Eine Formel1 Runde in Spa lehrte mich Demut

Renn-Simulationen waren schon immer ein Faible von mir. Auch wenn ich seit Jahren keine mehr gespielt habe. Vor ein paar Wochen habe ich dann eine Lebenslektion im Formel-1-Simulator von Shell und Ferrari bekommen :)

Ich war mit Shell beim Formel1 Rennen in Spa. Im hinteren Bereich der Shell-Lounge war ein Formel1 Simulator aufgebaut, der in dieser Form nur ein paar Mal auf der Welt existiert:

  1. Bei der Scuderia Ferrari in Fiorano um neue Fahrer zu trainieren
  2. Bei Alonso im Wohnzimmer um sich selbstzu trainieren
  3. Bei Shell um Menschen ein Gefühl dafür zu geben, wie es ist einen Formel1 Ferrari zu fahren

Zu dem Zeitpunkt war es auch der einzige Simulator, der schon vollumfänglich die Regeländerungen der Saison 2014 verpasst bekommen hatte – inklusive der neuen 6 Zylinder Motoren.

Normalerweise mache ich weder Preisausschreiben noch Wettbewerbe mit

Ich bin zwar kein schlechter Verlierer. Aber wenn es schon um etwas geht, dann bin ich schon sowas, was man im englischsprachigen Raum “competitive” nennt. Als am Morgen des Samstag Fernando Alonso in der Shell-Lounge zu Gast war und eine Modellversion seines Helmes signiert hat, habe ich mir noch nichts dabei gedacht.

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Dann hieß es, der Helm geht an den schnellsten Fahrer des Tages im Simulator. “Pffff. Ja ok, macht Ihr mal Euer Rennen. Gestern hat ein 15-jähriger Knirps mit einer 1:47 abgeräumt. Meine Virtual Racing Tage mit LfS.net sind vorbei und Geoff Crammond ist ja auch schon lange in Rente. Außerdem war an dem Simulator eine durchgehend lange Warteschlange, da wollte ich die Zeit dann doch lieber zum Photographieren nutzen.

Als ich dann hörte, dass unsere Gruppe von 12 bis 13 Uhr den Simulator für sich hätte, sah die Welt schon etwas anders aus. Kein Warten und wir liefen ja eh außer Konkurrenz. Also könnte ich ja mal ein paar Runden drehen. Punkt 11:45 stand ich neben dem halben Ferrari-monocoque mit den 2 Beamern unter dem angedeuteten Heckflügel. Nur um von den Instruktoren darauf hingewiesen zu werden, dass es auch für unsere interne Gruppe eine Warteliste gibt. Hmpf. Hatte mir niemand gesagt. Als Letzter auf der Liste verschwand ich genervt wieder aus der Simulator-Lounge und ging zurück ins Porsche-Cup Fahrerlager und suchte nach dem Team, das hier aus Gütersloh kommt.

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Clevererweise hatte ich mir genau den Zeitpunkt ausgesucht, an dem es für die 911er auf die Strecke ging. Nochmal Hmpf und wieder zurück zum Simulator. Einer der Engländer die bei uns in der Gruppe waren, war schon am Tag vorher dran gewesen und ließ mir netterweise den Vortritt. So konnte ich die letzten 2 Runden meines Vorgängers beobachten und ein bisschen die Strecke lernen.

Eingezwängt in 500.000 EUR Hightech

In einer halben Million Euro als echtes Auto zu sitzen ist ja schon beeindruckend. Aber von der gleichen Summe in einem Simulator zu sitzen durchaus auch Ehrfurcht gebietend – mit dem Unterschied, dass man hier nichts kaputt machen kann. In den Unterhaltungen vorher hatte ich mitbekommen, dass das Bremspedal wohl nur ein unbeweglicher Drucksensor sein sollte. Quasi ein Brett. Tatsächlich erklärte mir mein Instruktor aber, dass das Bremspedal auf Alonsos Fahrweise eingestellt war. Es bewegte sich nur wenige Millimeter. Wenn der Instruktor rief “VOLL BREMSEN!” dann bedeutete das, dass ich mich am Lenkrad festhaltend mit aller Kraft mit dem linken Bein in die Bremse stellen sollte, sodass ich vollständig aus dem Hartplastiksitz gehoben wurde. Und das war nur eine Testbremsung bei 60 km/h in der Boxengasse. Na Prost, Mahlzeit.

