Eine Hymne an die Vielfalt ODER warum wir alle Stühle sind (Copyright: Alessa von My-Dress-Codes.de)
Heute ist eine Premiere: Ich begrüße eine Gastautorin auf meinem Molli-Blog. Ich freue mich, denn sie hat mich durch ihre schönen Worten daran erinnert, wie es damals war, als ich meinen Molli-Blog angedacht und schließlich gestartet habe (Mollis Motivation). Danke für deine Hymne an die Vielfalt, Alessa.
Folgender Artikel wurde von Alessa (www.my-dress-codes.de) geschrieben:
Es gibt solche Orte, die findet man ganz zufällig und man schließt sie sofort ins Herz. Weil sie besonders sind. Neulich war ich in einem Café und das war so ein Ort… Schon beim Betreten verliebe ich mich in die Art dieses kleinen Lokals, da war etwas Erfrischendes, etwas Belebendes. Irgendwas hat mich verzaubert und ich wusste nicht einmal sofort, was das war…. Ich hab ein paar Minuten gebraucht, bis ich es rausfinden konnte.
Und dann, ping, ging mir ein Licht auf. Es war die Einrichtung: Jeder Stuhl in diesem Café war anders. Da stand ein pink angestrichenes Holzstühlchen, zierlich und fein mit einer Macke an der Rückenlehne. Daneben thronte ein weißer Stuhl, Kunststoffschale und Chromfüße, schlichte Eleganz. Gegenüber: Ein korpulenter Stuhl aus mächtigem Korbgeflecht neben einem quirligen Polsterstühlchen, bezogen mit großen, samtigen Blumen.
Kein Geld gehabt für ordentliche Möbel!? – könnte man jetzt sagen. Mag sein.
Aber ich sage: Diese Stühle standen da und sie lachten mich an, jeder einzelne. Der Laden lebte, jeder Stuhl erzählte eine Geschichte. Sie waren wie Menschen, jeder anders. „Deswegen kommen wir hierher“, sagen die Leute, die fast jeden Tag im Café sitzen. Manche Menschen kommen hier gar nicht her, es gefällt ihnen nicht. Sie wollen lieber, dass alle Stühle gleich aussehen.
Über meinem Kopf machte sich ein Fragezeichen breit: Wieso eigentlich? – wieso sollen und wollen alle gleich aussehen? Wieso sind da diese festgefahrenen Idealmaße in den Köpfen der Menschen? Warum kämpfen junge Frauen gegen das Unglücklichsein, weil ihre Figur nicht diesen Vorstellungen entspricht? Wieso wollen sie aussehen, wie die Damen auf den großen Werbetafeln, und zwar am liebste GENAU so!? Anders formuliert – wäre dieser Wunsch im übertragenen Sinne nicht genau dieser: „Wir alle wollen weiße Stühle sein“!?
Stellt euch nur vor… alle gleich. Alle Frauen mit Kleidergröße 36/38, alle Frauen blond und vielleicht mit großen Brüsten. Alle Männer mit Sixpack und alle Kinder hochbegabt und zuckersüß. Da kommen wir ja aus dem Gähnen nicht mehr raus…
Als ich aus dem Café ging, da trällerte ich ein kleines Lobeslied: Eine Hymne auf die Vielfalt. Die Vielfalt aller Menschen. Stellt euch nur vor, wir alle würden gleich aussehen!? Wäre das nicht schlimm? Klar, unsere Organe brauchen irgendeine Hülle… aber ist es nicht klasse, dass sie bei jedem anders aussieht?
Menschen sind also – mit Verlaub gesagt – wie Stühle. Manche sind quirlig und manche sind schlicht und elegant. Manche sind zierlich und manche sind korpulent und mächtig. Manche sind schrill, manche zurückhaltend, bei manchem blättert die Farbe ab – so what!? Es macht sie liebenswert!