oder Das System ist anusköpfig.
Gleich welches System, welche Ideologie. Am Kopf der Tafel sitzt immer das Arschloch in mehrfacher Ausführung. Im heutigen Kapitalismus ist es so - im Kommunismus war es so. Immer sind sie es, die oben landen. Woher nehmen die Arschlöcher ihren Auftrieb. Haben sie eine geringere Dichte? Ist es ein anatomisches Rätsel? Warum schwimmt nicht nur Scheiße, sondern auch ihre Pforte zur Welt obenauf?
Als Sloterdijk noch ein Philosoph war, nannte er den Arsch den "Clochard unter den Körperteilen", der "sein Dasein im Dunkeln zu fristen" hat. Außerdem befand er, sei der Arsch "der Plebejer, der Basisdemokrat und der Kosmopolit unter den Körperteilen". Denn "auf den Klos aller Herren Länder" sei er heimisch, was so was wie eine "Internationale der Ärsche" sei. "Spielend überwindet der Arsch alle Grenzen, im Unterschied zum Kopf, dem Grenzen und Besitztümer viel bedeuten". Der Arsch sei "eigentümlich zur Philosophie [prädisponiert]", glaubte Sloterdijk damals erkannt zu haben. Warum also eigentlich das Arschloch, diese elitäre Konstante jeglicher Systematik, nicht auch mal in eine kleinen Küchen- und Blog-Philosophie überführen?
Der Duden definiert das Loch als eine "entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist". Das Arschloch ist insofern ein Kuriosium, denn obgleich Vertiefung und Einbuchtung, wirkt es als tragendes Stützelement. Es ist die substanzlose Säule jedes Systems, die sich ins Innere stülpende Vorrichtung zur Stütze des Gebälks. Das Arschloch ist als Architekturwunder historisch konstant. Zwar führen Architekturbücher als bekannteste Vertreter dorische, ionische und korinthische Säulenordnungen - das Arschloch war aber parallel Tragekonstruktion. Schon im antiken Griechenland baute die sich langsam formierende Ordnung des öffentlichen Lebens auf diesen Nabel des Gesäßes. So votierte zum Beispiel das Arschloch für Sokrates' Tod, um das System jener Stunde nicht ins Wanken zu bringen.
Fristet der Arsch für Sloterdijk sein Dasein im Dunkeln, so hat das Arschloch, als Zentrum dieses Körperteils, ein gut ausgeleuchtetes, im Spot stehendes, trotzdem aber oftmals unterbelichtetes Dasein. Als Auge des Gesäßes wacht es über allerlei Ärsche, in die es tritt. Im Spanischen nennt man es sogar ojo de culo, das Arschauge. Es ist freilich ein blindes Auge. Und eine Ansammlung von Arschlöchern potenziert diese Blindheit - das lehrt schon Gustave Le Bon.
Wie man mehrere Bäume einen Wald nennt, so heißen mehrere Arschlöcher zusammen Eliten. Elite ist der Sammelbegriff wahllos zusammengewürfelter Arschlöcher. Und die landen zwangsläufig immer am Kopf der Tafel, sie sind das Salz jeder systemischen Suppe, die sich der Mensch einbrockt. Sie steigen mit dem System auf und gehen mit ihm unter, um im Rechtsnachfolger abermals aufzublühen. Siehe die Arschlöcher vor 1945, die sich zwischen 1945 und 1949 konsolidierten, um dann ab 1949 wieder wie Scheiße oben zu schwimmen.
Das Arschloch ist ein moralisches Mangelwesen. Der Moralfortsatz fehlt ihm gänzlich. Seine Physiognomie kennt kein Areal, in dem ethisches Gefühl vorrätig wäre. Diese Beschränkung macht es systemrelevant. So kann es Pfeiler jeder Ordnung werden. Das Arschloch passt sich nicht nur an, es nimmt die Ideologie des Systems völlig ins sich auf und bläht es auf und aus und macht es zum alternativlosen Wind. Es ist so das systemische Sprachrohr, die Funktionselite des Betriebes, die "entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist" - gemeint ist hier die Substanz des Anstandes, der Würde, der Rücksichtnahme und der Toleranz. Das Arschloch ist das schwarze Loch, das Substanzen aufsaugt, die das System behindern oder auch nur erschweren.
Die Berichte in den Zeitungen sprechen von Arschlöchern. Von Arschlöchern, die die Armut ausrotten wollen, indem sie zunächst mal die Armen bekämpfen. Von Arschlöchern, die keine Steuern bezahlen und den Sozialstaat als Luxus deklarieren. Von kriegslüsternen Arschlöchern und solchen, die mit allerlei Winden das System der Ausbeutung und Verblödung stützen. Jede Zeit hat ihre Zeitung, die von den Arschlöchern berichtet. Genau genommen bedeutet Zeitung immer nur: ein Blatt voller Arschloch-Geschichten. Systeme können in der besten Absicht begründet werden, früher oder später ist das Arschloch doch wieder oben, macht das System. Die Geschichte aller bisherigen Systeme ist die Geschichte von Arschlöchern. Eichmann und Tibbets, Mielke und McCarthy und die heutigen, die man aus Gründen der juristischen Unantastbarkeit nicht beim Namen nennt.
Das Arschloch ist nicht wie Sloterdijks Arsch Plebejer, Basisdemokrat und Kosmopolit. Es war stets Patrizier, Diktator und Nationalist. Wo oben ist, da ist das Arschloch.
