Elektroauto fuhr über 600 Kilometer ohne zu laden

Vier Leute können in dem umgebauten Audi A2 sitzen, der Kofferraum ist voll beladbar und bei der Fahrt von München nach Berlin musste auch nicht auf Annehmlichkeiten wie Servolenkung und Airbags oder Komfortfunktionen wie Klimatisierung, Sitzheizung und Radio verzichtet werden. Im Schnitt 90 km/h fuhr der Wagen, nach Herstellerangaben hat er eine „Richtgeschwindigkeit von 130 km/h“.

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“Jetzt müssen alle umrüsten auf die Technik, dann haben wir es geschafft”, sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der mit einer konventionellen Limousine ankam, zum Weltrekord. Der Schlüssel beim Elektroauto sei die Batterietechnik. 600 Kilometer Reichweite entspreche der Distanz für ein vollgetanktes Auto. Bei einer Fahrt durch den Hof mit Brüderle auf dem Beifahrersitz wäre das Auto dann fast mit der Limousine des Ministers zusammengekracht, als dessen Chauffeur die Karosse wendet. Brüderle zeigt sich überrascht, dass es bei der Fahrt keine Geräusche gibt.

Das junge Unternehmen DBM hat seit einem Jahr an der Batterie auf Lithium-Metall-Polymer-Basis gearbeitet. Die KOLIBRI Akkus haben einen extrem hohen Wirkungsgrad (größer als 97 Prozent). Sie bestehen aus hochwertigen, recyclebaren Materialien.

Anleihen wurden auch beim Gabelstapler gemacht, “der seit hundert Jahren elektrisch fährt”, wie Firmenchef Hannemann sagte. Seit sechs Wochen wurde zuletzt fast rund um die Uhr geschuftet. Und: Kaum jemand habe an sie geglaubt, deshalb ist der Jährige erleichtert, dass die Fahrt tatsächlich auch geklappt hat. Aber: Einmal 600 Kilometer fahren sei ja eine schöne Sache, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Sender n-tv. “Aber was man braucht, ist über 15 Jahre 600 Kilometer fahren zu können.”

Zusammen mit dem Partner und Förderer lekker Energie will DBM nun die Technik weiter verfeinern. Der Geschäftsführer des Stromanbieters lekker Energie, Thomas Mecke kündigt an, dass man auch auf die Großen aus der Autoindustrie als Interessenten hoffe: “Die Forschung ist abgeschlossen, jetzt geht das Verkaufen los”. 15.000 Zellen werden derzeit pro Tag produziert. “Wir wollen keine Autos bauen, sondern nur die Energielösungen liefern”, so Mecke.

Die deutsche Regierung hatte in ihrem Nationalen Entwicklungsplan erst für 2015 Fahrten mit alltagstauglichen E-Autos von mehr als 300 Kilometer Reichweite ohne Aufladen angepeilt. Dementsprechend sieht Brüderle nun schon Chinesen, Japaner und Koreaner bei der E-Auto-Entwicklung klar distanziert. Bis 2020 sollen in Deutschland eine Million Autos rollen, bis 2030 sogar sechs Millionen.

Chef Hannemann erklärt, die Batterie des “lekker mobils” brauche vier Stunden zum Aufladen wegen des veralteten deutschen Stromnetzes, sonst sei das auch in ein paar Minuten möglich. Bis zu 500.000 Kilometer schaffe die Batterie, bei einem Maximalgewicht von 1.600 Kilogramm. Als Dank für den Erfolg erlaubt Brüderle, dass das Ladekabel des Autos in seinen Ministeriumshallen eingestöpselt wird.

e Serie von mehreren Hunderttausend Stück produziert werden kann. “Wenn die Fahrzeuge erst mal auf der Straße sind, wird es eine Art Dominoeffekt geben”, betonte der Geschäftsführer des Bundesverbandes eMobilität, Frank Müller. Er rechnet sogar mit 4,5 Millionen E-Autos bis 2020 und sieht die Industrie in der Pflicht.


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