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Die Perspektive und Position im Auto ist wirklich gewöhnungsbedürftig und weit entfernt von allem, was man so kennt. Selbst in einem Kart sitzt man bequemer. Vor allem hat man in einem Kart bessere Sicht. Im F1-Auto liegst Du so tief mit dem ganzen Körper, dass die Hälfte des Gesichtsfeldes von Lenkrad und Rest-Cockpit eingenommen wird. Die Strecke vor Dir musst Du kennen und erahnen.

Die erste Runde war nur lockere Einführung. Auf der zweiten durfte ich schon schneller unterwegs sein. El Instructore gab mir vor jeder Kurve Kommandos, in welchen Gang ich runterschalten sollte, welche Geschwindigkeit in etwa anliegen musste und ob die Kurve rechts oder links rum ging. Meine letzten virtuellen Kilometer in Spa sind einige Jahre her und fanden in einem Schreibtischstuhl hinter einem Logitech Momo Racing-Wheel statt. Also war ich für jeden Tip dankbar. Der Simulator bot als physikalisches Feedback nur leichtes in die Kurve legen.

Einfach tun was der Instruktor sagt

Darauf zu hören, was andere Menschen sagen, fällt mir manchmal durchaus schwer ;) Hier war mir sofort klar, wenn ich einigermaßen sauber und unblamabel aus dem roten Monocoque aussteigen will, muss ich auf die Anweisungen vom Meister hören, der neben mir hockte.

Mit Vollgas die Eau Rouge hoch in den Himmel fahren und dann die schnelle Kurvenkombination danach ohne zuviel lupfen zu nehmen kostet auch in einem Simulator einiges an Überwindung. In der ersten Runde tastete ich mich nur langsam ran. Denn auch die Reifentemperatur wurde simuliert und ich habe bei meinem Vorgänger selbst in der zweiten Runde noch gesehen, wie er sich wegen zuviel Gas geben gedreht hat.

Shell at the Belgium F1 Grand Prix

Besonders aus der langsamen Haarnadel-Kurve vor Start-Ziel sauber und mit viel Schwung rauszukommen war ne Herausforderung.

Blöderweise hatte ich mich vertan und dachte, ich könnte 4 Runden hinlegen und schaute etwas blöd aus der Wäsche als nach Runde drei der Bildschirm schwarz wurde und mir mein Einweiser begeistert auf die Schulter haute:

“Hammer! Das war die schnellste Zeit heute! 2:03!”
“Ähm. Im Ernst jetzt? Ich habe doch einfach nur das gemacht, was Du gesagt hast?”
“Ja eben. Das hat bis jetzt noch keiner gemacht ;-) Sehr sauber gefahren! Mit einiger Luft nach oben!”
“Ja, ungefähr 20 Sekunden :-)”
“Hey sei nicht zu hart mit Dir.”

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simelfie

Die zitternden Hände beim Aussteigen hatte ich nicht nur wegen des Adrenalinkicks, sondern wegen der körperlichen Anstrengung, die bereits diese Simulation auslöste. Nicht auszudenken, wie man sich in einem echten Formel 1 Auto fühlen muss. In dem man eine MENGE kaputt machen kann – insbesondere sich selbst. Mein Ausflug in die Erfahrung “Wie fühlt sich Formel 1 Fahren an” in der kuscheligen Shell-Lounge dauerte etwa 6 Minuten. Nimm das ganze mal 20 und Du hast die Belastung, die Alonso, Kimi und Kollegen auszuhalten haben.

Hut ab!

Und was war jetzt mit der Demut?

Nach mir fuhr dann Hunter von digitalSpy aus England. Was soll ich sagen? Er hat ne 2:00 hingelegt. Gar nicht mal so weit weg von meiner Zeit. Und kurz bevor es zurück ins Hotel ging meinte unsere Ansprechpartnerin von Shell “Wir müssen noch auf die Siegerehrung warten – Jemand aus unserer Gruppe hat Alonso Helm gewonnen”.

Ok, das war dann der Moment in dem ich blass wurde. “Hunter?” fragte ich? Crystal grinste nur.

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Tja. Naja, wenigstens anfassen durfte ich “den Pott” wenigstens mal ;)

Hätte ich mich mal ein paar Minuten zum beobachten und Strecke einprägen in die Schlange gestellt, könnte Alos Kopfbedeckung nun auch bei mit im Regal stehen.

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