Eine Volk, ein Land, eine Meinung

Eine Volk, ein Land, eine MeinungNiersbach ohne Gegenstimmen gewählt. Gauck wird’s mit sicherer Mehrheit. Der Rettungsschirm bekommt parteiübergreifend Zustimmmung. Alle gegen den Ehrensold. Alle gegen die vorschnelle Ernstnahme der neuen Migrationsstudie. Alle entsetzt über jede Verharmlosung der Klimakatastrophe. Alle empört wegen des rassistischen Polizeikalenders aus Bayern.
Eilmeldungen dieser Tage, die die Frage aufwerfen, was wäre, wenn es diese Einstimmigkeit nicht gäbe. Alarm statt Eilmeldung? Aufregung statt Schweigen?
Doch die Gefahr besteht ja nicht. Deutschland im Jahre 2012, „alles fertig, alles klar, was noch sein wird alles war“, wie der Dichter Kurt Demmler schon vor 30 Jahren müde ahnte. Das Land wird nicht mehr regiert von Leuten, die ein Amt als Voraussetzung dafür begriffen, ihr Ziel umzusetzen, die Welt zu verändern. Sondern verwaltet von Figuren, denen das Amt Ziel allein ist. Kaum haben sie es, sind sie es auch zufrieden.
Opposition ist nicht mehr nötig und auch nicht mehr auffindbar. Abgesehen von der Linken, die halb zum sozialdemokratischen Lager, ansonsten aber zu den Verfassungsfeinden gerechnet werden muss, tummelt sich die gesamte Meinungsvielfalt von mehr als 2000 Jahren abendländischer Geschichte in der Mitte des Spektrums, dort, wo das Plattencover von „The Dark Side of the moon“ einen schmalen weißen Strich zeigt, der im Nirgendwo des Prismas verschwindet.
Bei Pink Floyd kam auf der anderen Seite ein Regenbogen an Farben hervor, jede Nuance eine Möglichkeit. Heute muss das Bild von rechts nach links gelesen werden: Die Farbenpracht der wirklichen Welt trifft auf einen unsichtbaren Mechanismus, der das Spektrum zu einer einzigen Linie schrumpft. Unschuldig weiß wird jede Meinung und sie drückt sich im Allgemeinfall auch so aus. Zuerst einmal „Ich denke“, „ich meine“ und „ich glaube“ vor jede Meinungsäußerung zu setzen, als hülfe das, im Ernstfall schnell wieder von ihr zurücktreten zu können, lernen heute schon Nachwuchsfußballer.
Die Gleichschaltung ist da, die selbstverständlich nicht so genannt werden darf. Erstens, weil das Wort nach einhelliger Meinung durch ein historisch einmaliges Ereignis besetzt ist. Und zweitens, weil die Gleichschaltung diesmal freiwillig erfolgt. Alle Zeitungen schreiben an allen Tagen dieselben Dinge zu denselben Themen. Alle Sender senden flankierend dieselben Interviews mit denselben Protagonisten. In allen Talkshows sitzen dieselben Diskutanten, alle Kritiker besprechen dieselben Bücher, alle Magazine loben dieselben Alben.
Die Nachrichtenagentur dpa fungiert als Teilchenbeschleuniger zwischen den Stichwortgebern: Das exklusive Opfer-Interview bei „Kerner“ geht vorab als Pressemitteilung raus, die „Bild“ macht mit einem Kommentar der weinenden Mutter ein Drama draus, das geht über dpa an alle angeschlossenen Funkhäuser und spätestens am nächsten Tag im selben Wortlaut in alle angeschlossenen Wohnzimmer.
Und es könnte ewig so weitergehen. Katzenberger und Katzenjammer, der Zwanziger kriegt das Verdienstkreuz und der Wulff den Ehrensold und bei den Nazis finden sie Waffen und ins Internet bauen sie einen Knopf, auf dem steht, „wer hier drückt, der kauft was“. In einer Aufwallung von Überholen ohne Einzuholen hat die Linke, die es nicht verwinden kann, nicht auch zur Nationalen Front aller anderen Parteien gehören zu dürfen, Beate Klarsfeld als Zählkandidatin für die symbolische Abstimmung über den künftigen Bundespräsidenten nominiert. Klarsfeld ist dadurch berühmt und beliebt geworden, dass sie einen Bundeskanzler geohrfeigt hat, als sie 29 war.
Wir denken jetzt ganz langsam und gründlich darüber nach, welches Schicksal dem heute blühte, der Frau Merkel ohrfeigte.

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