Glosse von Ernst Probst
Endlich bot sich mir als Autor eine passende Gelegenheit, mich bei zwei Wissenschaftlern für ihre wertvolle Hilfe auch publizistisch zu bedanken. Ich erwähnte beide in der gedruckten Widmung meines damals jüngsten Werkes und schickte ihnen nach Erscheinen sofort ein kostenloses Exemplar mit einem herzlichen Begleitschreiben zu. Eine der beiden Koryphäen antwortete prompt und bedanke sich höflich. Von dem anderen Experten dagegen habe ich bis heute - viele Jahre danach - nichts gehört.
Keine Antwort auf Briefe, Faxe, E-Mails, Mitteilungen auf Anrufbeantworter oder Geschenke zu geben - das ist nach meinen leidvollen Erfahrungen eine Unsitte geworden, die sich wie eine Seuche immer mehr ausbreitet. Die Gründe für diese "neue Volkskrankheit" sind vielfältig: Bequemlichkeit (früher als Faulheit bezeichnet), Unhöflichkeit, Vergesslichkeit, Undankbarkeit und "Weiß-der-Teufel-was-sonst-noch".
Auch im Privatleben greift das "große Schweigen" immer mehr um sich. Sogar Verwandte riefen mitunter nicht zurück, wenn ich eine Nachricht auf Ihren Anrufbeantworter sprach. Andere bedankten sich nicht für Geschenke zu ihrem Geburtstag, für ihre Kinder, zu Weihnachten oder zu anderen Anlässen. Für deren Nachwuchs war das Wort "Danke" natürlich ebenfalls ein Fremdwort.
Im Arbeitsleben ist es nicht viel besser. Als ich noch verantwortlicher Redakteur der Wochenendbeilage einer Zeitung war, buhlten viele freie Journalisten/innen um meine Gunst, damit ich ihre Manuskripte veröffentlichte und gut honorierte. Kurz vor dem Ausscheiden aus dieser Funktion verabschiedete ich mich schriftlich bei vielen langjährigen Mitarbeitern/innen und bedankte mich für die gute Zusammenarbeit. Die Antwort war nahezu 100-prozentiges Schweigen.
In meiner neuen Funktion als Buchverleger stieß ich bald auf altbekannte Verhaltensweisen. Erstaunlich viele potentielle Geschäftspartner forderten völlig ungeniert Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwändiges - wie detaillierte Beschreibungen Dutzender von Titeln, zahlreiche große und gute Farbfotos, spezielle Einkaufskonditionen und massenhaft kostenlose Ansichtsexemplare von Büchern und CD-ROMs - und ließen nach Erhalt nie wieder etwas von sich hören.
Sogar eifrige Verfasser/innen von Bettelbriefen, die für ihren Verein oder ihre Schule auf Spenden für Tombolas hofften und sie prompt von mir erhielten, erwiesen sich häufig als sehr undankbare Zeitgenossen/innen. Nach Erhalt des Paketes kam kein Muh, kein Mäh und erst recht kein Dankeschön.
Andere wiederum stahlen einem nicht nur die Arbeitskraft und die Zeit, sondern regelrecht das Geld: Sie bestellten Waren und wünschten schnelle Lieferung, vergaßen aber das Bezahlen und spielten nach freundlicher mehrfacher Mahnung "toter Mann". Natürlich waren sie tödlich beleidigt, wenn sich nach vielen Wochen ein völlig genervter Lieferant an ein Inkassobüro oder an einen Rechtsanwalt zwecks Eintreibung der Schulden wandte.
Viele Leute, die nicht antworten, meinten es - nach eigenem Bekunden - eigentlich gar nicht böse. Sie wollten ja schreiben anrufen oder bezahlen. Aber nicht heute, sondern erst morgen, also tatsächlich nie, weil ja heute nie morgen ist.
Vielleicht sollte ich es mir doch langsam abgewöhnen, auf jede Anfrage schnell und freundlich zu reagieren und jede Rechnung noch am Tag des Empfangs zu begleichen? Sonst werde ich, wenn das so weitergeht, noch zum Blödmann der Nation.
