Eine Babypause zum Wohle des Kindes

Heute: Babypause

Ein Gastbeitrag von Markus Vollack. 

"Bundesgesundheitsminister Bahr entdeckt die Familie. Nach Geburt seines ersten Kindes will er pausieren. Genau drei Wochen. Das Handy bleibe aber an, versichert der Mann." - manager-magazin.de vom 17. Mai 2013 -

Nomen non est omen

Der Begriff »Babypause« ist in den Massenmedien ein oft verwendetes Wort. Es ist ein Synonym für die Elternzeit, in der die Eltern sich intensiv um ihr neues Leben kümmern. Während »Elternzeit« jedoch wertneutraler ist, suggeriert die »Babypause« als würde Frau einen vom Unternehmen bezahlten Urlaub wahrnehmen. Babybilder, emotionale Reaktionen und Glückwünsche sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Begriff eher negativ besetzt ist, da die »Babypause« oft als »Karriereknick« gewertet wird. 

Wer macht eigentlich von wem eine »Pause«? Jeder, der schon mal Kinder großgezogen hat, weiß, dass Kinder großziehen und Haushalt führen kein Urlaub oder gar eine Pause ist, sondern dass es unbezahlte Arbeiten sind. Der Begriff ist insofern kinder– und hausfrauenfeindlich, weil er suggeriert, die wirkliche, echte und harte Arbeit sei nur die bezahlte Arbeit. Er unterstreicht den Arbeitsfetischismus der vermeintlichen Leistungsgesellschaft, die vor allem in der Ideologie selbst, aber weniger in der Realität existiert. So schreibt Tanja Tricarico, am 17. Mai 2013 aufwelt.de im Artikel »ein Karriereschub ist auch in der Elternzeit möglich«, man solle die »Babypause nutzen«:

Während ihrer Elternzeit hatte sie ständigen Kontakt mit ihrer Firma, hielt sich über neue Entwicklungen auf dem Laufenden, wählte sich in Telefonkonferenzen ein [...] Während die junge Mutter lernt, macht der zehn Monate alte Marlon einen Mittagsschlaf.

Ganz so, als würde es sich die frisch gebackene Mama zuhause stets auf dem Sofa gemütlich machen, während der Kleine den ganzen Tag nur schlafen würde. Sich aktiv um das Kind kümmern, sich Gedanken um die Erziehung machen, spazieren und in die Natur gehen, soziale Kontakte pflegen, für die Familie da sein, aus Büchern vorlesen, mit dem Kind singen und spielen, Mutter-Kind-Gruppen besuchen (wie beispielsweise Baby-Schwimmen)  und vieles andere — dafür sollte die Elternzeit da sein. Es ist schon bezeichnend, dass Kinder heutzutage meist mit einem Jahr schon zur Kita gezwungen werden, weil das volle Elterngeld nur ein Jahr gezahlt wird und die meisten Eltern wieder arbeiten gehen müssen, um finanziell über die Runden zu kommen.

Die Chefin der Jungen Unternehmer gibt Frauen eine Mitschuld daran, dass sie so wenig verdienen. Ihr Vorschlag: In der Babypause als Urlaubsvertretung einspringen – dann klappt’s später auch schneller mit der Rückkehr in den Job.

focus.de vom 20. März 2013

Der Begriff »Babypause« denunziert das Mutter-Dasein als notwendiges Übel für zukünftige Fachkräfte und Lohnarbeiter. Es ist die Sprache der kalten, neoliberalen-rational-choice-BWL-Schnösel, für die Eltern– und Erziehungsarbeit, leistungslose und damit wertlose Arbeit ist. Es ist die Sprache der Personaler, die Frauen in Bewerbungsgesprächen fragen, ob sie denn Kinder wollen. Und es ist die Sprache von kinderfeindlichen Unternehmen und Ökonomen, die schwangere Frauen am liebsten loswerden wollen, weil sie Kinder stets als eine Belastung betrachten.


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