Emil Jannings • Erster Oscarpreisträger der Welt

Ein Vollblutschauspieler war er, der sich mit Inbrunst um seine Rollen kümmerte, doch gleich danach um sich selbst. Ob er so ein angenehmer Zeitgenosse war, nun, das könnten nur seine Weggefährten erklären, doch so wie er sein Leben gestaltete, ist daraus Emil Jannings • Erster Oscarpreisträger der Weltzu schließen, dass ihm deren Meinung mehr oder weniger egal war. Ihm war die Egozentrik des großen Künstlers eigen und die lebte er vollends aus. Geboren als Theodor Friedrich Emil Janez, am 23. Juli 1884 in Rorschach am Bodensee, hat er eine behütete Kindheit. Sein Vater Emil Janez war ein amerikanischer Kaufmann aus St. Louis, so wuchs Emil Jannings zweisprachig auf, was ihm später in den Filmstudios von Hollywood zum Vorteil gereichte, da er völlig akzentfrei ein ‚amerikanisches’ Englisch sprach. Durch die Berufstätigkeit des Vaters ging er in Leipzig und Görlitz zur Schule, die er auch vorzeitig abbrach. Seine jüdische Mutter Margarete verbot ihm Schauspieler zu werden, so setzte er sich trotzig vom Elternhaus ab und ließ sich ein Jahr lang als Schiffsjunge anheuern. Nach diesem Jahr hatte die Mutter keine Einwände mehr gegen die Schauspielerei und ließ ihren Sprössling gewähren. So versuchte er sich als Volontär am Staatstheater zu Görlitz, wurde aber als untalentiert abgelehnt. Daraufhin spielte er in Kneipen und Wanderbühnen unter anderem in Bonn, Darmstadt, Stettin und Königsberg. 1914 kommt Emil Jannings nach Berlin, hier erhält ein Engagement am Deutschen Künstlertheater und spielt die ersten gewichtigen Rollen, auch sehr kleine Rollenengagements in Stummfilmen bekommt er bereits. Das Getöse um den Beginn des Ersten Weltkriegs beeindruckte ihn gar nicht, politisches oder gesellschaftliches Interesse, so lange es ihn nicht tangierte, berührte ihn wenig. In der gesamten Zeit des Ersten Weltkriegs stand er auf den Brettern der verschiedensten großen Berliner Bühnen, andere lagen in den Schützengräben, aber das ging dem jungen Emil Jannings wenig an. Im Herbst 1915 Emil Jannings • Erster Oscarpreisträger der Welterhält er einen Vertrag am renommierten Deutschen Theater und profiliert sich als Charakterdarsteller unter der Regie von Max Reinhardt. Im darauf folgenden Jahr beginnt er die Zusammenarbeit mit Ernst Lubitsch beim deutschen Film. Zwar gelangte er durch seine Filmrollen großen Ruhm, doch für Emil Jannings bedeutete die Bühne alles, in seiner Paraderolle des Dorfrichters Adam, in Heinrich Kleists ‚Der zerbrochene Krug’, feierte er die größten Bühnenerfolge. In der Weimarer Republik avancierte Emil Jannings aber zu einem der bedeutendsten Filmschauspieler seiner Zeit. In Literatur- und Historienfilmen wie ‚Die Brüder Karamasoff’ (1920); ‚Anna Boleyn’ (1920); ‚Danton’ (1921) oder ‚Quo Vadis’ (1923) überzeugt er durch außergewöhnliche schauspielerische Leistungen. So gelangte sein Ruf bis nach Hollywood. Sein Mitwirken an einigen der bedeutendsten deutschen Produktionen der zwanziger Jahre hat verschiedene Angebote aus den USA zur Folge. Er wird mit großem publizistischem Aufwand angekündigt und übersiedelt nach Hollywood. Von 1926 bis 1929 lebt und arbeitet er in den USA, wo er schnell zum international anerkannten Star wird. In den USA dreht er vier Filme, wobei er für seine Darstellung in ‚Der Weg allen Fleisches’ von 1927 und für seine Darstellung in ‚Sein letzter Befehl’ von 1928 mit dem ersten Oscar der Filmgeschichte ausgezeichnet wird. Er ist einer der bestbezahlten Künstler der Welt und er lebt a Hollywood Boulevard in einer der schönsten Villen dieser Zeit. Als ihm als erstem Hauptdarsteller der Oscar verliehen wurde, war er mit der Trophäe schon auf der Rückreise nach Deutschland. Ihm fehlte die Bühne und er hatte Heimweh, ferner änderte sich die Form der Darstellung Emil Jannings • Erster Oscarpreisträger der Weltim Kino, da der Tonfilm auf dem Vormarsch war. Alles Punkte, die ihn wieder nach hause zurückkehren ließ. Er kehrt nach Deutschland zurück. Auch hier hat der Tonfilm gesiegt. Emil Jannings arbeitet mit dem Regisseur Josef von Sternberg an dem Film ‚Der blaue Engel’, Uraufführung 1930,  nach der gleichnamigen Romanvorlage von