sie sitzen, ab.
Udo Vetter jubliliert und hält den neuen Entwurf für einen Sieg der Internetcommunity:
Sofern das Justizministerium nun tatsächlich zurückrudert, wäre das ein weiterer Beleg dafür, welche Wirkung Aufklärung und Kritik aus dem Netz mittlerweile entfalten können. Wir müssen uns nicht verstecken, nicht mal vor Springer und seinen unermüdlichen Lautsprechern.
worin ich ihm zustimme.
Es wäre wirklich mal spannend, herauszufinden, ob die auch von mir beobachtete massive Nicht-Verlinkung von Blogs auf die Onlineangebote von Zeitungen wirtschaftliche Auswirkungen auf diese hatten. Zu wünschen wäre es.
Thomas Knüwer hingegen geht über das Jubeln hinaus und macht Google den konstruktiven Vorschlag:
… liebe Verantwortliche bei Google, beugen Sie sich dem Leistungsschutzrecht vorab – und listen Sie sämtliche deutsche Verlage aus.
Frei nach dem Motto: Wer nicht hören will, muss fühlen; wer nicht begreifen will, muss das an seinen Einnahmen spüren. Oder – noch besser: wer zu spät kommt, den bestraft das (Online)Leben.
Denn Verleger, die zu faul und zu arrogant sind, sich den veränderten Kommunikationsgeflogenheiten der modernen Menschen anzupassen, verdienen nichts anderes, als das sie untergehen. Und wenn Google diese aus ihren Suchmaschinen entfernt geht es noch schneller.
Ich weiß, wie schwer es ist, im Geld mit Journalismus Geld zu verdienen (ich rede nicht vom Blog hier; ich rede vom hpd) und ich weiß, wie schwer es ist, neu zu denken und neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln. Sich aber dieser Mühe zu entziehen zu versuchen, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass alles bleibt, wie es war, ist nicht nur dumm, sondern geschäftsschädigend.
Die Leistungsschützer wollen das nicht sehen und sind – wenn sie darauf bestehen – dem Untergang geweiht. Und womit? Mit Recht.
Nic
(1.) http://www.heise.de/newsticker/meldung/Justizministerium-entschaerft-Entwurf-fuer-Presse-Leistungsschutzrecht-1654656.html