Den Verfilmungen von Jane Austen Romanen haftet immer etwas Schmalziges an. “Eine Liebesgeschichte um…”, “Ein Drama, dass…” Selten versuchte sich bisher jemand an einer Adaption, die mehr den Humor in den Mittelpunkt stellt. Jane Austen und Humor, fragt man sich da? Ja, natürlich. Sie war Britin und hatte damit nicht nur die bekannte und ausgeprägte Ader für dramatische Romantik, sondern eben auch diesen ganz speziellen, süffisanten britischen Humor. Den versucht Regisseur Whit Stillman (der wunderbare 1990er Metropolitan stammt von ihm, als auch Algebra of Love mit Greta Gerwig) mit seinem Film Love & Friendship einzufangen.
Love & Friendship basiert auf den in Briefform geschriebenen Roman “Lady Susan”, der vermutlich in 1794 entstand, aber erst nach Jane Austens Tod in 1871 veröffentlicht wurde. Der Film erzählt die Geschichte von der trocken-humorigen und kalkulierenden Lady Susan (Kate Beckinsale), die es sich zum Ziel setzt, den etwas trotteligen Sir James Martin (Tom Bennett) zu ehelichen, obwohl dieser eigentlich ihrer eigenen Tochter Frederica (Morfydd Clark) versprochen ist. Aber wenn es um Reichtum und Wohlstand geht, dann liegt Lady Susan nichts ferner als die eigene Familie.
Kate Beckinsale als Lady Susan in „Love & Friendship“
Kate Beckinsale hat sichtlich Spaß an ihrer Rolle der biestig, berechnenden Zynikerin innerhalb des Jane Austen Universums. Hier darf sie eine Dame spielen, die von Regisseur Stillman absolut in den Mittelpunkt gerückt wird. Lady Susan übernimmt die Handlung des Films, wie auch Beckinsale die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Man kann Love & Friendship als filmische Austen-Adaption verstehen, die allein für Beckinsale entstanden ist. Beckinsale ist eine dieser talentierten Hollywood-Damen, die neben dem Underworld-Franchise leider nie zu mehr Stardom gekommen ist, obwohl ihr Spiel facettenreich wie gut ist, sofern sie das richtige Material an die Hand bekommt.
Die anderen Darsteller bleiben überwiegend blass. Da hilft es auch nicht, dass sie zu Beginn des Films in feinen Schriftzügen mit Namen und Charakterisierung vorgestellt werden. Viel Glück, wer sich das alles merken möchte und wie dort wer mit wem in Verbindung steht. Am besten man behält einfach nur Beckinsale im Auge, dann wird man wenig Probleme haben das große Ganze zu verfolgen (sie manipuliert alle um für ihr eigenes Wohlergehen zu sorgen).
Einzig Tom Bennett hält ihrem Schauspiel entgegen. Er wird schon zu Anfang als “etwas schwierige Persönlichkeit” vorgestellt, womit der Film uns sagen möchte: Er ist ziemlich einfältig und dumm. So erfreut er sich beim Dinner an kleinen grünen Kugeln, fragt was das denn sei und bekommt trocken “Erbsen” zu hören. Oder er wundert sich über den Ort Churchill, da er ewig lange sowohl eine Church (eine Kirche) als auch einen Hill (einen Hügel) gesucht habe, aber nichts von beiden gefunden hätte. Ja, Tom Bennett spielt diesen Sir James Martin mit liebenswürdiger Dummheit, die uns ein Lächeln auf das Gesicht zaubert und gemeinsam mit der intriganten Kate Beckinsale für beste Unterhalten in einer Jane Austen-Verfilmung sorgt.
Kate Beckinsale bittet zum Tanz.
Der Rest ist Standard, wenn auch hübsch anzusehen. Natürlich kommt eine Jane Austen-Adaption mit großartigen Kostümen daher. Die Sets sind altehrwürdig-britisch, während die Kamerabilder ein Theater-Feeling bescheren. Das sorgt allerdings auch dafür, dass wir uns weniger wie in einem Kinofilm fühlen und mehr einen Fernsehfilm vor Augen haben.
Die Handlung gleicht ebenfalls vielen anderen Austen-Filmen, was nicht am Film, sondern an den jeweiligen Vorlagen liegt. Es werden Briefe hin- und hergeschickt, theatralisch geöffnet und gelesen. Es gibt Spaziergänge durch die beschauliche Landschaft, bei denen dann natürlich Klatsch und Tratsch ausgetauscht wird.
Es ist allerdings der Regie von Whit Stillman und dem Spiel von Kate Beckinsale und Tom Bennett zu verdanken, dass dieser Adaption mehr Leben und Witz als üblich eingehaucht worden ist. Dennoch wird man danach kein Jane Austen-Fan sein, wenn man es nicht ohnehin schon einer gewesen sein sollte.