Gleich welches System, welche Ideologie. Am Kopf der Tafel sitzt immer das Arschloch in mehrfacher Ausführung. Im heutigen Kapitalismus ist es so - im Kommunismus war es so. Immer sind sie es, die oben landen. Woher nehmen die Arschlöcher ihren Auftrieb. Haben sie eine geringere Dichte? Ist es ein anatomisches Rätsel? Warum schwimmt nicht nur Scheiße, sondern auch ihre Pforte zur Welt obenauf?
Als Sloterdijk noch ein Philosoph war, nannte er den Arsch den "Clochard unter den Körperteilen", der "sein Dasein im Dunkeln zu fristen" hat. Außerdem befand er, sei der Arsch "der Plebejer, der Basisdemokrat und der Kosmopolit unter den Körperteilen". Denn "auf den Klos aller Herren Länder" sei er heimisch, was so was wie eine "Internationale der Ärsche" sei. "Spielend überwindet der Arsch alle Grenzen, im Unterschied zum Kopf, dem Grenzen und Besitztümer viel bedeuten". Der Arsch sei "eigentümlich zur Philosophie [prädisponiert]", glaubte Sloterdijk damals erkannt zu haben. Warum also eigentlich das Arschloch, diese elitäre Konstante jeglicher Systematik, nicht auch mal in eine kleinen Küchen- und Blog-Philosophie überführen?
Der Duden definiert das Loch als eine "entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist". Das Arschloch ist insofern ein Kuriosium, denn obgleich Vertiefung und Einbuchtung, wirkt es als tragendes Stützelement. Es ist die substanzlose Säule jedes Systems, die sich ins Innere stülpende Vorrichtung zur Stütze des Gebälks. Das Arschloch ist als Architekturwunder historisch konstant. Zwar führen Architekturbücher als bekannteste Vertreter dorische, ionische und korinthische Säulenordnungen - das Arschloch war aber parallel Tragekonstruktion. Schon im antiken Griechenland baute die sich langsam formierende Ordnung des öffentlichen Lebens auf diesen Nabel des Gesäßes. So votierte zum Beispiel das Arschloch für Sokrates' Tod, um das System jener Stunde nicht ins Wanken zu bringen.
Fristet der Arsch für Sloterdijk sein Dasein im Dunkeln, so hat das Arschloch, als Zentrum dieses Körperteils, ein gut ausgeleuchtetes, im Spot stehendes, trotzdem aber oftmals unterbelichtetes Dasein. Als Auge des Gesäßes wacht es über allerlei Ärsche, in die es tritt. Im Spanischen nennt man es sogar ojo de culo, das Arschauge. Es ist freilich ein blindes Auge. Und eine Ansammlung von Arschlöchern potenziert diese Blindheit - das lehrt schon Gustave Le Bon.
Wie man mehrere Bäume einen Wald nennt, so heißen mehrere Arschlöcher zusammen Eliten. Elite ist der Sammelbegriff wahllos zusammengewürfelter Arschlöcher. Und die landen zwangsläufig immer am Kopf der Tafel, sie sind das Salz jeder systemischen Suppe, die sich der Mensch einbrockt. Sie steigen mit dem System auf und gehen mit ihm unter, um im Rechtsnachfolger abermals aufzublühen. Siehe die Arschlöcher vor 1945, die sich zwischen 1945 und 1949 konsolidierten, um dann ab 1949 wieder wie Scheiße oben zu schwimmen.
Das Arschloch ist ein moralisches Mangelwesen. Der Moralfortsatz fehlt ihm gänzlich. Seine Physiognomie kennt kein Areal, in dem ethisches Gefühl vorrätig wäre. Diese Beschränkung macht es systemrelevant. So kann es Pfeiler jeder Ordnung werden. Das Arschloch passt sich nicht nur an, es nimmt die Ideologie des Systems völlig ins sich auf und bläht es auf und aus und macht es zum alternativlosen Wind. Es ist so das systemische Sprachrohr, die Funktionselite des Betriebes, die "entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist" - gemeint ist hier die Substanz des Anstandes, der Würde, der Rücksichtnahme und der Toleranz. Das Arschloch ist das schwarze Loch, das Substanzen aufsaugt, die das System behindern oder auch nur erschweren.
Die Berichte in den Zeitungen sprechen von Arschlöchern. Von Arschlöchern, die die Armut ausrotten wollen, indem sie zunächst mal die Armen bekämpfen. Von Arschlöchern, die keine Steuern bezahlen und den Sozialstaat als Luxus deklarieren. Von kriegslüsternen Arschlöchern und solchen, die mit allerlei Winden das System der Ausbeutung und Verblödung stützen. Jede Zeit hat ihre Zeitung, die von den Arschlöchern berichtet. Genau genommen bedeutet Zeitung immer nur: ein Blatt voller Arschloch-Geschichten. Systeme können in der besten Absicht begründet werden, früher oder später ist das Arschloch doch wieder oben, macht das System. Die Geschichte aller bisherigen Systeme ist die Geschichte von Arschlöchern. Eichmann und Tibbets, Mielke und McCarthy und die heutigen, die man aus Gründen der juristischen Unantastbarkeit nicht beim Namen nennt.
Das Arschloch ist nicht wie Sloterdijks Arsch Plebejer, Basisdemokrat und Kosmopolit. Es war stets Patrizier, Diktator und Nationalist. Wo oben ist, da ist das Arschloch.