Einmal DDR, immer DDR?

Sie kam, sang und siegte: Seit 2011 spielt Josephine Busch die Hauptrolle im Musical Hinterm Horizont in Berlin. Eine Paraderolle für Busch, der die Berliner Schnauze richtig gewachsen ist, und doch ein überraschendes Engagement, wurde sie doch aus der renommierten Universität der Künste rausgeschmissen.

Rebellisch und unformbar: Josephine Busch passt perfekt in die Rolle der Jessy Jung. Foto: Stage Entertainment.

Rebellisch und unformbar: Josephine Busch passt perfekt in die Rolle der Jessy Jung. Foto: Stage Entertainment.

„Mangelnde Anpassungsform und Unformbarkeit“ bescheinigte ihr die Berliner Universität der Künste – und warf sie nach einem Jahr kurzerhand raus. Irgendwie passt sie mit dieser Eigenschaft doch perfekt in ein Musical, das in der Zeit vor dem Mauerfall spielt. Und Josephine Busch hat auch so ihren Weg gemacht, ganz ohne die Berliner Formbarkeits-Uni.

Von Pankow auf die Bühne

Berliner Schnauze: Josephine Busch in ihrem heimatbezirk Pankow. Foto: Stage Entertainment.

Berliner Schnauze: Josephine Busch in ihrem heimatbezirk Pankow. Foto: Stage Entertainment.

Bereits in ihrer Schulzeit, die sie noch ohne Schulverweis durchzog, spielte Josephine Amateurtheater, war Frontfrau bei der Band Roof Garden und Gastsängerin bei Thanateros, bevor sie Tanz- und Schauspielunterricht am Ballettzentrum Berlin nahm. Nach ihrem Missglückten Studium dann wechselte sie 2009 zur Schauspielschule „Der Kreis“. Seitdem befindet sie sich im Einzelcoaching bei Kristiane Kupfer am Special Coaching Actors Studio. Wie gut, dass sie von der Universität der Künste geflogen ist, denn an der Schauspielschule erst fand das Casting für Hinterm Hoirzont statt. Die 27-Jährige nahm teil, sang und siegte. Die Proben begannen, und seit Januar 2011 steht die gebürtige Berlinerin nun in der Rolle der Jessy auf der Bühne des Stage Theaters am Potsdamer Platz bei Hinterm Horizont.

In der DDR-Schublade

Echt und unecht: Sowohl der wahre Udo Lindenberg, als auch Serkan Kaya, der im Musical den Udo mimt, lieben ihre Josephine. Foto: Stage Entertainment.

Echt und unecht: Sowohl der wahre Udo Lindenberg, als auch Serkan Kaya, der im Musical den Udo mimt, lieben ihre Josephine. Foto: Stage Entertainment.

Künstler aller Nationen werden ja gerne mal in eine Schublade gesteckt, sobald sie eine bestimmte Richtung länger verfolgen. Da wieder herauszukommen wird schwer. Auch Josephine Busch haftet eine bestimmte Marke an: Das Mädchen aus Ostberlin. Nicht nur in Berlins derzeitigem Kult-Musical verkörpert sie diese Rolle glaubhaft. Schon vor ihrem jetzigen Engagement spielte sie in dem DDR-Kult-Musical Der Traumzauberbaum von Reinhard Lakomy und Monika Ehrhardt die Rolle der Agga Knack, und auch in Uwe Tellkamps ARD-Zweiteiler „Der Turm“ spielte sie die gewohnte Rolle der DDR-Bürgerin.
Schubladen können nerven, aber das DDR-Image hat sich Josephine Busch selbst so intensiv zugelegt, dass sie sich vielleicht ganz wohl in ihrer Kiste fühlt. Und mal ehrlich: Eine bessere Besetzung für die Jessy Jung im Musical Hinterm Horizont als die rebellische Berliner Schnauze gibt es gar nicht, oder?


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