Enke-Selbstmord sorgt erneut für Schlagzeilen

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Photo: Beddingham

Knapp ein Jahr ist es her, dass der Selbstmord des deutschen Nationaltorhüters Robert Enke die Welt erschütterte – und auf ein Thema aufmerksam machte, das in der Gesellschaft, im Fußball ganz besonders, nach wie vor ein Tabuthema ist: Depressionen. Nun hat der Vorfall aufgrund von Aussagen des Präsidenten von Enkes ehemaligem Verein Hannover 96 erneut für Schlagzeilen gesorgt und Diskussionen um den richtigen Umgang mit an Depression Erkrankten angestoßen.

 „Ich habe menschlich zwar Verständnis, dass das persönliche Umfeld ihn geschützt hat. Ich denke, hätten sie anders gehandelt, hätte man vielleicht andere Optionen haben können, vielleicht sogar, dass Robert Enke heute noch leben würde.“

Diese Aussage Kinds in der NDR-Sendung Sportclub, wohl an Enkes Witwe Theresa, Berater Jörg Neblung und Mitspieler Hanno Balitsch gerichtet, ist vielen sauer aufgestoßen.

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Prof. Dr. Ulrich Hegerl von der Psychiatrischen Klinik der Universität Leipzig, kritisierte die Aussagen des Präsidenten: „Das sind harte Worte. Ich finde finde so eine Äußerung aus Sicht der Hinterbliebenen problematisch, weil hier scheinbar Schuld verteilt wird. Solch ein Satz ist ein Stich ins Herz“, sagte Hegerl. Auch impliziert er, dass es ein „Richtig“ und „Falsch“ im Umgang mit an Depression Erkrankten gibt.

Der Keeper hatte eine stationäre Behandlung aus Angst vor der Öffentlichkeit und einem möglichen Karriereende stets abgelehnt. Enkes Freund Marco Villa erklärte: „Es ist nicht so, dass wir uns nicht bemüht hätten, eine Lösung zu finden. Besonders Teresa, Jörg und die Familie.“ Auch Hegerl attestiert ihnen, er habe den Eindruck, „dass die Angehörigen von Robert Enke alles Menschenmögliche gemacht haben.“

Kritik fällt nun auf den Verein selbst zurück

Müsste denn nicht hier angegriffen werden, Probleme angesprochen werden, Signale richtig gedeutet werden, einer Tabuisierung entgegengewirkt werden? Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe unternimmt einen ersten Schritt und bietet den Vereinen Trainings und Schulungen zum Thema psychische Erkrankungen an. „Es wäre hilfreich, wenn ein Trainer ein Minimum an Verständnis hätte“, sagt auch Hegerl.

Marco Villa wäre es am liebsten, wenn man den Tod seines Freundes ruhen ließe. „Man sollte bei dem Thema gar nicht so sehr in der Vergangenheit rühren. Es wäre schön, wenn Herr Kind sich einsetzen würde, dass Depression in Zukunft kein Tabuthema mehr ist.“ Dass Enkes Fall zumindest in einer Hinsicht etwas bewirkt hat, zeigte der Fall von Andreas Biermann. Der ehemalige Profi des FC St. Pauli hatte im Oktober 2009, nur einen Monat vor Enkes Tod, einen erfolglosen Selbstmordversuch unternommen. Durch den erschütternden Tod des Torhüters wurde er wachgerüttelt. „Mir wurde bewusst, dass die Person, die Teresa Enke beschrieb, zu 100 Prozent ich bin und dass ich mir Hilfe holen muss“, sagte Biermann.

Magdalena Ehnes bloggt zur Bundesliga und zum DFB-Pokal

 


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