Low
„The Invisible Way“
(Sub Pop)
Sie hören ihn nicht gern, diesen Begriff, doch auch wenn er über’s ganze Werk der drei natürlich zu kurz greift, für das aktuelle Album scheint er besser denn je zu passen: Slowcore. Keine ihrer bisherigen neun Platten ist so „slow“, so behutsam und zurückgenommen wie „The Invisible Way“, selten agierten Alan Sparhawk, Mimi Parker und Steve Garrington in den letzten Jahren über eine komplette Spiellänge so vorsichtig. Low haben das Album ja bekanntlich mit großer Begeisterung in die Hände keines Geringeren als Wilco-Boss Jeff Tweedy gegeben und der hatte ganz offensichtlich strikte Verschlankung im Sinn, als er den Sound auf den Kern hin – hier also dann „core“ – reduzierte: Gitarre, Bass, Drums, Gesang, aus – keine Spielereien, keine Schnörkel. Rückbesinnung auf die leiseren Töne von Platten wie „Trust“ oder „Things We Lost In The Fire“, Stücke wie die „Breaker“ oder „Monkey“ aus der jüngeren Vergangenheit finden kaum statt.
Dass Mimi Parker sich deutlich öfter vor dem Mikrophon tummelt, ist eine weitere Veränderung und sicherlich keine schlechte, mal belebt sie die Szenerie („So Blue“), dann wieder überhöht sie „Holy Ghost“ zu einer Art feierlichem Spiritual („Some holy ghost keeps me hanging on, I feel the hands but I don’t see anyone...“). Auch „Just Make It Stop“, eines der eingängigsten Stücke des Albums, gefällt mit gedoppelten Tonspuren, bevor sie ganz zum Schluss wieder in Andacht auf die Knie sinkt: „And the love we all need, once we landed from its speed, we adore it and abused it till it brought us to our knees, to our knees, to our knees!” Das klingt schon alles sehr bedeutsam und mit großem Ernst vorgetragen, dennoch haben Low mit der Zeit ihren feinen Humor nicht ganz verloren.
“And now they make you piss into a plastic cup, and give it up the cup will probably be here long after we're gone, what's wrong, they'll probably dig it up a thousand years from now and how they'll probably wonder what the hell we used it for and more … maybe you should go out and write your own damn song and move on” – allein diese Textpassage, sie stammt aus der ersten Single “Plastic Cup”, lohnt das genaue Hinhören, hier wird Sarkasmus in großen Portionen gereicht. Ein einziges Mal lassen Low die Pferde von der Leine, bei “On My Own”, hier darf die Elektrische mal kurz dazwischenfunken, während im Hintergrund der Chor ein zünftiges “Happy Birthday!” schmettert – das sticht heraus und bleibt die Ausnahme. Unterm Strich eine gelungene Produktion, die sich nahtlos in das doch recht breitgefasste Spektrum von Low einordnen läßt, beim nächsten Mal darf’s dann aber bitteschön wieder etwas energischer zur Sache gehen. http://chairkickers.com/
Einziger Deutschlandtermin:
10.05. Frankfurt, Zoom
„The Invisible Way“
(Sub Pop)
Sie hören ihn nicht gern, diesen Begriff, doch auch wenn er über’s ganze Werk der drei natürlich zu kurz greift, für das aktuelle Album scheint er besser denn je zu passen: Slowcore. Keine ihrer bisherigen neun Platten ist so „slow“, so behutsam und zurückgenommen wie „The Invisible Way“, selten agierten Alan Sparhawk, Mimi Parker und Steve Garrington in den letzten Jahren über eine komplette Spiellänge so vorsichtig. Low haben das Album ja bekanntlich mit großer Begeisterung in die Hände keines Geringeren als Wilco-Boss Jeff Tweedy gegeben und der hatte ganz offensichtlich strikte Verschlankung im Sinn, als er den Sound auf den Kern hin – hier also dann „core“ – reduzierte: Gitarre, Bass, Drums, Gesang, aus – keine Spielereien, keine Schnörkel. Rückbesinnung auf die leiseren Töne von Platten wie „Trust“ oder „Things We Lost In The Fire“, Stücke wie die „Breaker“ oder „Monkey“ aus der jüngeren Vergangenheit finden kaum statt.
Dass Mimi Parker sich deutlich öfter vor dem Mikrophon tummelt, ist eine weitere Veränderung und sicherlich keine schlechte, mal belebt sie die Szenerie („So Blue“), dann wieder überhöht sie „Holy Ghost“ zu einer Art feierlichem Spiritual („Some holy ghost keeps me hanging on, I feel the hands but I don’t see anyone...“). Auch „Just Make It Stop“, eines der eingängigsten Stücke des Albums, gefällt mit gedoppelten Tonspuren, bevor sie ganz zum Schluss wieder in Andacht auf die Knie sinkt: „And the love we all need, once we landed from its speed, we adore it and abused it till it brought us to our knees, to our knees, to our knees!” Das klingt schon alles sehr bedeutsam und mit großem Ernst vorgetragen, dennoch haben Low mit der Zeit ihren feinen Humor nicht ganz verloren.
“And now they make you piss into a plastic cup, and give it up the cup will probably be here long after we're gone, what's wrong, they'll probably dig it up a thousand years from now and how they'll probably wonder what the hell we used it for and more … maybe you should go out and write your own damn song and move on” – allein diese Textpassage, sie stammt aus der ersten Single “Plastic Cup”, lohnt das genaue Hinhören, hier wird Sarkasmus in großen Portionen gereicht. Ein einziges Mal lassen Low die Pferde von der Leine, bei “On My Own”, hier darf die Elektrische mal kurz dazwischenfunken, während im Hintergrund der Chor ein zünftiges “Happy Birthday!” schmettert – das sticht heraus und bleibt die Ausnahme. Unterm Strich eine gelungene Produktion, die sich nahtlos in das doch recht breitgefasste Spektrum von Low einordnen läßt, beim nächsten Mal darf’s dann aber bitteschön wieder etwas energischer zur Sache gehen. http://chairkickers.com/
Einziger Deutschlandtermin:
10.05. Frankfurt, Zoom