Wenn die Traumfänger doch einfach nur helfen würden…
Wenn kleinen Kindern etwas missfällt, schreien sie nicht unbedingt jedes Mal lauthals, um ihren Unmut kundzutun. Nicht selten wählen sie stattdessen eine ganz stille, oft unbemerkte Strategie, um sich dem, was gerade um sie herum passiert, auf ihre Weise zu verweigern: Sie schliessen einfach die Augen und tun so, als würden sie schlafen.
Insbesondere unser Kleiner beherrschte diese «Notfallstrategie» sehr gut. Immer dann, wenn es ihm zu laut oder zu bunt wurde oder aber auch dann, wenn er traurig war oder Angst hatte, schloss er seine Augen, legte seinen Kopf zur Seite – egal, ob er gerade im Buggy sass oder im Arm getragen wurde – und stellte regelrecht alle Sinneswahrnehmungen ein, bis er dann meistens auch tatsächlich tief und fest einschlief. So konnte er sich abschotten von den Dingen, die ihm nicht gut taten, und sich selber schützen. Auch heute noch, wenn sich Situationen ergeben, die ihn stark bekümmern, zieht er sich unbemerkt zurück, legt sich auf den Boden seines Zimmers oder auf sein Bett, schliesst die Augen und schläft einfach ein. Auf dass seine Welt, wenn er aufwacht und die Augen wieder öffnet, wieder in Ordnung sein möge.
Liebe Leserinnen und Leser, ihr habt wahrscheinlich längst bemerkt, was ich euch heute wirklich erzählen will: Nämlich, dass ich mich leer fühle, unmotiviert, sinn- und ziellos und extrem fest müde vom Nachdenken, vom Wütend- und Verzweifeltsein über das, was um uns passiert, und vom Angsthaben, was alles noch auf uns zukommen wird. So gerne würde auch ich mich einfach hinlegen, die Augen zumachen und einfach nur schlafen. Und wie ein Kind hoffen, dass beim Aufwachen alles wieder gut ist.
Wie geht es euch gerade? Welche “Notfallstrategien” legt ihr an den Tag, um diese Zeiten durchzustehen?
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich