Das gab natürlich Schub nach vorne und entschädigte für die verloren gegangene Zeit. Trotzdem wollte ich, wohl wissend wie schwer die Radstrecke werden würde, nicht mit zuviel Druck auf den ersten 10km losfahren und das war auch gut so, denn nicht nur die Höhenmeter sollten uns auf den kommenden 70km zu schaffen machen. Viel mehr der Wind, der sich uns mit schöner Gleichmäßigkeit entgegen streckte, hielt die Tachonadel in alptraumhaft niedrige Werte.
Das tut nicht gut fürs Selbstvertrauen und wenn man nach seiner schwächsten Disziplin – ich werde nie ein guter Schwimmer sein – sich auf die Socken machen will und so gar nicht vorwärts zu kommen scheint, das lässt einem schier das Nervenkostüm zerreißen.
Doch irgendwie fand ich trotz der wi(n)drigen Bedingungen sehr schnell zu einem Rhythmus, vielleicht auch weil ich die ersten Kilometer noch mit dem kleinen Kettenblatt gekurbelt bin. Wie schnell dieser Rhythmus mich nach vorne bringen sollte, wusste ich nicht, aber das ist halt das schwierige, wenn man die Strecke nicht kennt und kein Wattsystem auf seinem Lenker hat (Bischi you know).
Dass ich aber schon nach wenigen Metern auf die ersten Teilnehmer auffahren konnte und dieser geniale Umstand – denn was gibt es schöneres als zu überholen – na ja man könnte noch gewinnen – sich auf der ganzen Strecke so bewahren sollte, stimmte mich sehr zuversichtlich. Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht trügt, hat mich auf der ganzen Strecke kein einziger Fahrer überholt, ganz im Gegensatz zu mir.
Doch der Reihe nach. Das mit dem Wind war eine ernst zu nehmende Sache, die den anderen Fahrern aber sichtlich noch mehr Schwierigkeiten bereitete. Durch das ständige auf und ab war auch nicht an ein gleichmäßiges Pedalieren zu denken und wer diese Situation kennt, weiß genau wie schwer es ist, auf eine anständige Geschwindigkeit zu kommen.
Kaum hatte ich einmal die 30km/h überschritten, kam schon die nächste Steigung und zog mir wieder alles vom Tacho. Hinzu kam noch der recht eigenwillige Asphalt, der mich stark an unseren Waschbeton vom Aschaffenburger Freibad errinnerte. Aber ich will nicht zuviel jammern, denn landschaftlich war die Strecke sehr reizvoll und die Helfer, stets zahlreich vorhanden und immer auf Höhe des Geschehens, taten ihr bestes, den Fahrern die Strecke so einfach wie möglich zu machen.
Die wenigen Ortsdurchfahrten waren sehr gut abgesichert und es gab diesmal keine Kopfsteinpflasterpassage, wie kann das nur. Von Frankfurt, Reinheim und Oberursel war ich da auf mindestens eine Rüttelpartie eingestimmt und so wartete ich vergebens. Wobei, wenn ich ehrlich bin kam ich kurz nach der Wende bei einer der wenigen flachen Abschnitte bei Tempo 45km/h voll in ein tiefes Schlagloch. Dabei wär mir fast der Unterkiefer weggeflogen.
Wenn wir schon bei der Rückreise sind, die ging natürlich schon des Schiebewindes wegen deutlich schneller. Machte richtig Spass, als die Tachonadel auf 45km/h und schneller kroch. Aber die Gaudi fand immer schnell ein jähes Ende, denn die vielen 90° Kurven bedeuteten in die Eisen zu steigen und jedesmal die schöne Energie zu verlieren.
Irgenwann waren die 60km erreicht und von da an konnte man wenigstens etwas Zeit wieder gut machen, da der Rest der Strecke leicht abfallend und auf gerader Linie nach Heilbronn führte. So kam ich nach etwas mehr als 2h wieder in die Wechselzone und stieg trotz der harten Strecke recht flüssig vom Rad.
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