Einchecken im “Hotel Transsilvanien”

Einchecken im “Hotel Transsilvanien”

© Sony Pictures Releasing GmbH / Die Monsterband feiert den 118. Geburtstag von Draculas Tochter im “Hotel Transsilvanien”.

Seit Pixar Animations „Die Monster AG“ wissen wir, dass es eigentlich die Menschen sind, die als gruselige Wesen Unruhe stiften, sie die Welt der Monster und Ungeheuer terrorisieren. Diese wollen eigentlich in Frieden leben, wollen nichts mit dem Ungetüm namens Mensch zu tun haben. In mancherlei Hinsicht ist das sicherlich allzu nachvollziehbar. Deswegen ist es auch gar nicht so weit hergeholt, wenn die klassischen Filmmonster, vor denen sich die Menschen seit jeher in Film, Fernsehen und aus Mythen und Märchen stammend, gruseln, sich eigentlich auch gar nicht großartig mit uns einlassen wollen. Graf Dracula ist ein überorganisierter Vater, der seine Tochter vor der grausamen Menschenwelt bewahren will, seine Freunde suchen Zuflucht in einem von ihm erbauten transsilvanischen Hotelkomplex. Hier residieren zum 118. Geburtstag des Dracula-Nachkömmlings eine gestresste Werwolf-Großfamilie, der Unsichtbare, Frankenstein und seine Braut oder aber auch der Glöckner von Notre Dame, Yeti und was man sich nicht noch alles so an Monstern vorstellen kann – und sie alle wollen Urlaub und Entspannung von der Gattung Mensch.

Denn wenn es um Menschen geht, möchte man diesen bestmöglich aus dem Wege gehen – mal ganz davon abgesehen, dass man als Vampir die Sonne scheut, stresst es Mumien, Glibbermonster und sonstige Fantasiegeschöpfe schon, sich stets in der Nacht, in dunklen Ecken verstecken zu müssen, nicht frei und offen die Monster sein zu dürfen, die sie nun einmal sind. Dabei verkommt Graf Dracula in seiner Rolle als Vater zu einem fast ähnlichen Geschöpf, verbietet er doch seiner Tochter Mavis die große weite Welt zu sehen, darunter Hawaii, den Ort an dem er damals seine große Liebe und Mavis’ Mutter kennenlernte. Er tischt ihr Lügen auf, versucht die Menschen als bösartig hinzustellen und gewährt ihr somit ebenfalls nicht den Wunsch, so sein zu dürfen, wie sie eigentlich sein möchte: frei, auf Reisen und unter Menschen. Das lässt sich jedoch schnell ändern, dafür ist eine Filmhandlung nun einmal da: Jonathan entdeckt das Schlosshotel, ein ganz normaler Junge, ein Mensch, der sich verirrt und auf einmal unter den Monstern wandelt, unerkannt, von Dracula in ein Kostüm gesteckt, womit auch er nicht so in Erscheinung treten darf, wie er gerne würde. Dann jedoch wirft Tochter Mavis ein Auge auf den menschlichen Globetrotter und für Dracula wird eine bisher gut behütete Welt auseinander fallen, die durch Vorurteile zusammen gehalten wurde, sich nun in lauter Fehleinschätzungen aufzulösen droht.

 

Einchecken im “Hotel Transsilvanien”

Graf Dracula mit seiner Tochter Mavis.

Mancherlei lustige Monster-Anekdote findet sich in „Hotel Transsilvanien“ wieder, die Drehbuchautoren Peter Baynham und Robert Smigel verwickeln die unterschiedlichsten Horrorgestalten in einen großen Gemeinschaftsurlaub, bei dem Yetis die Hoteltoiletten überfluten, Zombies als willenloses Hotelpersonal umher schlurfen und sich Skelette, die unter der Dusche überrascht werden, ihrer Nacktheit schämen. Der Humor ist rasant, man nimmt sich kaum Auszeiten, erinnert an vielen Stellen an die Komödien eines Adam Sandlers, im englischsprachigen Original die Synchronstimme des Draculas. Aber hier sei Entwarnung gegeben, trotz Sandlers Involvierung – ebenso spielt „Der Chaos-Dad“-Kollege Andy Samberg mit – bleibt der Humor erträglich, an vielen Stellen sogar recht unterhaltsam: Gerade wenn Werwolf-Papa Wayne übernächtigt und mit rot unterlaufenden Augen in seinem Bett liegt, umgeben – oder eher belagert – von seinen Sprösslingen, drängt sich auch in der Werwolf-Familie die harte Bürde der Elternschaft auf.

