“Einmal Hans mit scharfer Soße” von Buket Alakuş

Ismail (Adnan Maral, l.) - besorgt: um seine 34jährige, immer noch ledige Tochter Hatice (Idil Üner, r.) © Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen

Ismail (Adnan Maral, l.) – besorgt: um seine 34jährige, immer noch ledige Tochter Hatice (Idil Üner, r.)
© Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen

Hatice Akyün ist eine 1969 im türkischen Akpinar geborene Journalistin und Schriftstellerin. Bereits dreimal hat sie Anekdoten aus ihrem Leben zu amüsanten Romanen verarbeitet. Zuletzt 2013 mit Ich küss dich, Kismet. Davor 2008 Ali zum Dessert. Ihr Debütroman, der unter dem Titel Einmal Hans mit scharfer Soße erschien, wurde jetzt von der Filmemacherin Buket Alakuş (Finnischer Tango, 2008) für die Leinwand adaptiert. Das hat dann ein wenig etwas von der einstigen Serie Türkisch für Anfänger, in der das öffentlich rechtliche Fernsehen drei Staffeln lang das Aufeinandertreffen zweier irgendwie typisch deutscher Kulturen zeigte.

Drehbuchautorin Ruth Toma komplettiert das Frauenteam, ergänzt es durch ihren Erfahrungsreichtum mit Filmen wie Same Same But Different, Solino oder den ebenfalls recht deutsch-türkischen Kebab Connection von Anno Saul. Sie lässt in der Umarbeitung des Buches zum Drehbuch zum Film die Realperson Hatice zur Hauptprotagonisten der Umsetzung werden, die lediglich eine Nachnamensänderung hinnehmen muss (aus Akyün wird Coskun). Spaßig verkörpert durch Idil Üner durchlebt diese durch und durch deutsche Türkin den Alltagswahnsinn des Culture Clashs.

Auf der Suche nach dem einzig wahren Hans – mit scharfer Soße: Journalistin Hatice (Idil Üner) © Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen

Auf der Suche nach dem einzig wahren Hans – mit scharfer Soße: Journalistin Hatice (Idil Üner)
© Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen

Die wahre Stärke des Films ist allerdings Adnan Maral, schon als Vater in der genannten Türkisch für Anfänger-Serie mit allerlei Witz zwischen den unterschiedlichen kulturellen Einstellungen schwankend. Hier darf er den Vollblut-Türken mimen, der all die gepflegten Traditionen seines Landes hoch hält, während der Rest seiner Familie nur so lange mitspielt, wie er im Raum ist. Er ist auch derjenige, der auf den anatolischen Brauch schwört, dass zuerst die älteste Tochter Hatice heiraten muss, bevor ihre jüngere Schwester Fatma (Sesede Terziyan) überhaupt einen Gedanken an das Heiraten verschwenden darf. Allerdings verkompliziert die Schwangerschaft von Hatices Schwester erheblich die ohnehin schon unschöne Situation. Um ihrer kleinen Schwester zu helfen, begibt sich Hatice auf Männersuche: Es soll auf keinen Fall ein Türke sein, aber eben ein Deutscher, der ein wenig türkische Mentalität in sich trägt.

Eben ein Hans mit scharfer Soße, daher rührt hier also der Titel des Films sowie der Buchvorlage. Die Komik ist ganz klar ausgerichtet: für die Türken sind alle Deutschen ein „Hans“ und wenn im Restaurant die Rechnung zwischen Mann und Frau geteilt wird, nennen die Türken das „deutsches Bezahlen“, denn sie selbst würden niemals die Frau auch nur einen Hauch der Rechnung übernehmen lassen. Dafür sind sie viel zu sehr Kavalier. Und solcherlei kulturelles Gegeneinander und Auseinandersetzungen werden hier aufgelistet, inklusive dem etwas verwirrten Ex-Freund Hatices, der als Deutscher den typisch türkischen Schnauzbart trägt und ganz angetan von allem scheint, dass aus der Heimat seiner Nicht-mehr-Freundin stammt, die wiederum selbst nicht einmal der türkischen Sprache mächtig ist.

Viel wichtiger als das kulturelle Aufeinanderprallen erscheint das Traditionelle gegen die Moderne. Die Eltern verbringen ihre Lebenszeit in dem kleinen Salzgitter, Tochter Hatice lebt in der Großstadt Hamburg. Wenn sie ihre Eltern besuchen kommt, hält sie regelmäßig am Ortseingangsschild Salzgitters an, um ihren kurzen Mini gegen einen alles verdeckenden, langen Rock auszutauschen. Immer wieder tauchen die Bewohner eines anatolischen Dorfes als Gewissen Hatices auf, klein und zierlich wie ein Teufelchen oder Engelchen, je nachdem wessen Seite man einschlagen möchte, um Hatice von den alten Traditionen zu überzeugen. Hier trifft der Film keine Entscheidung, er sucht weder die Mitte, noch bevorzugt er Tradition oder Moderne. Es wird schlicht dabei belassen, von Hatices Alltag zu erzählen, ohne dabei vermutlich pikante Entscheidungen zu treffen.

Frauenpower multikulti: Fatma (Sesede Terziyan,l.), Julia (Julia Dietze, 2.v.l.) Hatice (Idil Üner, 2.v.r.) und Abla (Demet Gül, r.) © Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen

Frauenpower multikulti: Fatma (Sesede Terziyan,l.), Julia (Julia Dietze, 2.v.l.) Hatice (Idil Üner, 2.v.r.) und Abla (Demet Gül, r.)
© Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen

Da hätte dann allerdings mehr bei rum kommen können. An Türkisch für Anfänger reicht der Witz hier niemals heran, dafür fehlt einfach die nötige Bissigkeit. Romantik mag auch nicht so recht aufkommen. Viel zu kurz erscheinen die Mannsbilder, die Hatice immer nur sehr kurz an ihre Seite lässt. Kein männlicher Part erhält so viel Leinwandzeit, als dass er mit Hauptdarstellerin Idil Üner dazu in der Lage wäre, so etwas wie eine Chemie miteinander aufzubauen. Und der, der es hätte schaffen können – Schauspieler Max von Thun – wird lediglich als Gast gelistet und spielt darüber hinaus einen homosexuellen Kumpel von Hatice, der zwar den Liebhaber mimt, dann aber von Papa Coscun erwischt wird, wie er mit dem männlichen Geschlecht flirtet.

Wenn Türkisch für Anfänger nun also ein jugendliches Zielpublikum im altbackenen öffentlich rechtlichen Fernsehen unterhalten konnte, so ist Einmal Hans mit scharfer Soße doch eher für das altbackene Publikum gemacht, dass mal wieder einen seltenen Besuch im großen Kino machen möchte.

Einmal Hans mit scharfer Soße
Regie: Buket Alakuş, Drehbuch: Ruth Toma
Laufzeit: 96 Minuten, freigegeben ab 6 Jahren, Kinostart: 12. Juni 2014
im Netz: Einmal Hans mit scharfer Soße offizielle Filmeseite
alle Bilder © NFP/Filmwelt

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