Eine neue Freundin

Früher hat man gerne mal gesagt Männer seien vom Mars und Frauen von der Venus. Heutzutage sieht man es differenzierter, aber trotz Conchita Wurst ist das Thema Gender noch lange nicht durchbesprochen. Das französische Drama Eine neue Freundin nimmt sich der Sache auf seine Art und Weise an.

David (Romain Duris) verbleibt nach dem Tod seiner Frau als allein erziehender Vater, bekommt jedoch dabei bald Hilfe von Claire (Anaïs Demoustier), einer Bekannten der Verstorbenen. Schon bald stolpert jedoch Claire über ein Geheimniss des Witwers. Dieser zieht sich nämlich gerne hinter verschlossenen Türen die Kleider seiner toten Frau an und schlüpft in die Rolle der fiktiven Frau Virginia. Claire ist zuerst entsetzt, taut jedoch langsam Virginia gegenüber auf und versucht David mit seinem Baby und seinem Doppelleben zu unterstützen.

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Das Thema Crossdressing in Filmen ist nicht neu, jedoch ist es eher selten den Stoff nicht komödiantisch bearbeitet zu sehen (man denke an Ein Käfig voller Narren). Ebenso ist es auch rar dass es sich um einen heterosexuellen Mann handelt, der sich rein aus Leidenschaft dazu entschließt (und nicht aus Not, so wie etwa im Klassiker Tootsie mit Dustin Hoffman). Der Blick auf Geschlecht ist hier von sexueller Ausrichtung abgekoppelt – David fühlt sich in Männer- wie auch in Frauenkleidungen nach kürzester Zeit zu Claire hingezogen, jedoch scheint diese die Gefühlte nur seiner weiblichen Seite gegenüber zu erwidern.

Das Spiel sowohl von Romain Duris als auch von Anaïs Demoustier ist sehr feinfühlig und nuancenreich, wobei beide eine nett anzusehende Charakterentwicklung durchleben dürfen. Während David als Virginia immer mehr Selbstvertrauen gewinnt, beginnt Claire nach anfänglicher Abgestoßenheit die Gesellschaft ihrer „neuen Freundin“ immer mehr zu schätzen, bis es zu romantischen Interesse wird. Hierbei lässt Eine neue Freundin (Originaltitel: Une nouvelle amie) es absichtlich unklar bleiben, ob die verheiratete Claire bisexuelle Tendenzen hat oder den Verlust ihrer Freundin, Davids Frau, auf Virginia überträgt. Der Zuschauer darf rätseln ohne dass Demoustiers Spiel je zu vage werden würde. Sehr charakterbezogen angelegt lässt sich Eine neue Freundin sehr viel Zeit seine Geschichte zu erzählen und pointiert die Entwicklung in emotionalen Szenen – wobei die Angst vor dem Entdeckt werden nicht übermäßig präsent ist um das Tempo nicht forciert zu beschleunigen.

Dieser Mangel an Dramatik in den ersten zwei Dritteln führte vielleicht bei Regisseur Ozon bei aller Feinfühligkeit dazu das Finale etwas zu überspitzt darzulegen. So taucht in der Handlung plötzlich eine Hollywood nicht unähnliche Wendung auf, samt pathetischem Happy End. Vielleicht wird hierbei ausgeglichen, dass es zu Anfang relativ wenige externe Widrigkeiten für David gab. Der erzähltechnische Dampfhammer am Schluss kann jedoch das gesamte Filmerlebnis nicht trüben. Man wünscht den handelnden Personen eigentlich ihr schnulziges Happy End sogar – und das reicht oft für einen unterhaltsamen Film.

Regie und Drehbuch: François Ozon
Darsteller: Romain Duris, Anaïs Demoustier, Raphaël Personnaz, Isild Le Besco, Aurore Clément
Filmlänge: 105 Minuten, Kinostart: 10.04.2015


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