Endlich. Nach mehr als sechsmonatigem Bombenterror erscheint nun schließlich ein Lichtstreif am Horizont. So ergibt das ja dann auch wieder einen Sinn. Mit dem offiziellen Tod Gaddafis hat die NATO endlich den ersehnten Grund, sich ohne allzugroßen Gesichtsverlusst aus Libyen zurückziehen zu können.
Während die Netzgemeinde sich noch den Kopf zerbricht, ob das neue Beweisfoto von Gaddafis Tod echt ist oder nicht, tagen bereits heute in Brüssel hochrangige NATO- Militärs und der Leitung von US- Navi General James Stavridis. Angeblich soll die Fähigkeit des NTC bewertet werden, künftig Stabilität in dem Land zu gewährleisten. Bereits gestern hatte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verlauten lassen, die Operation „Geeinte Verteidiger“ in Libyen stehe kurz vor dem Abschluss.
In dasselbe Horn stößt der französische Außenminister Alain Juppé. Sein Statement hierzu in einem Interview mit dem Rundfunksender Europe1: „Ich denke, dass man durchaus sagen kann, dass die militärische Operation beendet ist, dass das gesamte libysche Territorium unter der Kontrolle des Übergangsrates ist und dass die Nato-Operation mit Ausnahme einiger Übergangsmaßnahmen in der kommenden Woche ihr Ziel erreicht hat.“ Weiterhin gab er zu verstehen es sei nicht das Ziel gewesen, Gaddafi zu töten. Stattdessen diese plumpe Ausrede: „Unser Ziel bestand darin, ihn zum Abdanken zu zwingen.“ Ach nee.
Nun, dann erkläre ich Gaddafi gerne auch für tot, wenn dafür die grausamen Bombardements an der Zivilbevölkerung endlich aufhören. Möglicherweise (Eigenvermutung) ist das Ganze ja auch ein abgesprochener Deal zwischen den Beteiligten. Gaddafi stellt sich tot, die NATO verkündet mit stolzgeblähter Brust den totalen Endsieg über das geschundene Land und kann sich dann mehr oder eher weniger elegant aus der Schusslinie der Sniper bugsieren, die bislang gemeinsam mit den Stämmen und der Khamis Brigade jeden Vormarsch erfolgreich zurückgeschlagen haben. Der Imageverlusst für die NATO wurde schließlich mit jedem weiteren Tag unhaltbarer. Entweder die NATO wurde mitsamt ihrer Rebellenarmee zurückgeschlagen und als Loser verhöhnt, oder aber sie war erfolgreich und wurde als Bande von Massenmördern zu Recht dikreditiert. Selbst wenn der lebende Gadaffi nun für den Rest seines Lebens in seinem eigenen Land untertauchen müsste, sei’s drum. Das libysche Volk wird überleben, das ist die Hauptsache.