*
WEBLINKS:
http://satire-welt.blogspot.com
http://buch-welt.blogspot.com
Endlich bot sich mir als Autor eine passende Gelegenheit, mich bei zwei Wissenschaftlern für ihre wertvolle Hilfe auch publizistisch zu bedanken. Ich erwähnte beide in der gedruckten Widmung meines damals jüngsten Werkes und schickte ihnen nach Erscheinen sofort ein kostenloses Exemplar mit einem herzlichen Begleitschreiben zu. Eine der beiden Koryphäen antwortete prompt und bedanke sich höflich. Von dem anderen Experten dagegen habe ich bis heute - viele Jahre danach - nichts gehört.
Keine Antwort auf Briefe, Faxe, E-Mails, Mitteilungen auf Anrufbeantworter oder Geschenke zu geben - das ist nach meinen leidvollen Erfahrungen eine Unsitte geworden, die sich wie eine Seuche immer mehr ausbreitet. Die Gründe für diese "neue Volkskrankheit" sind vielfältig: Bequemlichkeit (früher als Faulheit bezeichnet), Unhöflichkeit, Vergesslichkeit, Undankbarkeit und "Weiß-der-Teufel-was-sonst-noch".
Auch im Privatleben greift das "große Schweigen" immer mehr um sich. Sogar Verwandte riefen mitunter nicht zurück, wenn ich eine Nachricht auf Ihren Anrufbeantworter sprach. Andere bedankten sich nicht für Geschenke zu ihrem Geburtstag, für ihre Kinder, zu Weihnachten oder zu anderen Anlässen. Für deren Nachwuchs war das Wort "Danke" natürlich ebenfalls ein Fremdwort.
Im Arbeitsleben ist es nicht viel besser. Als ich noch verantwortlicher Redakteur der Wochenendbeilage einer Zeitung war, buhlten viele freie Journalisten/innen um meine Gunst, damit ich ihre Manuskripte veröffentlichte und gut honorierte. Kurz vor dem Ausscheiden aus dieser Funktion verabschiedete ich mich schriftlich bei vielen langjährigen Mitarbeitern/innen und bedankte mich für die gute Zusammenarbeit. Die Antwort war nahezu 100-prozentiges Schweigen.
In meiner neuen Funktion als Buchverleger stieß ich bald auf altbekannte Verhaltensweisen. Erstaunlich viele potentielle Geschäftspartner forderten völlig ungeniert Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwändiges - wie detaillierte Beschreibungen Dutzender von Titeln, zahlreiche große und gute Farbfotos, spezielle Einkaufskonditionen und massenhaft kostenlose Ansichtsexemplare von Büchern und CD-ROMs - und ließen nach Erhalt nie wieder etwas von sich hören.
Sogar eifrige Verfasser/innen von Bettelbriefen, die für ihren Verein oder ihre Schule auf Spenden für Tombolas hofften und sie prompt von mir erhielten, erwiesen sich häufig als sehr undankbare Zeitgenossen/innen. Nach Erhalt des Paketes kam kein Muh, kein Mäh und erst recht kein Dankeschön.
Andere wiederum stahlen einem nicht nur die Arbeitskraft und die Zeit, sondern regelrecht das Geld: Sie bestellten Waren und wünschten schnelle Lieferung, vergaßen aber das Bezahlen und spielten nach freundlicher mehrfacher Mahnung "toter Mann". Natürlich waren sie tödlich beleidigt, wenn sich nach vielen Wochen ein völlig genervter Lieferant an ein Inkassobüro oder an einen Rechtsanwalt zwecks Eintreibung der Schulden wandte.
Viele Leute, die nicht antworten, meinten es - nach eigenem Bekunden - eigentlich gar nicht böse. Sie wollten ja schreiben anrufen oder bezahlen. Aber nicht heute, sondern erst morgen, also tatsächlich nie, weil ja heute nie morgen ist.
Vielleicht sollte ich es mir doch langsam abgewöhnen, auf jede Anfrage schnell und freundlich zu reagieren und jede Rechnung noch am Tag des Empfangs zu begleichen? Sonst werde ich, wenn das so weitergeht, noch zum Blödmann der Nation.
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