Heinrich Mann. Als Professor Unrat neben Marlene Dietrich überzeugt nicht nur die schauspielerischen Leistung sondern auch die Stimme von Emil Jannings. Der Film bricht Zuschauerrekorde und seine Karriere geht nahtlos in Deutschland weiter. Ab Anfang bis Mitte der 30er Jahre steht Emil Jannings auch wieder auf der Theaterbühne. Sein Lieblingsautor wird Gerhard Hauptmann. Er spielt die Hauptrollen in ‚Der Biberpelz’, ‚Fuhrmann Henschel’ und ‚Vor Sonnenuntergang’. Das letztere Stück wird auch 1937 unter seiner künstlerischen Leitung für den Film ‚Der Herrscher’ adaptiert. Privat lebte Emil Jannings ein exzessives Leben, er fraß, er soff und er scherte sich nicht um seine Umgebung. Sein Haus am Wolfgangsee in Österreich war sein Rückzugsort, ein Ort voll des Prunks. Die Weltereignisse gingen an ihm vorüber, scheinbar ohne, dass er diese wahrgenommen hatte. In seinem Leben ließ er sich davon nie beeinträchtigen. Doch die seit 1933 regierenden Nationalsozialisten ließen sich nicht übersehen und Josef Goebbels, zuständig für die Kultur im Reich, gestand ihm ein unpolitisches Leben nicht zu. Es gibt nur eine überlieferte Äußerung Jannings über die politischen Vorkommnisse, er äußert sich äußerst besorgt darüber, dass seine Mutter keinen Ariernachweis hätte. Einen so großen und weltberühmten Schauspieler wie Jannings es war, war für den Propagandaminister Goebbels eine gute Gelegenheit, diesen als Aushängeschild zu benutzen. Obwohl er selbst nie Mitglied der NSDAP wird, arrangiert er sich mit dem System, bekennt sich öffentlich zur nationalsozialistischen Ideologie und spielt eine Reihe von historischen Persönlichkeiten, die Emil Jannings • Erster Oscarpreisträger der Weltden Kult um Führer und Vaterland deutlich sichtbar propagieren. Er gibt Friedrich Wilhelm I. in ‚Der Alte und der junge König’ (1935), spielt die Hauptrolle in ‚Robert Koch, der Bekämpfer des Todes’ (1939), mimt den Minister Bismarck in ‚Die Entlassung’ (1942). Im Februar 1937 wird Emil Jannings gemeinsam mit Gustaf Gründgens und Willi Forst in den Aufsichtsrat der Tobis Filmgesellschaft berufen. Schon drei Monate später wird der Schauspieler zum Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und zum Vorsitzenden des neu gegründeten Kunstausschusses ernannt. Er erhält eine eigene Produktionsgruppe, kann uneingeschränkt Einfluss auf seine Filme nehmen. Besonders deutlich wird sein Engagement mit der Macht in dem anti-englischen Propagandafilm ‚Ohm Krüger’ (1941), in dem er die Titelrolle spielt. Die Figur des Politikers Paul Krüger wird zur Analogie auf den Führer, der Krieg gegen England und dessen Zivilbürger unausweichlich. Goebbels ernennt ihn zum Botschafter für Film und Kultur, in dieser Eigenschaft wird er mit großen Ehrerbietungen von Mussolini in Rom empfangen. Es kommt aber auch zu Zerwürfnissen mit Goebbels und Emil Jannings zieht sich zurück, auch weil sein Gesundheitszustand gar nicht gut war. Als die amerikanischen Soldaten 1945 das fürstliche Anwesen am österreichischen Wolfgangsee betraten, trauten sie ihren Augen nicht. Da stand doch tatsächlich eine der kleinen goldenen Statuen, die sie eigentlich nur aus ihrer Heimat kannten und keiner von ihnen je aus der Nähe gesehen hatte. Jener Preis, von dem jeder Filmschaffende in den USA träumte. Doch wer war der Deutsche, dem die luxuriöse Villa gehörte? Wie ein Oscar-Gewinner wirkte der stark übergewichtige Mann nicht gerade. Er sah krank aus, trug Bandagen an Händen und Füßen, schien aufgeschwemmt und abgekämpft. Doch auf der Trophäe prangte tatsächlich sein Name: Emil Jannings. Doch das half ihm nichts, wegen der Nähe zum nationalsozialistischen Regime erhielt er lebenslanges Berufsverbot. Verbittert zog er sich in seine Villa am Wolfgangsee zurück, denn keiner seiner ehemaligen Kollegen stand hinter ihm. Nie wieder ging er nach Deutschland zurück, er erhielt 1949 noch die Staatsbürgerschaft Österreichs und verstarb am 2. Januar 1950. 

Bild 1: Janning mit Oscar-Statue – Quelle: s-msn.com · Bild 2: Szene aus dem blauen Engel – Quelle: ladmedia.fr · Bild 3: Filmplakat – Quelle: amazon.com · Bild 4: Buchtitel – Quelle: amazon.com


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