In der deutschen Synchro wiederum, werden zumindest Kenner der Fernsehserie „Türkisch für Anfänger“ eine Zusammenkunft erleben, die beiden ineinander verliebten Teenager – Vampirmädchen Mavis und Menschenjunge Jonathan – werden von Josefine Preuß und Elyas M’Barek gesprochen. Sie setzen die beiden Figuren amüsant in Szene, den hyperaktiven Jonathan, der abenteuerlustig über einen unheimlichen Friedhof, durch einen finstern Wald wandert um zu dem Schloss zu gelangen, ist mehr in seinen Rucksack verliebt, als das er sich um die Monster Sorgen machen würde. Überhaupt hat er wenig Berührungsängste, spielt den Vorzeigemenschen, der dennoch nicht für seine Spezies bürgen kann: Es gibt eben solche und solche, aber Jonathan hier, gehört ganz eindeutig zur guten Seite. Mavis ist das aufmüpfige Teenager-Girl, total hip, will die Welt erkunden, bleibt aber eingesperrt in diesen vom Vater erbauten Gemäuern. Es erinnert an – um eine weitere Animationsschmiede hinzu zu ziehen – Disneys „Rapunzel“, die Prinzessin hoch oben in ihrem Turm, wird sie von der bösen Ziehmutter gefangen gehalten. Draculas Absichten sind ein wenig besserer Natur, er sorgt sich, will sein Kind schützen, nur deswegen lässt er auch ein falsches Menschendorf errichten, verkleidet seine Zombie-Untergebenen als herum wandelnde Menschengeschöpfe, die Mavis bei einem Ausflug in das Dörfchen mit Forken und Fackeln vertreiben wollen.

 

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Graf Dracula sorgt dafür, dass Jonathan als Monster durch sein Schloss wandelt.

Das auch Sony Animation Pictures, das Studio hinter dieser Produktion, nicht davor zurück schreckt, dem Film ein Happy End zu bescheren, dürfte von vornherein klar sein, auch die Erkenntnis Draculas, wie auch den übrigen Monstern, dass die Menschen sie inzwischen mehr feiern als fürchten, kommt zu Halloween gerade recht. Papa Fledermaus macht dann noch die rettende flatter, wird geläutert und ermöglicht allen Beteiligten das ersehnte Ende, leidet dafür ein paar Sonnenverbrennungen, die es allerdings Wert zu sein scheinen. Der modere Untote mit Faible zu traditionsbewussten Partyspielchen, die wenig gefährlich anmuten – Bingo! – mutiert zum modernen Entertainer, der am Ende mit seinen monströsen Kumpels auf der Bühne rappen darf. Das ist dann weniger Dracula und wieder mehr Adam Sandler. Und in diesen Momenten merkt man als Zuschauer dann immer, dass die Monster in „Hotel Transsilvanien“ ein wahres Wort sprechen: Die Menschen sind wahrlich gruseliger als Dracula, die Mumie, Zombies, Hexen und Co.

Denis Sasse


Einchecken im “Hotel Transsilvanien”

“Hotel Transsilvanien“

 

 

Originaltitel: Hotel Transylvania
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2012
Länge: ca. 92 Minuten
Regie: Genndy Tartakovsky
Synchronsprecher: Rick Kavanian, Josefine Preuß, Elyas M’Barek, Nora von Waldstätten

Deutschlandstart: 25. Oktober 2012
Offizielle Homepage: hotel-transsilvanien.de

 


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