Ich liebe Twitter. Nicht nur, weil ich so den ganzen Tag über immer wieder sehr lustige Dinge zu Lesen bekomme, nein, auch weil ich ohne es wohl immer noch die uncoole Tante vom Pausenhof wäre, die immer noch Baggy Pants trägt, obwohl Schlag längst wieder im Trend ist. Voll trendy zu sein ist irgendwie in, nur mal ehrlich… wer kommt da schon hinterher? Bikini Bridge, Veganismus, Bananendiät, Hipstertum, dicke Augenbrauen, Undercut, Englischifikation, you name it… Im Wochentakt ist was anderes in. Meistens schaffe ich es, die aktuellen Trends von den Hühnern in meinem Yogakurs aufzuschnappen (wenn sie die Meditationsphase mal wieder “voll boring” finden), nur wie kann ein Mensch sich da so schnell anpassen? Jetzt kursieren die #dadbods im Netz. Ich habe mich da mal eingelesen:
#dadbod
Schon fast unglaublich finde ich es, dass sich dieser Trend so schnell durchgesetzt hat, da der heutige Körperkult, den wir auf Twitter und Instagram verfolgen doch eher in Richtung super sportlich, super muskulös, super schlank, super healthy (ihr merkt, ich habe dazugelernt – Englischifikation) geht. Das Phänomen des #dadbods verherrlicht den Vaterkörper, den mit ein bisschen Plauze vorne dran. Natürlich machen es die Stars vor. Wahrscheinlich hatten die männlichen Vorreiter wie Adam Sandler oder Seth Rogen einfach nur keinen Nerv mehr, ihre Bodies jeden Tag von ihrem Personal Trainer stählen zu lassen, und haben sich ein kleines Bäuchlein angefressen. Und schwupps macht einer einen Hashtag drunter und es wird zum Trend. Der Mann, der sich gehen lässt, wird nun von den Frauen vergöttert. Zumindest sagt das das Netz.
Weinen jetzt die Freeletics-Jungs?
Erst kürzlich war ich joggen, und kam zufällig an einer Gruppe Jungs vorbei, die in einem Park gemeinsam ihr Freeletics Pensum absolvierten. Natürlich oberkörperfrei (die Muckis soll man… oder Frau ja schließlich sehen) mit cooler Musik wird hier geplankt, geburpeet und gesquattet. Monatelange harte Arbeit, jedes Training genauestens per App getrackt, pingelige Ernährungskontrolle und dann noch der ganze Aufwand, der für die Erstellung der perfekten Instagram Posts getrieben wird… und wofür? Dafür, dass die holde Weiblichkeit nun rüber in den Biergarten rennt wo die #dadbods sitzen, den Muskeljungs amüsiert und gelassen zusehen und sich heimlich ins Fäustchen lachen. Ich glaube, ich würde ein bisschen weinen.
Erst wenn es ein Trend ist glauben es alle
Wenn du mal die Frauen vorletzte Woche mal gefragt hättest, welchen Typ Mann sie körpertechnisch gerne an ihrer Seite hätte, dann hätten wohl viele das Wort “Waschbärbauch” rausgekramt. Waschbärbauch, das hat man früher zu einem #dadbod gesagt. Ja, stimmt schon, so ein knackiger junger Mann, der schwitzend sein Klimmzugtraining absolviert ist schon wirklich nett anzuschauen. Nur wollen wir den auch im Bett, geschweige denn als Partner haben? Will ich beim Sex immer darauf achten wollen, meinen Po so hinzudrappieren, dass er die kleinen Dellchen nicht sieht? Und dann ist er jeden Tag im Fitnessstudio, hat keine Zeit für dich, und so weiter und so fort. Wir haben immer schon gesagt, wir lieben die Männer mit Komfortkissen am Bauch. Und hat es jemand geglaubt? Nein! Da waren sie lieber beleideigt, die lieben Männer. “Hast du mich gerade fett genannt?” war dann die große Frage. Halloho? Die Frau per se kuschelt nunmal gerne (Ausnahmen gibt es natürlich), und da kuschle ich mich lieber an einen weichen Bauch als an einen Stein, ich denke, das liegt in der Natur des Menschen. Jetzt ist die Plauze Trend und alle Männer so: Yaaaaaaaaay! Wampe raus!! Da ist dann plötzlich keiner mehr beleidigt.
Lass dich nicht gehen
Ich verrate euch ein Geheimnis: Die Frauen stehen zwar auf ein Waschbärbäuchlein, die Betonung liegt hier allerdings auf dem “lein”. Das männliche Geschlecht hat großes Glück, denn alle sich um sie drehenden Trends erleichtern ihnen das Leben ungemein. Wie die Schreiberin der SZ es so schön formulierte:
“Alles, was Arbeit macht, wird von Männern schlichtweg abgelehnt – und diese Wurstigkeit auch noch dreist zum Trend erklärt. Kann er nicht bügeln, schlüpft er in ein Holzfällerhemd und lässt sich zum #lumbersexual upgraden. Hat er keine Lust, sich zu rasieren, wird der Wildwuchs im Gesicht als Hipster-Accessoir gefeiert. Ist er zu faul zum Sport, wird die daraus resultierende Pummeligkeit kurzerhand zum #dadbod erklärt”
Damit wirst du als Mann zwar der Star bei oberflächlichen Mädchen, die es für wichtig empfinden, möglichst einen untra-hippen Typen bei sich zu haben, nur wenn dann der Trend doch wieder zu Sixpack, Röhrenjeans und glattrasiertem Kopf geht, bist du schneller abgeschrieben als du kucken kannst. Wir stehen auf ein kleines Bäuchlein, wir stehen auch auf Bart. Wir stehen allerdings nicht auf Faulheit. Der Mann, der in Unterbüchse pizzaessend auf unserem Sofa rumgammelt, die Plauze immer fetter und der Bart immer schmieriger wird, bekommt früher oder später einen Laufpass. Denn zwischen “gemütlicher Typ” und “faulem Fettsack” besteht ein himmelweiter Unterschied. Ein gepflegtes Äußeres war bei Frauen schon immer ein Trend, und ich denke auch, es wird es immer so bleiben. Also Obacht!
Also, all ihr #dadbods da draussen hört hört: Ihr werdet sicherlich in nächster Zeit einen vermehrten Ansturm an Frauenzuneigung verzeichnen. Trotzdem heißt die Devise “Immer schön auf dem Boden bleiben”. Ich weiß, es mag schwer sein, plötzlich als Sexsymbol gefeiert zu werden und doch könnt ihr es schaffen, mit diesem Fame umzugehen. Es wird die sein, die euch Waschbär nennt, die es erst mit euch meint. Hütet euch vor der Hashtaginvasion #
Euch euer Bäuchlein streichelnd…
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