»Entchristlicht, aber noch nicht entkirchlicht«

Stehen die christ­li­chen Kirchen vor einem Massenexodus ihrer Mitglieder? Ein Gespräch mit Michael Schmidt-Salomon

Michael Schmidt-Salomon ist Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Die Stiftung ver­tritt die Ansicht, daß Religionen bis heute die kul­tu­relle Entwicklung der Menschheit nega­tiv beein­flus­sen.

Nach einer Umfrage des Heidelberger Sinus-Instituts ste­hen die bei­den christ­li­chen Amtskirchen vor einer Austrittswelle. Mehr als eine Million Menschen seien ent­schlos­sen, ihnen den Rücken zu keh­ren – 3,2 Prozent der Protestanten und 1,6 Prozent der Katholiken. Warum dop­pelt so viele Protestanten, wo doch die katho­li­sche Konkurrenz erheb­lich mehr Dreck am Stecken hat?
Von außen betrach­tet, könnte man mei­nen, daß Katholiken schwer­wie­gen­dere Gründe haben soll­ten, ihrer Kirche den Rücken zu keh­ren. Denken Sie nur an den Mißbrauchsskandal, die Haltung der Kirche gegen­über der Empfängnisverhütung oder ihre Mißachtung der Selbstbestimmungsrechte homo­se­xu­el­ler Menschen. Dennoch ist es nicht ver­wun­der­lich, daß die Protestanten eher zum Kirchenaustritt nei­gen. Denn je libe­ra­ler eine Glaubensgemeinschaft ist, desto schlech­ter kann sie die Gläubigen an sich bin­den. Die katho­li­sche Kirche ver­steht es ein­fach bes­ser, mit der Hölle zu dro­hen. Außerdem ist die soziale Kontrolle in katho­li­schen Milieus grö­ßer. Auch das hält viele vom Kirchenaustritt ab.

http://www.jungewelt.de/2011/12-24/054.php


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