Bühne mit den Wiener Symphonikern / Fotos: Daniel Weber
Das erste Mal hat das offizielle Österreich den 8. Mai gefeiert – den Jahrestag der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus im Jahr 1945. Bundesregierung, Stadt Wien, das Mauthausen-Komitee und die Wiener Symphoniker luden zu einem Gratiskonzert am Heldenplatz. Das “Fest der Freude” wurde zum Volksfest.
Menschenmassen liegen im Gras, lauschen den Wiener Symphonikern, ZeitzeugInnen, den Spitzen der Bundes- und der Wiener Stadtregierung, machen den 8. Mai zum Volksfest. Jungfamilien spielen mit ihren Babys.
So fröhlich ist es noch nie in Wien an einem 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus zugegangen. Noch nie hat das offizielle Österreich die Befreiung so gefeiert wie an diesem Abend. So, wie es in vielen anderen europäischen Ländern üblich ist. Noch im Vorjahr gab es nur eine Gedenkveranstaltung im Parlament – auch das war schon eine kleine Revolution. Der Umgang Österreichs mit dem Nationalsozialismus war immer ein verkrampfter.
Bei aller Fröhlichkeit hat auch dieser Abend ein wenig den Charakter einer Notlösung. Willy Mernyi vom Mauthausenkomitee Österreich und der neue Verteidigungsminister Gerhard Klug (SPÖ) haben diesen Abend auch initiiert, um unangenehme Erinnerungen zu vermeiden. Bis zum Vorjahr gedachten hier deutschnationale Burschenschafter am 8. Mai der Kriegstoten. Offiziell waren immer alle Toten gemeint. Kritiker hatten daran immer ihre Zweifel und sagten, die Burschenschafter würden vor allem die Niederlage der Wehrmacht betrauern. Dass immer wieder Rechtsradikale und Neonazis auf diesen Burschenschafter-Feiern gesichtet wurden, spricht zumindest für die offizielle Variante der Schlagenden. Im Vorjahr stießen sie erstmals auf großen Widerstand.
Zu sehen waren die Burschenschafter heuer nicht. Offiziell verkündeten sie, sie würden “in Zivil” teilnehmen und auf Aktionismus verzichten – ohne den “Wichs”, ihre traditionelle Montur. Überprüfbar waren diese Ankündigungen nicht.
Christoph Baumgarten