Einst gab‘s hier Säbelzahntiger

Ausstellung im Stadtmuseum entführt in die Urzeit

Die Präsentation gibt einen Eindruck davon, wie sich Kalt- und Warmzeiten der vergangenen eine Million Jahre in Mitteleuropa abgespielt haben könnten. Dem Sodener “Lössprofil” kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Von Brigitte Kramer

Bad Soden. “Lackprofil” – der Begriff kursiert in der Kurstadt seit elf Jahren. Seit sich im Juli 2000 die beiden Geografen Professor Karl-Josef Sabel und Dr. Günther Seidenschwann an einem lehmigen Hang hinter den Wohnhäusern der Siedlung “Am Carlusbaum” mit Zahnspachtel und Klappspaten zu schaffen machten, um eine dünne Erdschicht für die Nachwelt zu retten.

Geologisches Fenster

Einst gab‘s hier Säbelzahntiger

Mammuts auf großer Wanderung

Natürlich handelte es sich dabei nicht um irgendwelches Erdreich, sondern um Lössablagerungen, die darüber Aufschluss geben, was sich in den Kalt- und Warmzeiten der vergangenen eine Million Jahre in Mitteleuropa abgespielt hat. Bad Soden kommt mit seinem “geologischen Fenster” eine besondere Bedeutung zu. Denn die hiesigen Funde beweisen, dass es neun anstatt der bisher vermuteten acht Eiszeiten gegeben hat. Das Sodener “Lössprofil”, wie Fachleute es nennen, sowie begleitende Texte, die von 120 000 Jahren Landschaftsgeschichte in der Kurstadt erzählen, können jetzt im Stadtmuseum besichtigt werden.

Seinen Anfang nahm alles, als die Bagger in den 1970er Jahren anrückten und eine Grube an der Alten Ziegelei für die Carlusbaum-Bebauung aushoben. Die Bagger legten eine 11 Meter hohe Lösswand frei. Dieses kompakte Paket konnte sich wegen seiner windgeschützten Stelle zum Sulzbach hin halten. Purer Zufall war es nicht, dass die Wissenschaftler darauf aufmerksam wurden. Bereits Ende der 60er Jahre, berichtet Professor Sabel, habe es Aufsätze mehrerer Fachleute, wie dem Frankfurter Professor Semmel, über die Eiszeitforschung gegeben. Denn das gesamte Rhein-Main-Gebiet sei voller Lössgruben. “Und Lössböden sind für uns wie Klima-Archive”, verrät Sabel, da sie die Abfolge von kalten und warmen Phasen belegten. Trete eine Warmzeit ein, sei das deutlich zu erkennen, da der Lössboden durch das Oxidieren des Eisens braune Streifen zeige. Die Bad Sodener Grube, erinnert sich Sabel, “ist seinerzeit eine der attraktivsten Exkursionsgruben gewesen”. Es sei bedauerlich, dass sie durch die Wohnbebauung für die Wissenschaft verloren gegangen sei.

Noch ein weiteres Phänomen zeichnet den Sodener Löss aus. Dabei handelt es sich um das Magnetfeld der Erde. Nicht immer habe der Kompass nach Norden gezeigt, erklärt Sabel. Irgendwann vor 780 000 Jahren habe ein Wechsel in der Magnetausrichtung stattgefunden. Bisher konnten nur Ablagerungen mit der normalen und darunter mit der veränderten Polung gefunden werden. Den Wechsel selbst konnte man nicht nachweisen. Im Sodener Löss war das nun möglich. “Man konnte das an den Eisenverbindungen sehen”, erklärt Sabel. Eine geringe Zentimeter-Schicht legte Zeugnis von dem Magnetwechsel ab, der über 5000 Jahre dauerte. “Das war sensationell”, betont Sabel.

Ein See in der Altstadt

Doch die geologische Vergangenheit der Kurstadt weist noch eine weitere Besonderheit auf. Beim Bau der City-Arkaden entlang der Kronberger Straße, konnten in der Baugrube in zwei Meter Tiefe Rückstände von Vulkanasche festgestellt werden. Diese Asche stammt vom Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in der Eifel. Vor 13 000 Jahren, am Ende der letzten Kaltzeit, brach der Vulkan aus. 90 Kilometer weit wurde die Asche somit getragen oder angeschwemmt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich in der Sodener Altstadt seinerzeit ein See ausgebreitet hat.

Parallel zu dem “Lössprofil”, das die Besucher hinter Glas bestaunen können, hat Mauricio Wolling von der Frankfurter Goethe-Universität interessante Texte zu den jeweiligen Kalt- und Warmzeit-Zyklen erarbeitet.

Veränderung der Tierwelt

Der Besucher erfährt, wie sich damals schon aufgrund des Klimas die Tierwelt verändert hat. Dass das Mammut als ein Tier, das sich in der kalten Steppe wohlfühlte, hier vor 30 000 Jahren keinen Lebensraum mehr fand. Auch der Säbelzahntiger zog sich zurück, als es wärmer wurde. Wahrscheinlich weil er keine Nahrung mehr fand. Und auch bei unseren Vorfahren gab es gewaltige Einschnitte. Vor rund 40 000 Jahren starb der Neandertaler aus, für ihn fasste der Cro-Magnon-Mensch Fuß in Europa. Viele Details hat der Geografie-Student in seiner Präsentation zusammengetragen: ein interessanter Abriss über einen Zeitraum von 120 000 Jahren.

via Einst gab‘s hier Säbelzahntiger | – Höchster Kreisblatt – Main-Taunus.


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